Z Orthop Unfall 2007; 145(3): 331-337
DOI: 10.1055/s-2007-965348
Handchirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist die winkelstabile, palmare 3,5-mm-T-Platte die Lösung für dislozierte, distale Radiusfrakturen?

Is the Locking, 3.5 mm Palmar T-Plate the Implant of Choice for Displaced Distal Radius Fractures?P. C. Strohm1 , C. A. Müller2 , P. Helwig1 , B. Mohr1 , N. P. Südkamp1
  • 1Department für Orthopädie und Traumatologie, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie, Städtisches Klinikum Karlsruhe
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Publication Date:
03 July 2007 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Die Behandlungsmöglichkeiten von Frakturen des distalen Radius sind vielfältig, einen „golden standard“ nach den Kriterien der „evidenzbasierten“ Medizin gibt es nicht. Nach der Literatur eignet sich zur Stabilisierung vieler Frakturtypen die palmare Plattenosteosynthese. Durch die Einführung winkelstabiler Implantate erweitert sich möglicherweise das Indikationsspektrum für diesen Typ palmare Platte. Ziel unserer Arbeit war die Evaluation der Behandlungsergebnisse mit einer winkelstabilen, palmaren Platte in unserer Klinik. Patienten/Material und Methoden: Retrospektiv wurden alle distalen Radiusfrakturen erfasst, ausgewertet und nach dem Martini-Score nachuntersucht, welche zwischen 5/02 und 5/04 mit einer winkelstabilen, palmaren 3,5-mm-Radius-T‐LCP behandelt wurden. Der Martini-Score erfasst sowohl subjektive als auch objektive Parameter und beinhaltet zusätzlich das radiologische Ergebnis. Ergebnisse: Im Zeitraum von 5/02 bis 5/04 wurden in unserer Klinik 93 Frakturen des distalen Radius mit einer winkelstabilen, palmaren 3,5-mm-T‐LCP stabilisiert. Die Akten und Röntgenbilder aller Patienten konnten ausgewertet werden, 76 (82 %) Patienten konnten nachuntersucht werden. Das Alter lag im Median bei 59 (17/88) Jahren, das Geschlechterverhältnis war fast ausgeglichen, ebenso die betroffene Seite. Operiert wurden 23 A-Frakturen, 7 B-Frakturen und 73 C-Frakturen entsprechend der AO-Klassifikation. An postoperativen Komplikationen traten 1 Sudeck-Reflexdystrophie, 3 Karpaltunnelsyndrome, 2 Pseudarthrosen, 1 Wundrevision, 1 verzögerte Knochenheilung mit konsekutiver Spongiosaplastik, 3 Implantatlockerungen, 1 Plattenbruch und 1 verbogene Platte auf. In einem Fall einer komplexen Fraktur kam es intraoperativ zu einer N. medianus-Verletzung, die genäht werden musste. Repositionsverluste wurden radiologisch nicht beobachtet. Die Ergebnisse des Martini-Score lagen im Median bei 33 (9/38) von 38 erreichbaren Punkten, dies entspricht einer Einschätzung mit der Note „gut“. Schlussfolgerung: Nach unserer Erfahrung und anhand der beschriebenen Ergebnisse dieser Studie halten wir die winkelstabile 3,5-T‐LCP für ein geeignetes Implantat zur Stabilisierung vieler distaler Radiusfrakturen der AO-Typen A - C. Schwierigkeiten bereiten nur kleine oder schmale Gelenkfragmente, in denen die 3,5-mm-Schrauben keinen Halt finden. Nicht indiziert ist die Platte bei vielen C3-Frakturen. Die Ergebnisse wurden durchschnittlich sowohl objektiv als auch subjektiv mit gut bewertet, es traten keine Repositionsverluste auf. Im Hinblick auf die Literatur sind die Ergebnisse nicht deutlich besser als mit anderen Stabilisierungsverfahren, jedoch auch gut. Daraus ergibt sich die Frage, ob die Vorteile der winkelstabilen 3,5-mm-T‐LCP die höheren Kosten gegenüber den nicht-winkelstabilen Platten rechtfertigen. Die Überlegenheit der winkelstabilen Platte zeigt sich in der Auswertung der Röntgenbilder im Verlauf, es trat kein Repositionsverlust in unserem Kollektiv auf.

Abstract

Background: There are many different possibilities for the treatment of the distal radial fracture. According to evidence-based medicine there is no gold standard for the treatment of this fracture. With the development of locking plates, the spectrum of indications for plate osteosynthesis has possibly increased. The aim of our investigation was the evaluation of the clinical results after stabilisation of distal radial fractures with the locking, 3.5 mm T‐LCP. Material and Methods: In a retrospective study we analysed all patients with distal radial fractures treated with a 3.5 mm T‐LCP between 05/02 and 05/04. The complete medical histories and X-rays were analysed and a clinical follow-up examination with the Martini score was performed. Results: 76 from 93 patients (82 %) could be examined for the follow-up, the average age was 59 years (17/88). According to the AO classification of Mueller and Nazarian we had 23 A-fractures, 7 B-fractures and 73 C-fractures. After reduction and plate osteosynthesis we found no secondary displacement. The median of the overall results according to the Martini score was 33 from 38 points (9/38). As far as complications were found 1 CRPS, 3 CTS, 2 pseudarthroses, 1 wound infection, 1 delayed bony union, 3 implant failures, and 1 broken plate (after a new injury). In one case the median nerve was cut during operation and a suture was performed. Conclusion: According to our results the 3.5 mm T‐LCP is a good implant for the stabilisation of diplaced distal radius fractures if the fragments are not too small for the 3.5 mm screws. The anatomic reduction is maintained and the X-rays show very good results. Compared with other investigations we must ask ourselves if the benefit of the locking plates justifies its use as compared with non-locking (conventional) plates.

Literatur

Dr. Peter Christian Strohm

Department für Orthopädie und Traumatologie
Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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