Zusammenfassung
Ziel der Studie: Die vorliegende Studie beruht auf einem Arbeitsauftrag des Bayerischen Staatsministeriums
für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit dem Ziel, das zukünftige Versorgungsangebot
in unterschiedlichen ärztlichen Berufsfeldern in Bayern zu untersuchen.
Methodik: In einer Voruntersuchung wurden Statistiken der Bayerischen Landesärztekammer (BLAEK)
bezüglich der Verteilung der Ärzte auf Tätigkeits- und Fachbereiche nach dem Geschlecht
über einen längeren Zeitraum (2000-2004) ausgewertet. Im Frühjahr 2004 wurde dann
ein Fragebogen an Ärzte und Ärztinnen versandt, die seit vier bzw. fünf Jahren approbiert
und bei der Bayerischen Landesärztekammer gemeldet waren. Die Befragten befanden sich
zum Erhebungszeitpunkt entweder noch in ihrer Weiterbildung oder hatten diese bereits
beendet bzw. gar nicht erst angefangen oder abgebrochen. Sie waren in Bayern oder
im Ausland tätig.
Ergebnisse: Die vorliegende Studie zeigt, dass den Ärztinnen wegen ihres steigenden Anteils im
Fach Humanmedizin im Hinblick auf die zukünftige Versorgung besondere Aufmerksamkeit
zukommen muss: Die beruflichen Vorstellungen wie auch die Erfahrungen in der Weiterbildungsphase
zum Facharzt unterscheiden sich bei den Medizinerinnen deutlich von denen ihrer männlichen
Kollegen. Dies führt zu beruflichen Entscheidungen, die im Vergleich zu denen der
bisher weitgehend männlichen Ärzteschaft, abweichend sind. Aus der Untersuchung wird
ferner die Unzufriedenheit aller Befragten mit ihrer Arbeitssituation im Krankenhaus
deutlich: 75% kritisierten das hohe Maß an Verwaltungstätigkeiten im Verhältnis zu
der wenigen Zeit, die für die Patienten bleibt. Oft werden hohe Verantwortung, geringe
Bezahlung und großer Zeitdruck hervorgehoben; aber auch lange Arbeitszeiten und Überstunden.
Etwa ein Drittel der Befragten klagte über Arbeitsüberlastung und Übermüdung im Dienst.
Ähnlich viele stuften das Arbeitsumfeld als hierarchisch strukturiert ein. Mehr Ärztinnen
als Ärzte beklagten die Schwierigkeit, Familie und Beruf zu verbinden.
Schlussfolgerung: Zur Vermeidung eines reduzierten ärztlichen Versorgungsangebots müssten Maßnahmen
in drei Bereichen ergriffen werden: Schaffung familienfreundlicherer Arbeitsbedingungen
im Krankenhaus, berufliche Förderung von Ärztinnen im Krankenhaus, Steigerung der
Attraktivität der Arbeitssituation im Krankenhaus.
Abstract
Objective: This study was undertaken following a request of the Bavarian Ministry of Sciences,
Research and the Arts to analyse the future provision in different occupational areas.
Methods: In a preliminary enquiry, statistics of the Medical Association of Bavaria (BLAEK)
were analysed for several years (2000-2004) to find out how many physicians are working
in different occupational areas and fields, according to gender. In early 2004 a questionnaire
was sent to all physicians who had received their licences to practise medicine in
the four preceding years and were still reported to the Medical Association of Bavaria.
At the time of the questioning the participants worked in Bavaria or abroad.
Results: The study shows that, with regard to their growing share in the medical workforce
and the role they will play in medical care in future, female physicians must be put
into the focus of attention. Their decisions as to which career to pursue differ from
those of their male colleagues because of their experience during their further training
and their need to manage both a family and a job. Another finding is that the participants
of the survey are not content with their working conditions. They criticise that they
have to spend too much of their working time with documentation and other administrative
duties so that there is not enough time left for their patients. Many complain about
the heavy responsibility of their jobs and too much work in relation to their remuneration.
Conclusion: To prevent a future shortage in medical care, the following measures should be taken:
creation of family-oriented working conditions in hospitals; support of female physicians
in their careers; increase of attractiveness of hospital employment.
Schlüsselwörter
Ärztliches Versorgungsangebot - Ärzte - Berufsverlauf - Feminisierung - Arbeitsplatzzufriedenheit
Key words
Provision of medical care - physicians - professional career - feminisation - job
satisfaction