Gesundheitswesen 2008; 70: S1
DOI: 10.1055/s-2008-1042410
Vorwort

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stillen und kindliche Gesundheit

Breast-Feeding and Infant HealthV. Hingst 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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Publication Date:
27 March 2008 (online)

Muttermilch ist die beste und natürliche Nahrung für alle gesunden Säuglinge. Stillen hat viele wissenschaftlich nachgewiesene gesundheitliche Vorteile für das Kind aber auch für die Mutter. So schützt ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten vor gastrointestinalen und respiratorischen Infektionen und kann das Risiko für späteres Übergewicht bzw. Adipositas und chronische entzündliche Darmerkrankungen senken. Das Stillen gibt somit Kindern den besten Start in eine gesunde Lebenswelt und sichert in optimaler Weise Wachstum und Entwicklung des Säuglings.

Das Steigern von Stillraten und Stilldauer ist weltweites Ziel der WHO und UNICEF und in Deutschland der Nationalen Stillkommission. Als prioritäre Handlungsfelder für Stillförderung können das familiäre Umfeld, die Stillförderung im Krankenhaus und die umfassende Beratung von Müttern mit Stillproblemen definiert werden, besondere Zielgruppen sind sozial benachteiligte Familien, rauchende und sehr junge Mütter.

Dass die Stillraten gesteigert und die Stilldauer verlängert werden können, zeigen die Ergebnisse der Studie „Stillverhalten in Bayern”. Das Projekt wurde Anfang des Jahres 2005 als prospektive Kohortenstudie geplant, um aktuelle Daten zum Stillverhalten und zur Stilldauer in Bayern zu erheben. Die Studie wurde im Oktober 2006 mit dem internationalen wissenschaftlichen Symposium „Stillen und kindliche Gesundheit” abgeschlossen, das vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in München veranstaltet wurde. Internationale Experten berichteten auf dieser Tagung über aktuelle Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Stillen und Gesundheit aber auch über Interventionsprojekte zur Stillförderung. Die vorliegenden Beiträge stammen vor allem aus Vorträgen dieses Symposiums.

Der erste Teil dieses Sonderheftes widmet sich dem Stillverhalten und der Stilldauer in Deutschland und der Schweiz. Dabei wird auch die Einstellung der Bevölkerung zum Stillen und zur Säuglingsernährung anhand einer Bevölkerungsbefragung beleuchtet. Zwei Beiträge in diesem Teil widmen sich dem Projekt „Stillverhalten in Bayern”. Zum einen werden Methodik, Teilnahmeraten und Repräsentativität dargestellt, zum anderen Ergebnisse für den Themenbereich Stillprobleme beschrieben.

Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit neuen Forschungsergebnissen über den Einfluss von Stillen und Säuglingsernährung auf sehr unterschiedliche Aspekte der kindlichen Gesundheit wie Adipositas, Diabetes und plötzlicher Kindstod. Auch Spezialthemen wie das Risiko der „Frühchen” an einer über die Muttermilch erworbenen Cytomegalovirus (HCMV)Infektion zu erkranken und die Vermeidung derartiger Infektionen auf neonatologischen Stationen kommen zur Sprache.

Der dritte Themenschwerpunkt befasst sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Stillförderung in verschiedenen Bereichen, z. B. in der Kinderarztpraxis oder im „Stillfreundlichen Krankenhaus”. Ein weiterer Beitrag stellt ein neues Interventionsprojekt zur Stillförderung in niederbayerischen Geburtskliniken vor. Die Thematik dieses Sonderheftes wird mit zwei Beiträgen über Muttermilchuntersuchungen in Bayern und Phthalate in der Muttermilch abgerundet.

Das Symposium und dieses begleitende Sonderheft richten sich an Berufsgruppen, die sich in Forschung oder Praxis mit Stillen und Kindergesundheit befassen. Es soll insbesondere deutlich machen, dass aktive Stillförderung ein wichtiges präventives Element zur Kindergesundheit darstellt, dem künftig eine noch stärkere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. V. HingstPräsident 

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und

Lebensmittelsicherheit

Eggenreuther Weg 43

91058 Erlangen

Email: volker.hingst@lgl.bayern.de

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