Zusammenfassung
49 Patienten mit akuter Neuritis nervi optici (21 Patienten davon im Rahmen einer
MS) sowie 26 Patienten mit bekannter MS aber ohne anamnestisch durchgemachte Sehnervenentzündung
wurden mittels visuell evozierter Potentiale, Kontrastempfindlichkeit und Farbsinntests
untersucht. - Bei der Neuritis nervi optici erwies sich die Kontrastempfindlichkeit
als sensiblerer Indikator einer Sehnervenschädigung als die VEP und gestattete in
manchen Fällen sogar die Abgrenzung eines akuten von einem durchgemachten Geschehen.
Die kombinierte Prüfung von Kontrastempfindlichkeit und VEP zeigte sich den Einzeluntersuchungen
überlegen und erfaßte die akute Optikusläsion bei 100% der Patienten, wobei in vielen
Fällen eine selektive Schädigung nur bestimmter Informationskanäle der Sehbahn bestand.
Desaturierte Farbsinntests waren bei Ÿ der Patienten pathologisch, wobei Blau-Gelb-Störungen
häufiger auftraten als Rot-Grün-Störungen. Auch bei klinisch einseitiger Neuritis
nervi optici fand sich ein Mitbefall des scheinbar gesunden Partnerauges in 61%, wobei
eine vollständige Erholung der gestörten Optikusfunktion ohne Hinterlassung von Residuen
selten ist. - Bei den Patienten mit bekannter MS, aber ohne Hinweise auf eine anamnestisch
durchgemachte Sehstörung, zeigten rund Ÿ der Augen eine meist doppelseitige Mitbeteiligung
der Sehnerven. Die Häufigkeit subklinischer Optikusläsionen nahm anläßlich der Kontrolle
nach 1 Jahr auf 91% zu. - Die bisherige Literatur wird zusammengestellt und die eigenen
Resultate werden auf dem Hintergrund der publizierten Ergebnisse diskutiert.
Summary
Forty-nine patients with acute optic neuritis (in 21 cases associated with MS) and
26 patients known to have MS but with no history of optic nerve disease underwent
visual evoked potential, contrast sensitivity and color vision tests. In patients
with optic neuritis the contrast sensitivity was shown to detect optic nerve lesions
better than the VEP and often permitted a distinction between acute and past optic
neuritis. Combined testing with contrast sensitivity and VEP was superior to the single
tests and detected 100% of the acute optic nerve lesions, although in many cases damage
was selective and only involved some of the information channels. Desaturated color
tests were abnormal in Ÿ of the patients, disturbances of blue-yellow discrimination
being commoner than those of red-green. In cases with clinically unilateral optic
neuritis the apparently normal partner eye was affected in 61% of the patients; complete
recovery of optic nerve function without some residual deficit is rare. Approximately
Ÿ of the eyes of patients known to have MS but with no history of past visual disturbances
showed bilateral optic nerve involvement. The frequency of subclinical optic nerve
lesions rose to 91% at a follow-up examination one year later. The literature ist
reviewed and our results are compared with the previously published data.