Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2023; 17(04): 301-320
DOI: 10.1055/a-2069-7933
Perioperative Medizin

Vermeidung postoperativer Wundinfektionen

Pernilla V. Stropnicky
,
Thomas Becker
,
Julius Pochhammer
,
Axel Kramer

Postoperative Wundinfektionen (Surgical Site Infections, SSI) können weitreichende Folgen für den Patienten haben: Das Risiko für Patienten mit einer SSI, eine intensivmedizinische Behandlung zu benötigen, ist um 60% erhöht, das Risiko zu versterben verdoppelt sich. Daher ist die Vermeidung von SSI nicht nur eine ethische Verpflichtung jedes an der Patientenversorgung Beteiligten, sondern gesetzlich vorgeschrieben.

Kernaussagen
  • Wundinfektionen sind trotz weitreichender Maßnahmen die zweithäufigsten nosokomialen Infektionen und kosten jährlich zu viele Menschenleben.

  • Es ist die Pflicht jedes Einzelnen, die Verbreitung von Keimen auf ein Minimum zu reduzieren.

  • Dabei ist es nicht das utopische Ziel, ein steriles Krankenhaus oder Personal zu erreichen, sondern jeden soweit zu motivieren, anzuleiten und zu korrigieren, sodass die Einhaltung der Hygieneregeln für jedes Teammitglied zur Selbstverständlichkeit wird.

  • Diese Haltung muss durch die Hauptverantwortlichen vorgelebt werden.

  • Neben der Einhaltung der Hygieneregeln ist es sinnvoll, sich die präoperativen Risikofaktoren bei jedem Patienten zur OP-Planung ins Gedächtnis zu rufen und zu prüfen, ob diese beeinflussbar und optimierbar sind.

  • SSI sind u. a. der wichtigste Risikofaktor für eine akute Fasziendehiszenz („Platzbauch“), die eine erneute Operation notwendig macht, den Krankenhausaufenthalt verlängert und das Risiko für weitere Komplikationen wie Narbenhernien deutlich erhöht.

  • Das Einbringen von Fremdmaterialien wie z. B. Netzimplantate, Endoprothesen und Gefäßimplantate kann eine Ausbreitung einer Infektion begünstigen und zu einer langwierigen Behandlung mit Notwendigkeit des Austausches des Fremdmaterials führen.

  • Auf der Grundlage der Risikofaktoren für das Entstehen einer SSI haben sich Präventionsmaßnahmen entwickelt, die in der prä-, peri-, intra- und postoperativen Phase umgesetzt werden.

  • Zur Bewertung der Evidenz werden die Evidenzkategorien der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut zugrunde gelegt.



Publication History

Article published online:
08 August 2023

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