retten! 2012; 1(1): 74
DOI: 10.1055/s-0032-1305645
Wissenschaft kompakt
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Qualitätskontrolle im Rettungsdienst

Verena Knigge
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Publication Date:
16 February 2012 (online)

Um die Qualität der präklinischen Versorgung zu verbessern, gibt es zahlreiche Leitlinien. Doch wird die Theorie in die Praxis umgesetzt?

Dieser Frage ging ein Forscherteam um Bosse und Schmidbauer von der Charité Berlin und der Asklepios Klinik Hamburg nach. Sie wollten herausfinden, ob die Einführung einer standardisierten Handlungsvorgabe (Standard Operating Procedures, SOP) ausreicht, um die Qualität der präklinischen Patientenversorgung zu verbessern. Dazu entwickelten die Wissenschaftler eine SOP, die die Behandlung einer sich akut verschlechternden chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (aeCOPD) regelt. Sie basiert auf der COPD-Leitlinie. Bei einer Mitarbeiterversammlung wurde die SOP allen Teammitgliedern – also Notärzten und Rettungsdienstpersonal – vorgestellt. 8 Wochen nach Vorstellen der SOP prüfte das Forscherteam 500 Einsatzprotokolle und verglich sie mit 500 Protokollen, die vor Einführung gesammelt wurden. Die Wissenschaftler ermittelten 52 aeCOPD-Fälle aus der Zeit vor Einführung der SOP und 26 aus der Zeit danach. Die Auswertung der Einsatzprotokolle zeigt:

  • 34,6 % (18/52) der Rettungsteams befolgten die nationale Leitlinie schon vor der Einführung der SOP und

  • 53,8 % (14/26) hinterher, wobei die Verbesserung statistisch nicht signifikant ist.

  • Nach Einführung der SOP verabreichten die Rettungsteams den Patienten häufiger β2-Mimetika (je nach Situation inhalativ, intravenös oder subkutan).

Außerdem schätzten die Notärzte ihre Kenntnisse zu hoch ein. Sie bewerteten ihren Kenntnisstand über die nationale Leitlinie mit 67 %. Anschließende Tests ergaben ein tatsächliches Level von 33 %.

Fazit

Zwar konnten durch die Einführung einer SOP einzelne Therapieelemente verbessert werden. Aber dies reichte nicht aus, um die Qualität der präklinischen Versorgung von aeCOPD-Patienten zu steigern. Die Autoren halten daher u. a. kontinuierliche Team- und Simulationstrainings für sinnvoll, in denen der Lernerfolg erhöht und die praktische Anwendung der SOP verbessert werden kann.

Bosse G, Schmidbauer W, Spies CD et al. Adherence to Guideline-based Standard Operating Procedures in Pre-hospital Emergency Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. J Int Med Res 2011; 39: 267–276