Rehabilitation (Stuttg) 2013; 52(02): 74
DOI: 10.1055/s-0033-1341483
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rehabilitationsziele von Rehabilitanden

Rehabilitation Goals of Rehabilitants
F. Schliehe
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Publication Date:
24 April 2013 (online)

In der Rehabilitation gilt die Zielorientierung als selbstverständliche Voraussetzung für den Erfolg. Einigkeit besteht auch darin, dass Rehabilitationsziele gemeinsam mit Rehabilitandinnen und Rehabilitanden festgelegt werden sollten. Eigene Rehabilitationsziele zu formulieren, ist Voraussetzung für eine aktive Teilnahme, aber auch ein Ausdruck von Selbstbestimmung. Das Thema wurde in unserer Zeitschrift bereits in sehr unterschiedlichen Facetten und Zusammenhängen behandelt: im Rahmen von Konzepten zur Pa­tientenorientierung, im Zusammenhang mit der Rolle von Rehabilitanden in Entscheidungsprozessen, der Mitwirkung bei Zielvereinbarungen oder im Kontext der Kommunikation von Patienten und Therapeuten.

Trotz der hohen Relevanz des Themas besteht Unklarheit, welche Rolle Rehabilitanden bei der Zielformulierung in der Rehabilitationspraxis tatsächlich einnehmen. Aus diesem Grunde freuen wir uns, in dieser Ausgabe eine Übersichtsarbeit zum Forschungsstand über die Ziele von Patienten in der medizinischen Rehabilitation präsentieren zu können. Buchholz und Kohlmann haben Forschungsarbeiten aus dem Zeitraum von 2000 bis 2010 analysiert, die sich mit den Zielen von Patienten und deren Übereinstimmung mit den Zielen der Therapeuten beschäftigen. Dabei wurde auch untersucht, mit welchen Instrumenten Ziele erfasst werden.

Insgesamt wird die Datenlage angesichts der Bedeutung des Themas eher als gering eingeschätzt. Inhaltlich werden von den Patienten im Unterschied zu den Therapeuten körperbezogene und psychosoziale Ziele am häufigsten genannt. Berufsbezogene Ziele werden von den Patienten zwar weniger oft angegeben. Bei diesen bestehen aber größere Übereinstimmungen mit den Therapeuten. Erhebliche Probleme werden bei der Vergleichbarkeit von Untersuchungen gesehen, da kein einheitliches Begriffsverständnis vorliege und die methodische Vorgehensweise sowie die eingesetzten Instrumente in den Untersuchungen sehr unterschiedlich seien. Es sei bisher noch kein allgemeiner Standard für Untersuchungen zur Zielproblematik festzustellen. Deshalb zeigen die Autoren Ansatzpunkte für zukünftige Forschungsarbeiten auf und plädieren für eine gründlichere Behandlung des Themas.

Weitere Originalarbeiten dieser Ausgabe beziehen sich auf unterschiedliche Themenbereiche. Otto hat in einer kontrollierten Vergleichsstudie die Effekte stationärer Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und Kinder untersucht. Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass sich die gesundheitliche Situation auch mittelfristig verbessert, und empfiehlt, bei der Bedarfsermittlung im Antragsverfahren gezielt Selbstauskunftsbögen einzusetzen, um Maßnahmen zeitnah einleiten zu können. Im Weiteren zeigen Karstens et al. die Ergebnisse einer deskriptiv-explorativen Sekundäranalyse zu Heilmittelverordnungen in der ambulanten Physiotherapie von Rückenbeschwerden. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eindeutige Verordnungsmuster kaum festzustellen sind. Weiterführende Studien sollen dazu dienen, den Heilmittelkatalog zu überarbeiten.

Die anschließende Arbeit von Ahnert et al. stellt die Ergebnisse einer Befragung von Rehabilita­tionseinrichtungen zu den Therapiestandards für die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen vor. Exemplarisch werden die Ergebnisse für Kinder und Jugendliche mit Adipositas dargestellt (Altersgruppe über 8 Jahre). Die aufgrund der Anwenderbefragung erfolgte Anpassung der Therapiestandards wird erläutert.

Nachfolgend beschäftigen sich Streibelt und Egner in einer Übersichtsarbeit mit Einflussfaktoren auf die berufliche Wiedereingliederung nach beruflichen Bildungsleistungen. Die Ergebnisse basieren auf einer Literaturrecherche. Für einzelne Einflussfaktoren wurden unterschiedliche Evidenzgrade ermittelt. Trotz insgesamt unzureichender Befundlage können die Ergebnisse für eine individuelle Ausgestaltung von Maßnahmen genutzt werden.

Es folgt eine wichtige methodische Arbeit von Mittag et al. mit Empfehlungen zur Veränderungsmessung in der medizinischen Rehabilita­tion. Dabei werden verschiedene Methoden der Veränderungsmessung verglichen und ihre Vor- und Nachteile erläutert. Eindeutige Empfehlungen für die eine oder andere Art der Veränderungsmessung sind danach nicht möglich. Die Art der Messung hänge vielmehr von der Fragestellung und den jeweiligen Kontextbedingungen ab. Im anschließenden Beitrag stellen Gödecker-Geenen, Riedel und Keck ein integriertes Managementkonzept zur Beratungspraxis im Rahmen der beruflichen Rehabilitation vor. Es steht im Zusammenhang mit der Umsetzung des Entwicklungsprojektes RehaFutur [1].

Ihre Herausgeber

 
  • Literatur

  • 1 Riedel H-P, Schmidt C, Reinsberg B et al. Ergebnisse und Empfehlungen zur beruflichen Rehabilitation aus dem Entwicklungsprojekt RehaFutur. Rehabilitation 2012; 51: 189-193