Zahnmedizin up2date 2015; 9(3): 198
DOI: 10.1055/s-0035-1546164
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Differential benefits of amoxicillin-metronidazole in different phases of periodontal therapy in a randomized controlled crossover clinical trial

Contributor(s):
M. Kebschull
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Publication Date:
08 June 2015 (online)

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Mombelli A, Almaghlouth A, Cionca N et al. Differential benefits of amoxicillin-metronidazole in different phases of periodontal therapy in a randomized controlled crossover clinical trial. J Periodontol 2015; 86: 367 – 375

Unabhängig vom Keimspektrum der subgingivalen Mikroflora zeigt die Kombination von Amoxicillin mit Metronidazol die größten klinischen Vorteile bei schweren Parodontalerkrankungen. Die adjuvante Antibiotikagabe kann allerdings nur wirken, wenn der subgingivale Biofilm effektiv disruptiert wurde – eine alleinige Anwendung ohne gleichzeitige mechanische Therapie ist nicht erfolgversprechend. Gerade bei tiefen Taschen führen systemische Antibiotika zu relevanten Vorteilen, die Effizienz der Oberflächenbearbeitung nimmt allerdings mit steigender Taschentiefe deutlich ab. Es wäre daher durchaus plausibel, dass ein Einsatz von adjuvanten Antibiotika beim geschlossenen Vorgehen nicht so effektiv ist wie beim chirurgischen Vorgehen.

Um zu überprüfen, ob eine adjuvante Therapie mit Amoxicillin und Metronidazol besser in der ersten Therapiephase (antiinfektiöse Therapie mit geschlossenem Vorgehen) oder in der zweiten Therapiephase (während der korrektiven Chirurgie) erfolgen sollte, wurden in der randomisierten klinischen Crossover-Studie 80 Patienten mit Aggregatibacter actinomycetemcomitans-assoziierter moderater bis schwerer Parodontitis eingeschlossen. 40 Patienten wurden während der anti-infektiösen Therapie mit Amoxicillin/Metronidazol behandelt und erhietlen während der chirurgischen Phase ein Placebo-Präparat, die andere Hälfte wurde genau andersherum (das sogenannte Crossover-Design) zunächst mit einem Placebo und bei der korrektiven Chirurgie mit der Kombination von Antibiotika behandelt. Die Patienten wurden für ein weiteres Jahr nachuntersucht, die primären Endpunkte der Studie waren Sondierungstiefen > 4 mm sowie der Anteil auf Sondierung blutender Taschen (BoP).

Insgesamt wurden bei 80 Patienten 1870 Zähne mit 11 212 Sondierungspunkten nachverfolgt. Die Therapie mit Antibiotika in der ersten Therapiephase führte zu einer deutlich größeren Reduktion von Taschen > 4 mm und des BoP als die nicht chirurgische Therapie in Kombination mit dem Placebo (Reduktion TST > 4 mm: 34,5 % auf 5,7 % vs. 28,7 % auf 8,7 %, BoP Reduktion 80 % vs. 70 %, p < 0,01). Bei 20 Patienten, die während der anti-infektiösen Therapie adjuvantes Amoxicillin/Metronidazol erhielten, aber nur bei 8 Patienten aus der Placebogruppe wurde eine Reduktion von Stellen mit TST > 4 mm um den Faktor 10 erreicht (p = 0,007). Somit waren in der Gruppe, die zuerst das Antibiotikum erhielt, die Anzahl von Taschen, die einer chirurgischen Therapie bedurften niedriger und die Gesamtbehandlungszeit kürzer als bei der Gruppe, der die adjuvante Antibiose bei der korrektiven Chirurgie gegeben wurde. Trotzdem war der Langzeiterfolg beider Therapien ähnlich, 6 Monate nach Chirurgie war die Zahl der verbliebenen Taschen > 4 mm ähnlich (2,8 ± 5,2 vs. 2,2 ± 5,0 Taschen) und blieb auch über den weiteren Beobachtungszeitraum auf diesem Niveau.

Fazit Diese Studie zeigt, dass eine adjuvante Antibiose mit Amoxicillin und Metronidazol sowohl während der anti-infektiösen Therapie als auch während der chirurgischen Phase zu klinisch relevanten Vorteilen führt. Allerdings führt die adjuvante Gabe während der ersten Therapiephase zu einem schnelleren Erreichen von Therapiezielen, die Notwendigkeit für korrektive Eingriffe wird vermindert.