neuroreha 2016; 08(02): 56
DOI: 10.1055/s-0042-106238
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bewegungsbeobachtung mit unmittelbarem Üben zur Verbesserung der Armmotorik nach chronischem Schlaganfall

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
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Publication History

Publication Date:
10 June 2016 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, die Effekte eines Bewegungsbeobachtungsprotokolls mit unmittelbar anschließendem Üben zur Verbesserung der Armmotorik nach chronischem Schlaganfall zu evaluieren.


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Methodik

Design. Phase A-B-Design

Ein- und Ausschlusskriterien. Eingeschlossen wurden 14 Patienten von einem Krankenhaus in Perth mit chronischem Schlaganfall (definiert als mehr als sechs Monate Schlaganfalldauer). Einschlusskriterien waren: älter als 18 Jahre und derzeit nicht in einem stationären Reha-Programm aufgenommen sowie etwas Bewegung im paretischen Arm (definiert als ein Fugl-Meyer-Armtest-Wert [FMA-Wert] zwischen 20 und 55 Punkte). Weitere Einschlusskriterien waren mindestens 26 Punkte auf dem 30 Punkte umfassenden Montreal Cognitive Assessment (MoCa), sodass effektiv kommuniziert werden konnte und dass die Bedingungen der Studie verstanden wurden. Ausschlusskriterien waren räumlicher Neglekt und Wohnen außerhalb eines 60-km-Radius der Universität.

Interventionen. Nach einer reinen Testphase wurde 14 Tage jeden zweiten Tag in Sitzungen der Arm beübt. Das Üben erfolgte kombiniert mit Entspannungstraining. In den anschließenden 14 Tagen wurde jeden zweiten Tag geübt und wurden Bewegungen beobachtet. Bei der Beobachtung wurde immer dreimal die Bewegung beobachtet und unmittelbar anschließend dreimal geübt. Die mittlere Zeit der individuellen Videoclips der motorischen Bewährungsbeobachtung betrug zehn Sekunden. Dieser Prozess der Bewegung, Beobachtung und anschließenden Übung jeder einzelnen motorischen Aufgabe wurde zehnmal wiederholt. Insgesamt wurden fünf verschiedene Aufgaben geübt. Die Sitzungszeit variierte zwischen einer Stunde und 90 Minuten – je nachdem wie schwer der Teilnehmer betroffen war und wie komplex die individuelle motorische Leistungsfähigkeit war.

Messungen. Primärer Zielparameter war der FMA und der Functional Test of the Hemiparetic Upper Extremity (FTHUE). Sekundäre Zielparameter waren die Confidence in Arm and Hand Movement Scale (CAHM) und der Motor Activity Log (MAL); ebenso wurden Interviews mit den Patienten durchgeführt, um die Belastung der motorischen Übungen näher zu beschreiben.


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Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten insgesamt deutliche Verbesserung im FMA, im FTHUE und in der Bewegungsqualität sowie der Bewegungsausführung, gemessen mit dem MAL. Am deutlichsten war die Verbesserung jedoch in der Phase, wenn Bewegungsbeobachtung und Aktivität zusammen nacheinander geübt wurden. In der Phase, in der Entspannung und Aktivität nacheinander geübt wurden, waren die Ergebnisse schlechter. In Interviews mit den Patienten stellte die Untersuchung fest, dass es zusätzlich gewinnbringend eingeschätzt wurde, wenn die Bewegungsbeobachtung zusätzlich zur Übung durchgeführt wurde.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass Bewegungsbeobachtung zwischen den Übungsphasen bei Patienten nach Schlaganfall zu deutlicheren Verbesserungen der Bewegungszeit der oberen Extremität führt und damit zum motorischen Lernen beiträgt.


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  • Sugg K, Müller S, Winstein C et al. Does action observation training with immediate physical practice improve hemiparetic upper-limb function in chronic stroke?. Neurorehabil Neural Repair 2015; 29 (9) 807-817 DOI: 10.1177/1545968314565512.