Open Access
Gesundheitswesen 2015; 77(03): 193-199
DOI: 10.1055/s-0034-1382042
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungsforschung – evidenzbasiert
Ein Kurzüberblick und Implikationen

Evidence-Based Health Services Research – A Short Review and Implications
E. Gräßel*
1   Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
C. Donath*
1   Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
A. Hollederer
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Nürnberg, Nürnberg
,
H. Drexler
3   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
J. Kornhuber
4   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
A. Zobel
5   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Medizinischer Dienst der Krankenversicherung in Bayern, München
,
P. Kolominsky-Rabas
6   Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, ­Nationales BMBF-Spitzencluster ‚Exzellenzzentrum für Medizintechnik – Medical Valley EMN‘, Erlangen
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Publication Date:
23 September 2014 (online)

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Zusammenfassung

Ausgangspunkt: Versorgungsforschung zielt darauf ab, Erkenntnisse darüber zu generieren, wie Prozesse der Versorgung von kranken Menschen, die medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, ablaufen und welche Auswirkungen sie in der Anwendungsroutine auf die Beteiligten und auf das Gesundheitssystem haben.

Ausrichtung der theoretischen Arbeit: Im ersten Teil der Arbeit wird eine kompakte Übersicht über die aktuellen Definitionen und die Einordnung des Konzepts Versorgungsforschung gegeben. Im zweiten Teil wird dargestellt, wie evidenzbasierte Versorgungsforschung eingesetzt werden kann, um Verbesserungen im Gesundheitswesen zu erzielen. Das Konzept wird als „Kreislauf der Versorgungsoptimierung“ bezeichnet. Im ersten Schritt wird die bestehende Versorgungssituation hinsichtlich ihrer Defizite und der Gründe hierfür analysiert. Im zweiten Schritt wird ein bedeutsames Versorgungsziel definiert. Im dritten Schritt wird eine neue Vorgehensweise oder die Verbesserung einer vorhandenen Vorgehensweise konzipiert, um dieses Ziel zu erreichen. Im vierten Schritt wird eine vergleichende empirische Studie mit möglichst anspruchsvollem Studiendesign durchgeführt, um diese verbesserte Versorgungsstrategie im Vergleich zur bisher üblichen Vorgehensweise zu prüfen. Eine gesundheitsökonomische Evalua­tion ist dabei mit durchzuführen. Zeigen die Ergebnisse keine oder nur wenige Vorteile gegenüber der bisherigen Vorgehensweise, beginnt der „Kreislauf“ wieder mit Schritt 3. Sind die Ergebnisse jedoch signifikant, versorgungsrelevant und effizient – auch im Sinne gesundheitsökonomischer Überlegungen, werden im fünften Schritt Strategien der Implementierung ermittelt und erprobt. Gegebenenfalls werden in einem sechsten Schritt die Implementierungsfolgen ­erforscht. Diese Vorgehensweise wird anschließend anhand von einem „best-practice“-Beispiel veranschaulicht.

Schlussfolgerung: Ausgehend von den in dieser Arbeit vorgestellten Versorgungsforschungskonzepten werden im letzten Abschnitt Herausforderungen abgeleitet.

Abstract

Background: Health services research aims to generate knowledge about care processes of people with illnesses who access health-care services. In addition, the consequences of those processes in the care routine concerning the involved persons and the health system are analyzed.

Concept of the theoretical work: In the first part of the manuscript, an overview concerning the current definitions and subsumptions of the concept of health services research is given. The second part of the manuscript focuses on demonstrating how evidence-based health services research can be used to enable optimization of the care system. The concept is called the “circle of care optimization”. In the first step the current care situation concerning its deficits and their reasons is analyzed. In the second step a relevant care goal is defined. In the third step an improvement of an existing care process is developed to achieve the defined care goal. In the fourth step, a comparative empirical study with a high-quality study design is carried out, to assess whether the improved care process is superior to the current care as usual. A health economic evaluation will be performed if applicable. If the results show no or only small advantages, the “circle” starts again with step 3. However, if the results show a significant effect in favour of the new care process and are relevant for the delivery of care and efficient in the context of health economics, a fifth step will be performed which involves developing and testing strategies for implementa­tion. Where relevant, the consequences of implementation are investigated in a sixth step. A “best-practice” practical example is demonstrated to illustrate the “circle of care optimization”.

Conclusions: Conclusions are derived by illustrating future challenges for health services research.

* geteilte Erstautorenschaft