Gesundheitswesen 2022; 84(12): 1158-1164
DOI: 10.1055/a-1559-2433
Originalarbeit

Der Bayerische Hebammenbonus – Beitrag zum Monitoring der freiberuflichen Hebammenversorgung in der Geburtshilfe in Bayern

The Bavarian Midwives Bonus – A Contribution to Monitoring Freelance Midwifery Care in Bavaria
1   Bayerisches Landesamt für Pflege, Abteilung Pflegefachliche Aufgaben, Amberg, Deutschland
,
Elisabeth Lanzinger
2   Bayerisches Landesamt für Pflege, Abteilung Förderverfahren, Amberg, Deutschland
,
Markus Schick
3   Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Abteilung Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit, Berlin, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Versorgungsengpässe in der Hebammenhilfe könnten sich aufgrund steigender Geburtenzahlen in Bayern verstärken. Hebammen sind bereits durch die jetzige Anzahl der Anfragen ausgebucht und können die Betreuung von Schwangeren nur durch eine Erhöhung der Arbeitszeiten stemmen. Besonders prekär stellt sich die Situation bei den freiberuflich tätigen Hebammen in der Geburtshilfe dar. Der Freistaat Bayern unterstützt diese Berufsgruppe und gewährt diesen seit dem 01.09.2018 den Bayerischen Hebammenbonus in Höhe von bis zu 1.000 € pro Jahr. Ziel der Analyse ist es, den aktuellen Stand der deutschlandweit einzigartigen Hebammenförderung in Bayern darzustellen und einen Überblick über aktuelle Maßnahmen in Bezug auf die Verbesserung der Versorgungssituation in der Geburtshilfe in Bayern zu geben.

Methodik Laut der Richtlinie des Hebammenbonus waren diejenigen Hebammen anspruchsberechtigt, welche freiberuflich in Bayern tätig waren, einen Hauptwohnsitz in Bayern besaßen und mindestens vier Geburten im Antragsjahr betreut hatten. Die Daten der Förderanträge der Antragsjahre 2017 und 2018 verwendeten wir, um die Anzahl der bewilligten Anträge pro Antragsjahr und die soziodemographischen Charakteristika der Antragstellerinnen darzustellen. Zudem analysierten wir die bayernweite Verteilung der begünstigten Hebammen sowie die regionale Versorgungsdichte der freiberuflichen Geburtshilfe.

Ergebnisse Im Antragsjahr 2017 erhielten insgesamt 723 Hebammen den Bonus. Im Antragsjahr 2018 waren es bereits 852 Hebammen. Das Durchschnittsalter der ausschließlich weiblichen Antragstellerinnen lag bei 44 Jahren im Antragsjahr 2018. Im Jahr 2018 waren pro 100 000 Frauen im Alter von 15–44 Jahren 37 Hebammen freiberuflich in der Geburtshilfe in Bayern tätig. Im regionalen Vergleich zeigte sich eine überdurchschnittliche Versorgungsdichte in den Regierungsbezirken Oberpfalz (52) und Niederbayern (54) und eine unterdurchschnittliche Versorgungsdichte im Regierungsbezirk Oberfranken (13).

Schlussfolgerungen Zusammenfassend gewährt die Analyse des Bayerischen Hebammenbonus einen, wenn auch eingeschränkten, Einblick in die Versorgungssituation der freiberuflich durchgeführten Geburtshilfe in Bayern. Inwiefern die politischen Maßnahmen die Versorgungssituation in Bayern verbessern können, müsste jedoch über neu generierte repräsentative Daten evaluiert werden. Hierbei wäre eine zentrale Registrierung der Hebammen in Bayern hilfreich.

ABSTRACT

Background Supply bottlenecks in midwifery care could intensify due to increasing birth rates in Bavaria. Midwives are already fully booked and can only take care of pregnant women by increasing their working hours. The situation of self-employed midwives is particularly precarious. Bavaria has been supporting self-employed midwives by granting the Bavarian midwife bonus of up to € 1,000 per year since September 2018. This analysis aims to describe the current status of the unique Bavarian midwife bonus scheme and to describe current programmes to improve care in obstetrics in Bavaria.

Methods All midwives who were self-employed, had their primary residence in Bavaria and had cared for at least four births in the application year were eligible for the Bavarian midwife bonus. We used data from application years 2017 and 2018 to describe the number of applications per year and the socio-demographic characteristics of the applicants and analyzed the regional distribution of the midwives and the regional supply density.

Results In 2017, a total of 723 midwives received the bonus, in 2018 already 852 midwives. The average age of the applicants, who were exclusively female, was 44 years in the application year 2018. In 2018, 37 midwives per 100,000 women aged 15–44 were self-employed in obstetrics in Bavaria. A regional comparison showed an above-average supply density in the Upper Palatinate (52) and Lower Bavaria (54) and a below-average supply density in the Upper Franconia (13).

Conclusion The analysis of the Bavarian midwifery bonus enables a glance, albeit limited, into the supply situation of self-employed midwives in Bavaria. Whether the political instruments can improve the supply situation in Bavaria have to be evaluated using newly generated representative data. Central registration of midwives in Bavaria could be useful.



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Article published online:
24 September 2021

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