Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(01): 61
DOI: 10.1055/a-1737-0564
Leserbrief

Antwort zum Beitrag: „Low-Carb-Diäten – die unvoreingenommene und evidenzbasierte Betrachtung ist überfällig“

Anja Bosy-Westphal
Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
,
Manfred James Müller
Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
› Author Affiliations

Eine „Gesunde Ernährung” ist eine primäre Prävention, während Diäten (wie eine „low carb“- oder ketogene Diät) der sekundären Prävention und Behandlung Ernährungs-mit-bedingter Krankheiten dienen können. Als „Planetary Health Diet“ ist „Gesunde Ernährung“ auch für Umwelt, Klima und unsere Gesellschaft insgesamt nachhaltig „gesund“ [1]. Dieses Konzept wurde im Jahre 2019 von einer „Lancet-EAT-Commission“ erarbeitet [2]. Die „Planetary Health Diet“ fördert nicht nur die Gesundheit der Menschen, sie bedeutet auch einen verantwortlichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, der Einhaltung planetarer Grenzen für Landnutzung, Wasserverbrauch, Treibhausgasemissionen, Stickstoff- und Phosphateintrag, dem Erhalt der Artenvielfalt; sie nutzt so dem Wohl und der Zukunft unser aller Miteinander. Wesentliche Charakteristika ihrer Lebensmittelauswahl sind: Die Wahl pflanzenbasierter Proteinquellen (z. B. Hülsenfrüchte), eine reichliche Zufuhr an ungesättigten Fettsäuren aus pflanzlichen Quellen, > 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag, der Verzehr ballaststoffreicher, komplexer Kohlenhydrate (Vollkornprodukte) bei gleichzeitig geringer Zufuhr von Weißmehlprodukten und Zucker, der Verzehr moderater Mengen Fisch und Geflügel sowie geringer Mengen an rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten. Die Empfehlungen enthalten Spielraum für eine Anpassung an regionale Lebensmittelproduktion, kulturelle Traditionen und individuelle Präferenzen. „Low carb“- oder ketogene Diät genügen nicht den Ansprüchen der „Planetary Health Diet”, diesem Konzept folgend wären sie also nicht „gesund“.



Publication History

Article published online:
10 February 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Bosy-Westphal A, Müller MJ. Ernährungsmedizin. In: Traidl-Hoffmann C, Schulz C, Herrmann M, Simon B. Hrsg. Planetary Health – Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän. 1. Auflage Berlin: Medizinische Verlagsgesellschaft; 2021: 102-112
  • 2 Willett W, Rockström J, Loken B. et al. Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet 2019; 393: 447-492 Erratum in: Lancet 2019 Feb 9; 393(10171): 530. Erratum in: Lancet 2019 Jun 29; 393(10191): 2590. Erratum in: Lancet 2020 Feb 1; 395(10221): 338. Erratum in: Lancet 2020 Oct 3; 396(10256): e56