Zusammenfassung
Hintergrund
Die erste digitale Pflegeanwendung (DiPA) sollte 2024 für pflegebedürftige
Personen, welche in der eigenen Häuslichkeit leben, zugelassen werden DiPA
sollen die Selbstständigkeit und Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer
verbessern. Sie könnten die Zahl der benötigten Hausbesuche reduzieren und
somit die Arbeitsbelastung der Ärzte verringern. Die vorliegende Studie
untersucht, welche Altersgruppe bei der Nutzung von DiPA das größte
Entlastungspotenzial für Ärzte bietet.
Methode
Anhand der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten nach §295 SGB V wurde geprüft,
für wie viele erwachsene gesetzlich Versicherte die Erstverordnung einer
DiGA durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzten im Zeitraum von März 2021
bis Dezember 2022 abgerechnet wurde. Zudem wurden diese Abrechnungen für das
vierte Quartal 2022 nach Alter der Versicherten analysiert und den
abgerechneten Hausbesuchen gegenübergestellt.
Ergebnisse
Die Zahl der durch Niedergelassene abgerechneten Leistungen zur
DiGA-Verordnung stieg von 6.660 im zweiten Quartal 2021 auf 32.546 im
vierten Quartal 2022. DiGA wurden häufiger bei Erwachsenen im jüngeren und
mittleren Alter verordnet, mit Peaks bei 30 und 56 Jahren, während
Hausbesuche bei älteren Erwachsenen häufiger vorkamen, mit Peaks im Alter
von 61 und 83 Jahren.
Schlussfolgerung
Der stete Anstieg der DiGA-Verordnungen deutet auf eine wachsende Akzeptanz
bei Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten hin. Dieser Trend
suggeriert, dass auch DiPA Akzeptanz gewinnen könnten. Der zweite
Alters-Peak bei DiGA-Verordnungen betrifft die Altersgruppe von etwa 50 bis
65 Jahren, die sich mit dem ersten Alters-Peak bei Hausbesuchen
überschneidet. Daher sollten DiPA zunächst auf die Altersgruppe von 50 bis
65 Jahren ausgerichtet werden, mit späteren Anpassungen für ältere
Altersgruppen. Die Einbeziehung von Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen
und Patienten in die Entwicklung könnte das Vertrauen der Nutzenden und
Verschreibenden erhöhen.
Abstract
Background
The first digital care application (DiPA) was expected to be approved in 2024
for use by individuals in need of care who live at home. DiPAs must
demonstrate benefits like improved mobility, cognitive and communicative
skills, and self-care abilities. They can provide direct care or support
caregiving relatives. If effective, DiPAs could reduce the need for home
visits by medical professionals, easing their workload. This study
identifies the age group that could benefit most from DiPAs, using data from
digital health application (DiGA) prescriptions as an indicator.
Method
Using billing data from ambulatory physicians under §295 SGB V, we determined
the number of adults in Germany insured under statutory health insurance for
whom a DiGA prescription was billed by their ambulatory physicians between
March 2021 and December 2022. The fourth quarter of 2022, with the highest
number of available DiGAs, was compared with home visit data using
corresponding billing codes.
Results
The billing of DiGA prescriptions from ambulatory physicians increased from
6,660 in the second quarter of 2021 to 32,546 in the fourth quarter of 2022.
DiGAs were more commonly prescribed to younger and middle-aged adults,
peaking at ages 30 and 56, while home visits were more frequent among older
adults, peaking at ages 61 and 83.
Conclusion
The steady rise in DiGA prescriptions suggests growing acceptance among
physicians and patients. This trend, particularly among younger and
middle-aged adults, indicates that DiPAs could also gain acceptance. The
second age peak for DiGA prescriptions pertains to the age group of
approximately 50 to 65 years, which overlaps with the first age peak for
home visits. Therefore, DiPAs should focus on the 50–65 age group for
maximum physician workload relief, with later adjustments made for older age
groups. Involving stakeholders in development could enhance trust.
Schlüsselwörter
Digitale Medizin - Pflegebedürftige - Potenzialanalyse - Demografischer Wandel
Keywords
digital medicine - people in need of care - potential analysis - demographic change