Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2011; 16(6): 363-368
DOI: 10.1055/s-0029-1246104
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wer kodiert im Krankenhaus? Ergebnisse einer Umfrage zur Durchführung der DRG-Kodierung in Krankenhäusern Nordrhein-Westfalens

Who is Coding in Hospitals? Results of a Survey on the Implementation of DRG Coding in Hospitals of North Rhine-WestphaliaD. Franz1 , H. E. Helling1 , H. Bunzemeier1 , M. Heumann2 , N. Roeder1
  • 1DRG-Research-Group, Universitätsklinikum Münster
  • 2Krankenhauszweckverband Köln, Bonn und Region, Köln
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Publication Date:
22 February 2011 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Ärztinnen und Ärzte verlangen mehr Zeit für die Patientenversorgung. Seit der Umstellung der stationären Krankenhausfinanzierung auf eine fallpauschalierte Vergütung hat insbesondere im stationären Bereich die Abrechnungsdokumentation an Umfang sowie hinsichtlich der Anforderungen an Sach- und Detailkenntnis erheblich zugenommen. Vor diesem Hintergrund ist es ein immer wieder aktuelles Diskussionsthema, ob Ärztinnen und Ärzte selbst kodieren sollen oder ob diese Aufgabe durch speziell geschulte Kodierfachkräfte übernommen werden soll. Methodik: Die DRG-Research-Group des Universitätsklinikums Münster führte eine Umfrage zur differenzierten Erhebung der Ist-Situation hinsichtlich der Durchführung der Kodierung durch ärztliches Personal oder durch Kodierfachkräfte innerhalb der Mitgliedskrankenhäuser des Krankenhauszweckverbands Köln, Bonn und Region durch. Hierzu wurde ein selbst erstellter, dreiseitiger Fragebogen mit insgesamt 14 Fragen verwendet und deskriptiv statistisch ausgewertet. Ergebnisse: 157 Kliniken wurden angeschrieben. Die Rücklaufquote betrug 45 %. Die Stichprobe umfasste 67 Kliniken (5 Universitätskliniken, 3 Maximalversorger, 14 Schwerpunktversorger und 45 Grund- und Regelversorger). 75 % der Kliniken beschäftigten Kodierfachkräfte zur Entlastung der Ärzte und zur Erhöhung der Kodierqualität. Kodierfachkräfte kodieren überwiegend Diagnosen sowie nicht interventionelle und nicht operative OPS-Kodes. Die Universitätskliniken verfügen im Mittel über 14,5 Vollzeitstellen für Kodierkräfte, Maximalversorger über 7,8, Schwerpunkversorger über 4,2 und Grund- und Regelversorger über 2,8. Bezogen auf die mittleren Fallzahlen der Kliniken bedeutet dies, dass in Kliniken der Grund- und Regelversorgung mit 3980 Fällen/Vollzeitkodierfachkraft/Jahr deutlich mehr Fälle zu kodieren sind als in Maximalversorgern mit 3247 Fällen/Vollzeitkodierfachkraft/Jahr. 59 % der Krankenhäuser, die keine Kodierfachkräfte beschäftigten, wollten auch in Zukunft ohne auskommen. 24 % der Kliniken gaben an, innerhalb eines Jahres auf Kodierfachkräfte umstellen zu wollen. Schlussfolgerungen: Das Modell „Kodierfachkräfte“ hat sich gegenüber einer alleinigen Kodierung durch die Ärzteschaft insbesondere in Kliniken höherer Versorgungsstufen durchgesetzt. Dies führt zu einer Entlastung (vor allem der jüngeren) Ärzteschaft in Teilbereichen der DRG-Kodierung (Nebendiagnosen, nicht operative medizinische Prozeduren). Insbesondere Fach-, Ober- und Chefärzten obliegt trotz der Beschäftigung von Kodierfachkräften weiterhin die Kontrolle der abrechnungsrelevanten Daten sowie die Kodierung der interventionellen bzw. operativen Prozeduren. Diese Personengruppe muss daher auch zukünftig über ein vertieftes, fachspezifisches Dokumentationswissen verfügen und kontinuierlich weiterentwickeln.

Abstract

Introduction:. Doctors demand more time for patient care. Since the implementation of the German DRG-System for inpatient care the documentation/coding increased in relevance. Hence there is an ongoing discussion about whether doctors or specially trained coders should take care of the coding process. Method: The DRG-Research-Group of the University Hospital Münster conducted a survey on differential charging of the current situation regarding the implementation of coding by medical personnel or by coders within the member hospitals of the Krankenhauszweckverband Köln, Bonn und Region. For this purpose a self-constructed, three-sided questionnaire with 14 questions was used and evaluated statistically. Results: 157 hospitals were contacted. The response rate was 45 %. The sample included 67 hospitals (five university hospitals, three maximum care, 14 tertiary care hospitals and 45 general hospitals). 75 % of the hospitals worked with coders to relieve the doctors and to increase the coding quality. Coders encode mainly diagnoses and non-interventional and non-surgical procedure codes. The university hospitals have an average of 14.5 full-time positions for coders, maximum care about 7.8, 4.2 in tertiary care hospitals and 2.8 in general hospitals. Based on the average numbers of in-patients coders in general hospitals have to work on significantly more cases (3980 /coder/year) than in university hospitals and hospitals of maximum care (3247 /coder/year). 59 % of hospitals not employing coders wanted to continue in the future. 24 % of hospitals reported to plan to switch to coders within one year. Conclusion: Coders have become widely accepted in particular in hospitals with higher levels of care. This leads to a relief of (especially younger) doctors in parts of the DRG coding (diagnoses, non-surgical medical procedures). Though senior physicians have to continue monitoring the billing data and the coding of interventional or surgical procedures. Therefore especially senior physicians need to have a profound know-how of coding and they have to develop it continuously.

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Dr. med. Dominik Franz

Universitätsklinikum Münster, DRG-Research-Group

Domagkstr. 20

48129 Münster

Email: Dominik.Franz@ukmuenster.de

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