Gesundheitswesen 2012; 74(3): 154-159
DOI: 10.1055/s-0030-1270509
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Malignes Melanom der Haut: beeinflusst die Krebsfrüherkennung Inzidenz und Mortalität?

Malignant Melanoma of the Skin: Does Screening for Cancer Influence the Incidence and Mortality?A. Schubert
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Publikationsdatum:
08. Februar 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Der Anstieg der Inzidenz beim malignen Melanom der Haut, zunehmend größere Bevölkerungsgruppen erreichende Früherkennung und im Trend konstante Mortalität sind Hintergrund dieser Untersuchung. Es sollen die Fragen beantwortet werden: bewirkt die Früherkennung den Anstieg der Inzidenz und ist die Wirkung an der Senkung der Mortalität zu erkennen.

Methodik: Dieser Untersuchung liegen die Daten der Krebsregister der Regionen Saarland, Schleswig-Holstein, Regierungsbezirk Münster, ehemalige DDR und neue Bundesländer (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen), sowie Queensland (Australien) zugrunde.

Ergebnisse: Mit steigender Inzidenz ist gleichlaufend die Zunahme der Zahl von Melanomen im frühen Stadium ihres Wachstums zu beobachten. Naheliegend ist daher anzunehmen, dass dieser Anstieg der Neuerkrankungshäufigkeit im überwiegenden Maße auf Früherkennung zurückzuführen ist. In einer nicht zu bestimmenden Zahl von Fällen kann auch die Überdiagnostik zum Anstieg der Inzidenz beigetragen haben. In den hier beschriebenen Regionen verbleibt während der Beobachtungszeiträume die Mortalität auf annähernd konstantem Niveau. Zu vermuten ist, dass das Sterberisiko von Tumoren mit hohem Malignitätsgrad bestimmt wird, deren Anteil an den diagnostizierten Melanomen im Trend gleichbleibend häufig ist.

Schlussfolgerungen: Ergebnisse der Krebsfrüherkennung, die in den hier beschriebenen Regionen größere Bevölkerungsgruppen erreicht, die Zunahme der Zahl Neuerkrankungen im frühen Stadium der Erkrankung und der Trend konstanter Sterbeziffern während der Zeiträume, auf die sich diese Untersuchung begrenzt, relativieren den Nutzen des Screenings. Wird die Effektivität an der Senkung der Mortalität gemessen, erscheint es ausreichend, die Untersuchung der Haut zur Früherkennung des malignen Melanoms im Rahmen der Bestimmungen des SGB V einzubeziehen. Indiziert ist die Früherkennung bei Risikogruppen, so bei positiver Familienanamnese und beim Vorhandensein von potenziell malignen Hautbefunden.

Abstract

Background: The increase in incidence of malignant melanoma, early diagnosis activities increasingly reaching ever larger population groups and mortality remaining at a constant level in trend comprise the background of the study. We aimed at answering the question whether the early diagnosis can have an influence on the increase in incidence and how one can one judge the effect on the reduction of the mortality.

Methodology: The study is based on data from official tumour registries of the regions Saarland, Schleswig-Holstein, the administrative district Münster, the former GDR and the New Dfederal states (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), as well as that of Queensland (Australia).

Results: Parallel to the increasing incidence, there is also an increase in the number of melanomas detected at early stages. Hence, it is obvious to assume that this increase in incidence is due to a large extent to screening programmes. In a non-determinable number of cases, overdiagnostics could have contributed to the increase in incidence. In the period of observation mortality remained constant in the regions described in this study. It can be assumed the mortality risk is influenced by tumours with a high degree of malignancy whose share in the number of melanomas remains roughly constant.

Conclusion: The early diagnosis of cancer, the inclusion of increasingly larger groups of the populations in the regions described, and constant mortality rates for men and women during the period of observation all relate the use of early diagnosis. If the efficiency of population screening is measured against the outcome reduction of the mortality rate, it appears to be sufficient to continue cancer early detection according to SGB V § 25. A preventive check-up is indicated for risk groups, e. g., those with a positive familiar history or if potentially malignant skin alterations have been diagnosed.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. med. A. Schubert

Mecklenburger Allee 22

17235 Neustrelitz

eMail: aSchubert-nz@t-online.de