Gesundheitswesen 2013; 75(04): 179-183
DOI: 10.1055/s-0033-1343418
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Reaktorunfall von Fukushima: Folgen für Japan und uns[*]

The Fukushima Nuclear Accident: Consequences for Japan and for us
B. Grosche
1   Bundesamt für Strahlenschutz, Fachbereich Strahlenschutz und Gesundheit, Oberschleißheim
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Publication Date:
10 April 2013 (online)

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Zusammenfassung

Der Reaktorunfall von Fukushima war die Folge einer vorangegangenen doppelten Naturkatastrophe, nämlich eines Erdbebens am 11. März 2011 und dem daraus entstandenen Tsunami. Aufgrund günstiger Windverhältnisse und von Evakuierungsmaßnahmen war die Strahlenbelastung für die Allgemeinbevölkerung in Japan insgesamt und mit Ausnahmen auch in den Regionen außerhalb der Evakuierungszone gering. In diesem Beitrag wird versucht, auf der Basis der Expositionsabschätzung der WHO, von Erkenntnissen im Zusammenhang mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl, den oberirdischen Atombombentests in Kasachstan und zum Risiko von Leukämien im Kindesalter nach niedriger Strahlenexposition eine Einschätzung möglicher gesundheitlicher Folgen zu geben. Für Deutschland bestand keine gesundheitsrelevante Gefährdung durch die radioaktiven Freisetzungen, gleichwohl haben die Ereignisse in Japan zu der Erkenntnis geführt, dass die Regelwerke, die für Kernkraftwerksunfälle erarbeitet wurden, einer Ergänzung bedürfen.

Abstract

The Fukushima accident was the consequence of a preceding 2-fold natural catastrophe: the earth quake of 11 March 2011 and the subsequent tsunami. Due to favourable winds and to evacuation measures the radiation exposure to the general population in Japan as a whole and with some exceptions in the region outside the evacuation zone, too, was low. In this article the attempt is made to give an estimate of health consequences to the public. This is based upon WHO’s dose estimates, knowledge of the consequences of the Chernobyl accident, of the atmospheric nuclear bomb testing in Kazakhstan and on the risk of childhood leukaemia after low dose radiation exposure. For Germany, there was no radiation threat due to the accident. Nonetheless, the events in Japan made clear that the rules and standards that were developed for the case of a reactor accident need to be revised.

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* Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, den ich im Mai 2012 auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung des ÖGD gehalten habe, berücksichtigt aber auch Erkenntnisse, die sich bis Ende Januar 2013 ergeben haben.


1

1 Zum Vergleich: Die große Sturmflut 1962 in Hamburg überflutete etwa 160 km².