Gesundheitswesen 2014; 76(11): 735-741
DOI: 10.1055/s-0034-1366985
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patientenvertretung auf der Ebene der Bundesländer – Ergebnisse einer quantitativen Befragung zu den Bildungsbedürfnissen von Patientenvertretern und Patientenvertreterinnen

Patient Representatives at the Federal State Level in Germany – Results of a Quantitative Survey Regarding the Educational Needs of Patient Representatives
B. Grenz-Farenholtz
1   WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im ­Gesundheitswesen, Hamburg
,
D. Langner
1   WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im ­Gesundheitswesen, Hamburg
,
E. Hohmann
2   Vorstand, Patientenakademie Deutschland e.V., Berlin
,
F. Verheyen
1   WINEG - Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im ­Gesundheitswesen, Hamburg
,
C. Kranich
2   Vorstand, Patientenakademie Deutschland e.V., Berlin
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Publication History

Publication Date:
02 April 2014 (online)

Zusammenfassung

Ziel:

In den letzten Jahren hat die Patientenbeteiligung eine zunehmende gesundheitspolitische Anerkennung erfahren. Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz von 2004 und der Einführung des § 140 f in das SGB V wurde die Wahrnehmung kollektiver Patienteninteressen sowohl auf Bundesebene als auch in den Bundesländern gesetzlich verankert. Bisher fehlt es an einer systematischen Untersuchung zur Situation der Patientenbeteiligung auf Länderebene. Diese Lücke soll durch die vorliegende Studie geschlossen werden, wobei insbesondere die Bildungs­bedürfnisse der PatientenvertreterInnen (PV) beleuchtet werden.

Methodik:

Ausgehend von einer Literaturrecherche wurden in einer Fokusgruppe mit 7 PV relevante Aspekte der Patientenvertretung identifiziert und diskutiert. Auf dieser Basis wurde ein Fragebogen in Abstimmung mit Wissenschaftlern und PV entwickelt. Es wurden 504 PV schriftlich befragt. Zielgruppe der Befragung waren Personen, welche die Aufgaben eines PV in einem Gremium der Landesebene nach § 140 f SGB V wahrnehmen oder in der Vergangenheit wahrgenommen haben.

Ergebnisse:

184 zurückgesandte Fragebögen (Rücklaufquote: 36,5%) konnten ausgewertet werden. Die PV fühlen sich zumeist schlecht auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Sie halten ganz besonders eine Schulung zu Beginn der Tätigkeit für notwendig. Diese sollte nach der überwiegenden Mehrheit der PV verpflichtend sein. Die PV möchten die in den Gremien getroffenen Entscheidungen möglichst weitgehend mitbeeinflussen. In unterschiedlichen Themenbereichen stellen sie bei sich Wissenslücken fest, die sie zu schließen bereit sind, um die Interessen der Patienten und Patientinnen besser vertreten zu können. In der Zukunft erwarten die PV, dass die Bedeutung der Patientenbeteiligung zunehmen wird.

Schlussfolgerung:

Die Befragungsergebnisse können als Grundlage dienen, Bildungs- und Schulungsangebote zu ent­wickeln, die den Anforderungen der PV zur bestmöglichen Wahrnehmung ihrer Aufgaben gerecht werden. Des Weiteren können sie als wissenschaftliche Basis zum politischen Meinungsbildungsprozess beitragen und Argumentationshilfen liefern, wenn es um den Kompetenzerwerb von PV geht.

Abstract

Objectives:

During the last decades patient and public involvement has gained more and more political approval. An important milestone regarding collective patient interests was the Statutory Health Insurance Modernisation Act in 2004 (§ 140 f SGB V). No systematic research has been conducted regarding the situation of patient representatives at the federal state level as yet. The aim of the following study is to close this gap, focusing on educational needs of patient representatives.

Methods:

After screening the literature we identified and discussed relevant aspects of patient participation in a focus group of 7 patient representatives. Based on these findings a standardised questionnaire was developed in coopera­tion with scientists and patient representatives. We sent the written questionnaire to 504 patient representatives at the federal state level. The survey was targeted at patient representatives who currently participate or have in the past participated in a committee at federal state level according to § 140 f SGB V.

Results:

A total of 184 completed questionnaires was returned for an overall response rate of 36.5%. Most respondents felt poorly prepared for their role and regard a compulsory prepara­tion course as necessary. Patient representatives want to be an active part in the decision-making process of the committee meetings. They report educational needs on different topics and they are willing to close these gaps. For the future, patient representatives expect increasing significance of collective participation.

Conclusion:

The results can be used to develop educational programmes for patient representatives in order to qualify them for the best possible performance of their tasks. Furthermore the results can provide a scientific basis for political discussions and for reasoning capacity building of patient representatives.