Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605668
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Nutzbarkeit von Routinedaten zur Analyse des Gesundheitszustands von Menschen mit Migrationshintergrund

A Wengler
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
C Santos-Hövener
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
A Rommel
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Über 21% der deutschen Bevölkerung weisen einen Migrationshintergrund auf. Insbesondere im Rahmen von Fluchtbewegungen und demographischer Alterung wird dieser Anteil zukünftig weiter steigen. Trotzdem können aktuell nur begrenzt Aussagen über die gesundheitliche Lage dieser großen Gruppe getroffen werden.

Methodik:

Im Rahmen des Projekts zur Verbesserung des Gesundheitsmonitorings von Menschen mit Migrationshintergrund (IMIRA) am Robert Koch-Institut überprüfen wir die Nutzbarkeit von Routinedaten zur Analyse der Gesundheit von allen Menschen mit Migrationshintergrund. Es handelt sich um eine Übersichtsarbeit, die verschiedene Datenquellen und die jeweilige Operationalisierung des Migrationshintergrunds gegenüberstellt. Die Auswertung der Datenquellen und ihrer Nutzbarkeit basiert auf einer internetbasierten Recherche und Kontakten zu verschiedenen Datenhaltern.

Ergebnisse:

Bisher wird vornehmlich die Staatsangehörigkeit genutzt, um Menschen mit Migrationshintergrund in Routinedaten zu identifizieren. Es gibt jedoch immer mehr Bestrebungen den Migrationshintergrund umfassender, z.B. anhand des Geburtslandes, zu erfassen. Ein Beispiel ist die Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden zur einheitlichen Erfassung des Migrationshintergrundes bei den Einschulungsuntersuchungen.

Schlussfolgerungen:

Nutzt man lediglich die Staatsangehörigkeit zur Identifikation von Menschen mit Migrationshintergrund, wird nur ein Teil dieser Bevölkerungsgruppe und ihr Gesundheitsstatus abgebildet. Immer mehr Datenhalter sind jedoch bestrebt, diese Personengruppe adäquat zu erfassen. Es ist daher positiv zu bemerken, dass die Anzahl der nutzbaren Datenquellen zukünftig weiter steigen wird und damit immer mehr Datenquellen zur Analyse des Gesundheitsstatus von Menschen mit Migrationshintergrund genutzt werden können.