Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605706
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderungspotenziale von Ernährungsgewohnheiten Älterer – die Statuspassage „Ruhestand“ als Handlungsfenster für die Gesundheitsförderung

NR Baer
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Berlin
,
L Schenk
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Berlin
,
J Deutschbein
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Berlin
,
V Anton
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Statuspassage von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand ist zumeist mit einer bedeutenden Umstrukturierung routinierter (Ess-) Alltagshandlungen verknüpft. Ein Ziel unserer qualitativen Studie ist es, Veränderungspotenziale von oftmals habitualisierten und in Gewohnheiten verstetigten (ungünstigen) Ernährungsmustern während dieser Statuspassage zu identifizieren, zu verstehen und somit zentrale Ansatzpunkte sowie adäquate Handlungsweisen für gesundheitsfördernde Maßnahmen aufzeigen zu können.

Methodik:

Es wurden 25 qualitative, teil-narrative Einzelinterviews mit Personen zwischen 60 und 70 Jahren durchgeführt, welche mittels der dokumentarischen Methode nach Bohnsack und dem Ziel der Typengenerierung ausgewertet werden.

Ergebnisse:

Anhand des Materials haben sich zum derzeitigen Stand der Analysen u.a. verschiedene „Veränderungstypen“ herauskristallisiert, die sich auf einem Kontinuum ansiedeln lassen. Ein solcher Typus lässt sich als „veränderungsbewusst“ beschreiben. Die Notwendigkeit der Ernährungsstilveränderung ist diesem Typus bewusst, wird jedoch häufig lediglich konjunktiv formuliert und kaum in die Tat umgesetzt.

Schlussfolgerungen:

Die bisherige Auswertung verschiedener Veränderungstypen gibt Aufschluss über das Veränderungspotential ernährungsassoziierter Handlungsmuster von Personen während der Statuspassage „Ruhestand“. Hinsichtlich der Identifikation gesundheitsfördernder Ansatzpunkte scheint beispielsweise der Typus „veränderungsbewusst“ von besonderer Bedeutung. Bei diesem Typus mangelt es weniger an Ernährungswissen oder dem Bewusstsein des eigenen Veränderungspotentials, als an Motivation und Eigeninitiative zur Veränderung der habitualisierten Ernährungsmuster. Zur effektiven Gesundheitsförderung der Zielgruppe gilt es, diese Typenspezifizität zu berücksichtigen und entsprechende Maßnahmen individuell an die Bedarfe der verschiedenen „Veränderungstypen“ anzupassen.