Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605732
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rückkehr an den Arbeitsplatz nach psychischer Erkrankung – Betriebliche Wiedereingliederungspraktiken im Urteil von Beschäftigten

EC Windscheid
1   Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Professur für Arbeitswissenschaft, Bamberg
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Psychische Erkrankungen gewinnen an Verbreitung. Mittels betrieblicher Wiedereingliederung (BEM) sollen Betroffene rasch wieder in Beschäftigung geführt werden. Bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach psychischer Erkrankung können soziale Mechanismen wirken, die die Intention von BEM, z.B. Prävention erneuter Erkrankung, voraussetzungsvoll erscheinen lassen. Diese Mechanismen spiegeln sich in verschiedenen Arten betrieblicher Wiedereingliederungspraktiken, die jeweils funktional bzw. dysfunktional wirken können.

Methodik:

Der Beitrag basiert auf Ergebnissen einer qualitativen Studie unter Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft, die nach einer psychischen Erkrankung an den Arbeitsplatz zurückgekehrt sind (N = 16) sowie unter Akteuren im Arbeitsumfeld von Rückkehrern aus psychischer Erkrankung: Führungskräfte und Kollegen (N = 16). Die problemzentrierten Interviews wurden mittles qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse:

Vor dem Hintergrund der subjektiven Beurteilung inhaltlicher Ergebnisse der Wiedereingliederung sowie prozeduraler und interaktionaler Parameter der Verfahrensgestaltung im Sinne organisationaler Gerechtigkeit konnten vier Formen betrieblicher Wiedereingliederungspraktiken identifiziert werden: 1. Abwehrend, 2. Externalisierend, 3. Problemorientiert, 4. Proaktiv. Die Typen unterscheiden sich in der betrieblichen Bewältigung und dem Umgang mit psychischen Erkrankungen in den Dimensionen BEM-Organisation/Verantwortung, Management von Veränderung/Reintegration sowie Nachhaltigkeit/Prävention. Es ergeben sich unterschiedliche Effekte zwischen Akzeptanz und Gesundheitsförderung.

Schlussfolgerungen:

Der Beitrag gibt Aufschluss über die Problembereiche der Verbetrieblichung von Sozialpolitik am Beispiel betrieblicher Wiedereingliederungspraktiken bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz von zuvor psychisch Erkrankten und leitet Handlungsempfehlungen für die betriebliche Wiedereingliederungspraxis ab.