Einleitung:
Psychische Erkrankungen gewinnen an Verbreitung. Mittels betrieblicher Wiedereingliederung
(BEM) sollen Betroffene rasch wieder in Beschäftigung geführt werden. Bei der Rückkehr
an den Arbeitsplatz nach psychischer Erkrankung können soziale Mechanismen wirken,
die die Intention von BEM, z.B. Prävention erneuter Erkrankung, voraussetzungsvoll
erscheinen lassen. Diese Mechanismen spiegeln sich in verschiedenen Arten betrieblicher
Wiedereingliederungspraktiken, die jeweils funktional bzw. dysfunktional wirken können.
Methodik:
Der Beitrag basiert auf Ergebnissen einer qualitativen Studie unter Beschäftigten
in der öffentlichen Verwaltung und der Privatwirtschaft, die nach einer psychischen
Erkrankung an den Arbeitsplatz zurückgekehrt sind (N = 16) sowie unter Akteuren im
Arbeitsumfeld von Rückkehrern aus psychischer Erkrankung: Führungskräfte und Kollegen
(N = 16). Die problemzentrierten Interviews wurden mittles qualitativer Inhaltsanalyse
ausgewertet.
Ergebnisse:
Vor dem Hintergrund der subjektiven Beurteilung inhaltlicher Ergebnisse der Wiedereingliederung
sowie prozeduraler und interaktionaler Parameter der Verfahrensgestaltung im Sinne
organisationaler Gerechtigkeit konnten vier Formen betrieblicher Wiedereingliederungspraktiken
identifiziert werden: 1. Abwehrend, 2. Externalisierend, 3. Problemorientiert, 4.
Proaktiv. Die Typen unterscheiden sich in der betrieblichen Bewältigung und dem Umgang
mit psychischen Erkrankungen in den Dimensionen BEM-Organisation/Verantwortung, Management
von Veränderung/Reintegration sowie Nachhaltigkeit/Prävention. Es ergeben sich unterschiedliche
Effekte zwischen Akzeptanz und Gesundheitsförderung.
Schlussfolgerungen:
Der Beitrag gibt Aufschluss über die Problembereiche der Verbetrieblichung von Sozialpolitik
am Beispiel betrieblicher Wiedereingliederungspraktiken bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz
von zuvor psychisch Erkrankten und leitet Handlungsempfehlungen für die betriebliche
Wiedereingliederungspraxis ab.