Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605801
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss von Gesundheitskompetenz auf die Häufigkeit von Arztkontakten – Ergebnisse des deutschen Health Literacy Surveys

EM Berens
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
K Ganahl
2   Gesundheit Österreich GmbH, Wien
,
D Vogt
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
,
J Pelikan
3   Universität Wien, Wien
,
D Schaeffer
1   Universität Bielefeld, Bielefeld
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Gesundheitskompetenz (GK) wird zunehmend als wichtig erachtet, um die eigene Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Internationale Befunde zeigen, dass niedrige GK mit häufigerer Inanspruchnahme von Krankenbehandlungsleistungen assoziiert ist. Für Deutschland liegen dazu bislang noch keine Daten vor. Ziel ist es daher den Zusammenhang zwischen GK und der Anzahl Arztkontakte zu analysieren.

Methodik:

Es werden Daten des deutschen Health Literacy Surveys (HLS-GER) genutzt, die 2014 mittels computer-assistierter Interviews erhoben wurden. Befragt wurden 2.000 Personen im Alter ab 15 Jahren. GK wurde mit dem HLS-EU-Q47 erfasst. Zudem wurden soziodemografische sowie Indikatoren des Gesundheitszustands erfragt und in die Auswertungen einbezogen. Der Zusammenhang zwischen GK und der Häufigkeit von Arztkontakten wurde mittels Speaman's Rho Korrelation und multipler Regression betrachtet.

Ergebnisse:

Die GK der Befragten liegt bei 32,79 (SD 6,2). Befragte mit geringer GK haben mehr Arztkontakte (r =-0,272; p < 0,001). Im multiplen Regressionsmodell haben subjektive Gesundheit (β=0,329) und das Vorliegen einer chronischen Krankheit (β=-0,266) den stärksten Einfluss auf die Anzahl der Arztkontakte, ebenso sind Geschlecht (β=0,118) und Alter (β=0,112) damit assoziiert (p < 0,001). Aber auch die GK bleibt eigenständiger Prädiktor (β=-0,066; p < 0,05). Migration, Bildung und finanzielle Deprivation hängen in diesem Modell, das 40% der Varianz erklärt, nicht mit der Anzahl der Arztkontakte zusammen.

Schlussfolgerungen:

Die GK ist unabhängig von soziodemographischen und Indikatoren des Gesundheitszustands ein wichtiger Prädiktor für die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen. Der Förderung der GK sollte zukünftig eine größere Bedeutung zukommen. Denn Investitionen in die Stärkung der GK können einen positiven Effekt auf den Umgang mit dem Versorgungssystem haben. Dazu sind auf der individuellen und auf der strukturellen Ebene ansetzende Interventionen nötig.