Einleitung:
Gesundheitskompetenz (GK) wird zunehmend als wichtig erachtet, um die eigene Gesundheit
zu erhalten und zu fördern. Internationale Befunde zeigen, dass niedrige GK mit häufigerer
Inanspruchnahme von Krankenbehandlungsleistungen assoziiert ist. Für Deutschland liegen
dazu bislang noch keine Daten vor. Ziel ist es daher den Zusammenhang zwischen GK
und der Anzahl Arztkontakte zu analysieren.
Methodik:
Es werden Daten des deutschen Health Literacy Surveys (HLS-GER) genutzt, die 2014
mittels computer-assistierter Interviews erhoben wurden. Befragt wurden 2.000 Personen
im Alter ab 15 Jahren. GK wurde mit dem HLS-EU-Q47 erfasst. Zudem wurden soziodemografische
sowie Indikatoren des Gesundheitszustands erfragt und in die Auswertungen einbezogen.
Der Zusammenhang zwischen GK und der Häufigkeit von Arztkontakten wurde mittels Speaman's
Rho Korrelation und multipler Regression betrachtet.
Ergebnisse:
Die GK der Befragten liegt bei 32,79 (SD 6,2). Befragte mit geringer GK haben mehr
Arztkontakte (r =-0,272; p < 0,001). Im multiplen Regressionsmodell haben subjektive
Gesundheit (β=0,329) und das Vorliegen einer chronischen Krankheit (β=-0,266) den
stärksten Einfluss auf die Anzahl der Arztkontakte, ebenso sind Geschlecht (β=0,118)
und Alter (β=0,112) damit assoziiert (p < 0,001). Aber auch die GK bleibt eigenständiger
Prädiktor (β=-0,066; p < 0,05). Migration, Bildung und finanzielle Deprivation hängen
in diesem Modell, das 40% der Varianz erklärt, nicht mit der Anzahl der Arztkontakte
zusammen.
Schlussfolgerungen:
Die GK ist unabhängig von soziodemographischen und Indikatoren des Gesundheitszustands
ein wichtiger Prädiktor für die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen. Der Förderung
der GK sollte zukünftig eine größere Bedeutung zukommen. Denn Investitionen in die
Stärkung der GK können einen positiven Effekt auf den Umgang mit dem Versorgungssystem
haben. Dazu sind auf der individuellen und auf der strukturellen Ebene ansetzende
Interventionen nötig.