Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 729
DOI: 10.1055/s-0039-1694558
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gleiche Gesundheit für alle? – Ungleichheitstheorien getestet am Beispiel des Stillens in Mexiko

JL Harder
1   Universität Siegen, Siegen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die menschliche Gesundheit beeinflusst wechselwirkend Bildung, Einkommen, Ernährung und somit den sozioökonomischen Status. Gleichzeitig ist der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen durch eine hohe Ungleichheit gekennzeichnet. Ungleichheit kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. So gibt es Ungleichheiten beim Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, die z.B. durch finanzielle Ressourcen, Geschlechteraspekte oder Information über die Existenz von spezifischen Leistungen beeinflusst werden.

Das OECD-Land Mexiko entwickelt sich sozioökonomisch rasant, aber die Investitionen in das Gesundheitssystem sind vergleichsweise gering und die out-of-pocket Zahlungen gehören im OECD-Vergleich zu den höchsten. Mexiko transformiert das Gesundheitssystem sowie den Wohlfahrtstaat, um Universal Health Coverage im Sinne der Agenda2030 zu erreichen. Eines der Ziele, welches immer wieder für eine gesunde Entwicklung und zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheit hervorgehoben wird, ist das ausschließliche Stillen. Ausschließliches Stillen ist auch Folge erfolgreicher gesundheitsrelevanter Information und Aufklärung.

Methode:

Die Mixed-Methods Studie präsentiert hauptsächlich die Analyse des Datensatzes Multiple Indicator Cluster Survey (MICS) von UNICEF sowie die Ergebnisse aus weiterführenden qualitativen Interviews.

Ergebnisse:

Die quantitative Analyse zeigt für Mexiko interessante Ergebnisse, z.B., dass der theoretische Hintergrund gesundheitlicher Ungleichheiten beim Stillen nicht zutrifft. Die niedrigsten Gruppen bezüglich Einkommen und Bildung erzielen die höchsten prozentualen Anteile des ausschließlichen Stillens.

Um die Gründe, die für die Entscheidungsfindung relevant sind herauszufinden, wurde der qualitative Teil der Studie konzipiert. Die Ergebnisse zeigen eine Vielzahl von Determinanten: die Rolle der Frauen in der Gesellschaft, die Arbeitssituation und kulturelle Aspekte.

Diskussion:

Die Studie zeigt auf, dass Theorien der gesundheitlichen Ungleichheit nicht alle Aspekte erklären können, sodass weitere, institutionelle Faktoren für erfolgreiche Gesundheitsversorgung hinzugezogen werden müssen.