Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 736
DOI: 10.1055/s-0039-1694580
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexuelle Belästigung im Klinikalltag – ein systemischer Ansatz zur Prävention

S Oertelt-Prigione
1   Radboud Universität, Nijmegen
2   Charité – Universitätsmedizin, Berlin
,
S Jenner
3   Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Berlin
,
J Prügl
4   Charité – Unicersitätsmedizin, Berlin
,
P Djermester
2   Charité – Universitätsmedizin, Berlin
,
C Kurmeyer
2   Charité – Universitätsmedizin, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Sexuelle Belästigung kann in allen Branchen und jeglicher Form von Organisation vorkommen. Krankenhäuser und Universitäten sind ebenfalls betroffen. Ab 2017 hat die #metoo Bewegung einen breiten gesellschaftlichen Diskurs angestoßen, der unter anderem das Ausmaß der Betroffenheit und die begrenzte Wirkung aktueller Präventionsstrategien hervorhebt.

Methoden:

In den Jahren 2014 – 2017 wurde an der Charité – Universitätsmedizin das WPP (Watch Protect Prevent) Projekt durchgeführt, die erste deutschlandweite Studie zu sexueller Belästigung im klinischen Alltag und ihrer Prävention. Die Studie war in drei Teile gegliedert: eine internetbasierte Umfrage aller Beschäftigten, qualitative Interviews mit Beschäftigten einzelner Bereiche und einer strukturierten Auswertung von Dienstvereinbarungen. Die Zielsetzung war ebenfalls dreigegliedert: Erfassung von Prävalenzdaten, Erarbeitung und Implementierung von Präventionsmaßnahmen und Verabschiedung einer Richtlinie.

Ergebnisse:

737 Ärztinnen und Ärzte (Rücklauf 43%) nahmen an dem Survey teil. 70% von ihnen (62% der Männer und 76% der Frauen) berichteten von Belästigungserfahrungen innerhalb der Arbeitskarriere. Geschlechterunterschiede konnten bei der Betroffenheit, der Wahrnehmung und den Täter_innenprofilen identifiziert werden. Ein subjektiv als hierarchisch beschriebenes Arbeitsfeld korrelierte bei beiden Geschlechtern mit Belästigungserfahrung. 30 qualitative Interviews mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Krankenhausbereichen führten zur Erstellung eines unternehmensspezifischen Maßnahmenkataloges. Ebenfalls wurde eine Richtlinie zur Prävention sexueller Belästigung verabschiedet. Seit 2018 folgt ein partizipativer „runder Tisch“ im Rahmen der Struktur- und Organisationsentwicklung zum Thema, um die Belange der Studierenden gesondert aufzuarbeiten.

Diskussion:

Sexuelle Belästigung ist ein weitverbreitetes Phänomen in der klinischen Arbeitswelt das alle Beschäftigten betreffen kann. Zur Erarbeitung und erfolgreichen Umsetzung von Präventionsmaßnahmen sollten alle Stakeholder kontinuierlich in den Prozess eingebunden werden.