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DOI: 10.1055/s-0039-1694604
Die Geschlechterbrille und ihre Anwendung in der medizinischen Ausbildung
Publication History
Publication Date:
23 August 2019 (online)
Einleitung:
Die Geschlechterbrille ist ein didaktisches Instrument, mit der Studierende in Bezug auf eine Erkrankung Geschlechterunterschiede in Häufigkeit, Diagnose, Verlauf, Therapie, Prävention und Rehabilitation analysieren können. Sie ermöglicht neben der Analyse von biologischen Unterschieden auch eine differenzierte Betrachtung potentieller sozialer Ursachen: Einstellungen/Verhaltensweisen, Familie/Soziale Netzwerke, Arbeitsbedingungen, materielle Bedingungen und Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem.
Methoden:
Am Universitätsklinikum Düsseldorf wird die Geschlechterbrille seit 2016 im Curriculum der medizinischen Soziologie eingesetzt. Das Seminar „Männer, Frauen und Medizin“ wurde in zwei aufeinanderfolgenden Jahren durch die Studierenden des vierten Semesters (n = 552, 174 männlich und 333 weiblich, 45 ohne Geschlechtsangabe) schriftlich evaluiert. Die Gesamtzufriedenheit wurde auf einer Skala von 1 „sehr zufrieden“ bis 6 „gar nicht zufrieden“ bewertet. Zusätzlich wurde die Zustimmung zur Aussage „Die Geschlechterbrille ist sinnvoll zur Einführung in die Gendermedizin“ auf einer Skala von 1 „trifft völlig zu“ bis 6 „trifft gar nicht zu“ angegeben.
Ergebnisse:
Die Gesamtzufriedenheit lag bei einer durchschnittlichen Bewertung von 2,05 (2,15 in 2016; 1,95 in 2017). Die Eignung der Geschlechterbrille zur Einführung wurde ebenfalls mit 2,19 bewertet. Das entspricht im Evaluationssystem sinngemäß einer Beurteilung mit der Schulnote „gut“. Es zeigten sich keine Geschlechterunterschiede in der Beurteilung des Instrumentes (m = 2,20, w = 2,18, p = 0,854).
Diskussion:
Die Geschlechterbrille eignet sich aus Perspektive der Studierenden gut für die Einführung der Gendermedizin in der medizinischen Ausbildung. In Zukunft soll auch untersucht werden, wie die Geschlechterbrille in der Gesundheitsforschung eingesetzt werden kann, um Unterschiede zwischen Männern und Frauen und deren zugrundeliegenden biologischen und sozialen Ursachen zu untersuchen.