Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 749
DOI: 10.1055/s-0039-1694620
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partizipative Entwicklung eines migrationssensiblen, digitalen Schulungsprogramms zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund

K Spinler
1   kristinspinler@gmx.de, Hamburg
,
E Ungoreit
2   Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
C Kofahl
2   Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
R Valdez
1   kristinspinler@gmx.de, Hamburg
,
D Dingoyan
2   Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
G Aarabi
2   Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Im Vergleich mit der deutschen Mehrheitsbevölkerung zeigen Studien eine signifikant schlechtere Mundgesundheit bei Menschen mit Migrationshintergrund (MHH) jenseits der westlichen Industrienationen (insbesondere Mittlerer Osten, Osteuropa). Der Migrationshintergrund stellt dabei statistisch einen eigenständigen Risikofaktor dar, dessen Einflussfaktoren noch ungeklärt sind. Zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz und folglich der Mundgesundheit, wird auf Basis bestehender evidenzbasierter zahnmedizinischer Präventionsprogramme ein migrationssensibles Schulungsprogramm entwickelt, das auf die Besonderheiten und Bedürfnisse von in Deutschland lebenden MMH abgestimmt ist. Um dieses zielgruppengerecht entwickeln zu können, wurden migrationsspezifische Aspekte exploriert und in die Planung integriert.

Methode:

Es wurden Personen aus verschiedenen Bereichen befragt, die Schnittpunkte mit den Themenfeldern Migration und Mundgesundheit haben. Dazu zählen PatientInnen mit Migrationshintergrund, VertreterInnen zahnärztlicher Verbände, WissenschaftlerInnen, ZahnärztInnen sowie ProphylaxeassistentInnen. Mit diesen wurden leitfadengestützte themenzentrierte Experteninterviews (N = 9) sowie eine Fokusgruppe (N = 7) durchgeführt. Interviews und Fokusgruppe wurden aufgezeichnet und transkribiert. Die qualitative Datenanalyse und Kodierung erfolgte nach Kuckartz und Creswell.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse konnten in die Hauptkategorien „Erfahrungen mit Mundgesundheit“ und „Migration“ sowie „Empfehlungen für das Schulungsprogramm“ unterteilt werden. Darunter finden sich Kategorien wie „Barrieren“ und „förderliche Faktoren“ sowie „kulturelle Einflüsse auf die Mundgesundheit“. Aus einigen dieser Ergebnisse lassen sich gezielte Maßnahmen für die Gestaltung des digitalen Schulungsprogramms ableiten. Sprachbarrieren, Gesundheitssozialisation, Informationsquellen, Ess- und Mundhygienegewohnheiten sowie der Stellenwert von Mundgesundheit sind Faktoren, die adressiert werden sollen.

Diskussion:

Die Untersuchung liefert Erkenntnisse über migrationssensible Risikofaktoren und ist richtungsweisend für den präventiven Schulungsansatz des Projekts. Da die untersuchte Gruppe eine hohe Heterogenität aufweist, liegt der Fokus auf der größtmöglichen Schnittmenge der migrationsspezifischen Aspekte und Anwendbarkeit.