Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 755
DOI: 10.1055/s-0039-1694637
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufsbezogene Infektionsepidemiologie mit Routinedaten der GKV am Beispiel Gastroenteritis durch Norovirus

U Stoessel
1   Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg
,
FM Hofmann
1   Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg
,
M Michaelis
2   FFAS Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Unter den meldepflichtigen Krankheiten nimmt statistisch betrachtet die akute Gastroenteritis durch Norovirus (ICD10 Nr. A08.1) eine hervorgehobene Stellung unter den nicht bakteriell bedingten Gastroenteritiden ein. Auch wenn das Kindesalter und die höheren Altersgruppen deutlich höhere Inzidenzen aufweisen, ist das Ausbruchsgeschehen gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäusern und Alteneinrichtungen beobachtbar, wo es demzufolge auch eine höhere Infektionsgefahr für das dort tätige Personal mit sich bringt.

Ziel der Auswertung eines großen GKV-Datensatzes war es, auch in Routinedaten eine möglicherweise erhöhte Inzidenz dieser Erkrankung in bestimmten Berufsgruppen zu identifizieren.

Methoden:

Aus einem Datensatz der AOK Niedersachsen für die Jahre 2011 bis 2015 wurden die Fälle von Erwerbstätigen (18 – 65 Jahre) extrahiert, für die die Abrechnungsdiagnose ICD A08.1 (ambulant oder stationär) sowie als AU-Diagnose codiert worden war. Diese ist im Prinzip nur abrechenbar, wenn dem untersuchenden Arzt ein labordiagnostisch bestätigtes Ergebnis vorliegt. Der Beobachtungszeitraum wurde gewählt, weil der diagnostische Nachweis ab 2011 Grundlage für die Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz an das Robert Koch-Institut (RKI) wurde und die GKV- mit den RKI-Daten verglichen werden können und alle Daten bis 2015 verfügbar waren.

Die aggregiert vorliegenden Daten von rund 800.000 Versicherten wurden deskriptiv nach Geschlecht und für Berufe im Nahrungsmittelgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen ausgewertet.

Ergebnisse:

Der Vergleich der Fallzahlen für die ausgewählten Berufsgruppen mit denen der insgesamt als Erwerbstätige Versicherten legt ein erhöhtes Infektions- und Erkrankungsrisiko insbesondere der Pflegeberufe nahe.

Diskussion:

Angesichts der als sehr hoch eingeschätzten Dunkelziffer bei der Norovirus-Gastroenteritis müssen bei der Interpretation der Ergebnisse einige Probleme berücksichtigt werden, die im vorliegenden Beitrag diskutiert werden.