Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 757
DOI: 10.1055/s-0039-1694644
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung: Veränderung der jährlichen Screening-Inanspruchnahme im (Lang-) Zeitverlauf auf Basis von GKV-Routinedaten

D Horenkamp-Sonntag
1   Techniker Krankenkasse, Hamburg
,
EM Bitzer
2   Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg
,
S Geyer
3   Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Hannover
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Durch einen GBA-Beschluss wird ab dem 01.01.2020 die Krebsfrüherkennung beim Gebärmutterhals neu geregelt, v.a. hinsichtlich einer Anpassung des Screeningintervalls. Künftig können Frauen unter 35 Jahren jährlich eine Abstrichuntersuchung (sog. Pap-Test) in Anspruch nehmen, während für Frauen ab 35 Jahren alle drei ein Anspruch auf ein kombiniertes Screening aus zytologischer Untersuchung und HPV-Test besteht. Um mögliche Auswirkungen der Richtlinienänderung beurteilen zu können, wurde der aktuelle Status quo evaluiert.

Methode:

Auf Basis von sektorenübergreifenden TK-Routinedaten (n = 10 Millionen Versicherte) wurde im Zeitraum 2013 – 2018 untersucht, inwiefern die bislang geltenden Vorgaben zur Krebsfrüherkennung in der Versorgungswirklichkeit umgesetzt werden. Dabei wurde sowohl nach altersspezifischen Einflüssen (Altersgruppen 20 – 34, 35 – 49, 50 – 64, > 65J.) als auch nach regionalen Aspekten (Wohnort der Versicherten) im Zeitverlauf differenziert. Operationalisiert wurde mit entsprechenden EBM-GOPs (u.a. 01733, 32820).

Ergebnisse:

In 2017 beträgt die durchschnittliche (jährliche) Screening-Inanspruchnahme 55,2%, wobei diese in der jüngeren Altersgruppe (< 35J.) am höchsten (62,7%) und in der ältesten (> 65J.) am niedrigsten (36,9%) ist. Von den 2.277.579 Frauen die 2017 an der Krebsvorsorge teilgenommen haben, war die Inanspruchnahme im Saarland am geringsten (48,3%) und in Brandenburg (59,9%), Mecklenburg-Vorpommern (59,2%) und Sachsen (59,9%) am höchsten. Bei diesen drei Bundesländern gab es im Zeitverlauf von 2013 zu 2017 die größten Abnahmen bei der jährlichen Inanspruchnahme (-9,0% vs. -5,4% vs. -4,1%).

Diskussion:

Im Rahmen einer Politikfolgenforschung sind GKV-Routinedatenanalysen geeignet, zeitnah Hinweise auf Veränderungen bei der Teilnahme an Krebsfrüherkennungsprogrammen zu geben. Die regionale Variabilität der Inanspruchnahme von Leistungen zur Krebsfrüherkennung sollte bei der Einführung von strukturierten Einladungsprogrammen berücksichtigt werden.