Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 760-761
DOI: 10.1055/s-0039-1694654
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ungleichheitseffekte von Interventionen zur Förderung körperlicher Aktivität: Eine internationale Kooperation zur systematischen Reanalyse europäischer Interventionsstudien

G Czwikla
1   Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen
,
G Bolte
1   Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Reduktion sozialer Ungleichheiten bei Gesundheit ist ein zentrales Ziel von Public Health. Universelle Interventionen zur Förderung körperlicher Aktivität können soziale Ungleichheiten bei Gesundheit verringern oder ungewollt vergrößern. Ungleichheitseffekte werden bei Evaluationen jedoch selten berücksichtigt. Ziel des Projekts EQUAL innerhalb des BMBF-geförderten Präventionsforschungsnetzwerks AEQUIPA ist es, europäische Interventionsstudien zur Förderung körperlicher Aktivität bei älteren Menschen systematisch hinsichtlich potentieller Ungleichheitseffekte zu reanalysieren.

Methoden:

In einer systematischen Literaturrecherche wurden 15 relevante Interventionsstudien identifiziert. Für die systematische Reanalyse von Ungleichheitseffekten wurden 8 Studien sowie das AEQUIPA Projekt PROMOTE eingeladen. Bis auf eine Studie erklärten sich alle Studien zu einer Kooperation bereit (Großbritannien: n = 3, Niederlande: n = 3, Belgien: n = 1, Deutschland: n = 1). In einem Workshop mit (Sozial-)Epidemiolog*innen, Statistiker*innen, Gesundheitspsycholog*innen und Bewegungswissenschaftler*innen der kooperierenden Interventionsstudien wurde ein gemeinsames Analyseprotokoll als Grundlage für die systematische Reanalyse entwickelt.

Ergebnisse:

Zentrales Element des Protokolls ist die Untersuchung von Unterschieden in der Veränderung moderat-intensiver körperlicher Aktivität in Minuten pro Woche zwischen Interventions- und Kontrollgruppe nach Bildung und Geschlecht. Hierzu werden Interaktionstests sowie stratifizierte Analysen durchgeführt. Darüber hinaus werden Bildungs- und Geschlechtsunterschiede in der Inanspruchnahme und Compliance der Interventionen analysiert.

Diskussion:

In dieser internationalen und interdisziplinären Kooperation werden erstmals europäische Interventionsstudien zur Förderung körperlicher Aktivität bei älteren Menschen auf Basis einer gemeinsam entwickelten Analysestrategie hinsichtlich potentieller Ungleichheitseffekte systematisch reanalysiert. Wie umfassend Ungleichheitseffekte analysiert werden können, hängt von der Verfügbarkeit von Informationen zu Sozialfaktoren in den einzelnen Studien ab. Die Reanalyse potentieller Ungleichheitseffekte liefert wichtige Anknüpfungspunkte für die zukünftige Entwicklung von Interventionen, die das Potenzial bieten, zu einer Verringerung sozialer Ungleichheiten bei Gesundheit beizutragen.