Zusammenfassung
Ziel der Studie: Gegenwärtig schreibt fast jedes zweite Krankenhaus Verluste. Aufgrund dieser schwierigen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind in der Pflege die Personalzahlen zuletzt nicht
adäquat an die Fallzahlsteigerungen angepasst worden. Mehrere aktuelle Befragungen
von Pflegekräften weisen auf die gestiegenen Arbeitsanforderungen und daraus resultierende
Versorgungsdefizite in der Pflege hin. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob
die Leitungspersonen im Krankenhaus (Pflegedienstleitungen, Chefärzte und Geschäftsführer)
aus ihrer jeweiligen Perspektive diese Problematik in vergleichbarer Form bestätigen.
Methodik: Zunächst wurden halbstrukturierte Interviews mit Chefärzten, Pflegedienstleitungen,
Geschäftsführern und Trägern geführt. Auf Basis der qualitativen Erkenntnisse wurden
berufsgruppenspezifische Fragebögen entwickelt, die im Frühjahr 2014 an knapp 5 000
Leitungspersonen verschickt wurden.
Ergebnisse: Es konnte ein Rücklauf von insgesamt 43% erzielt werden. Alle Leitungspersonen bestätigen
einen erheblichen wirtschaftlichen Druck, der sich spürbar auf die Patientenversorgung
auswirkt – insbesondere bei der Pflege und der menschlichen Zuwendung werden erhebliche
Defizite wahrgenommen. Der Großteil der Pflegedienstleitungen ist der Ansicht, dass
dem Pflegepersonal eigentlich nicht genügend Zeit für Verfügung steht, um alle notwendigen
Maßnahmen durchzuführen. Als Ursache für die Vorenthaltung von notwendigen Pflegeleistungen
ist insbesondere die Personalknappheit zu sehen. Diese unzureichende Personalausstattung
ist allerdings nicht nur auf die finanziellen Rahmenbedingungen, sondern auch auf
den zunehmend spürbaren Fachkräftemangel in der Pflege zurückzuführen.
Schlussfolgerung: Insgesamt werden von allen Leitungspersonengruppen im pflegerischen Bereich die größten
Versorgungsdefizite wahrgenommen. Mit der gegenwärtigen pflegerischen Personalausstattung
kann die Erbringung aller erforderlichen Leistungen nach Ansicht der Pflegedirektoren
nicht immer gewährleistet werden. Während das Pflegeförderprogramm die Personalsituation
kurzfristig leicht entspannen wird, sind mittelfristig andere Instrumente erforderlich.
Abstract
Introduction: Currently, almost every second hospital is in financial deficit. Because of financial
restrictions in the nursing profession, the staff has not been adequately adjusted
to the increasing case volume. Current studies emphasize the rising workload of nursing
staff and the resulting deficits in patient care. The aim of this study was to research
whether the supervisory staff (nursing directors, chief physicians and hospital managers)
also perceives these problems.
Method: First, semi-structured interviews with chief physicians, nursing directors, hospital
managers and hospital owners were conducted. Based on these qualitative insights,
occupational group-specific questionnaires were developed. In spring 2014, these were
sent to almost 5 000 supervisors.
Results: There was a response rate of 43%. All respondents confirmed considerable economic
restrictions related to the patient care – the greatest deficits were perceived concerning
nursing care and personal attention given to patients. Moreover, the nursing directors
were of the opinion that the nursing staff did not have enough time to perform all
the necessary services. In particular, inadequate staffing was seen to be the cause
of the rationing of nursing services. However, not only financial constraints but
also a shortage of skilled staff increased the likelihood of withholding nursing services.
Conclusion: In sum, all supervisory groups perceived large deficits in nursing care. With the
current staff levels, nursing directors can hardly ensure provision of all necessary
nursing services. The nurse support program will improve this situation slightly.
In the medium term, the implementation of other instruments is necessary.
Schlüsselwörter
Pflege - Krankenhaus - Rationierung - persönliche Zuwendung - Umfrage
Key words
nursing - hospital - rationing - personal care - national survey