Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 803
DOI: 10.1055/s-0042-1753805
Abstracts | DGSMP/DGMS
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Thema: Gesundheitssystemforschung

Einstellungen zur Notaufnahme in Krankenhäusern – Eine Querschnittsbefragung der Hamburger Allgemeinbevölkerung

Authors

  • J Klein

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg, Deutschland
  • S Koens

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg, Deutschland
  • A Strauß

    2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • M Scherer

    2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • M Härter

    3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • O von dem Knesebeck

    1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg, Deutschland
 

Einleitung Einstellungen und Annahmen zu den Notaufnahmen in Krankenhäusern sind einer der Gründe, warum Patient:innen trotz niedriger Dringlichkeit diese zur Behandlung ihrer Beschwerden aufsuchen und dadurch Überlastungen der Einrichtungen begünstigen („overcrowding“). Bisherige Studien, in denen Patient:innen in Notaufnahmen nach ihren Beweggründen der Inanspruchnahme befragt wurden, weisen darauf hin, dass Zugänglichkeit und die erwartete Versorgungsqualität eine wichtige Rolle spielen. Befragungen der Allgemeinbevölkerung zu diesem Thema gibt es bisher kaum. In einem in Hamburg durchgeführten Survey wurde der Frage nachgegangen, inwieweit ausgewählten Aussagen zur besseren Zugänglichkeit und Versorgungsqualität von Notaufnahmen zugestimmt wurde und welche Prädiktoren damit assoziiert waren.

Methoden In einer repräsentativen Zufallsstichprobe (N=2404) wurden im Winter 2021/2022 mittels telefonischer Befragung (CATI) der erwachsenen Hamburger Bevölkerung acht verschiedene Aussagen zu Notaufnahmen präsentiert (z. B. „Wenn man kurzfristig keinen Termin bei einem Haus- oder Facharzt bekommt, kann man immer in die Notaufnahme gehen“, „Ärzte in einer Notaufnahme sind kompetenter als Ärzte in Hausarztpraxen“) und auf einer vierstufigen Likert-Skala die Zustimmung abgefragt. In der folgenden Faktorenanalyse ergaben sich zwei Skalen (Zugang/Convenience: Cronbach’s α=0,76; Qualität: Cronbach’s α=0.75). In linearen Regressionen wurde überprüft, inwiefern eine erhöhte Zustimmung mit Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss, Migrationshintergrund, Gesundheitsangst (Whiteley-Index), subjektiver Gesundheitskompetenz (HLS-EU-Q6) und Kenntnis von Notfalleinrichtungen assoziiert ist.

Ergebnisse In beiden Skalen hingen erhöhte Zustimmungen hochsignifikant mit männlichem Geschlecht, höherem Alter, niedrigerer Bildung, Migrationshintergrund (1. Generation) und geringerer Kenntnis von Notfalleinrichtungen zusammen (jeweils p<0,001). Die Skalenwerte für Zugang/Convenience waren nicht mit Gesundheitsangst und subjektiver Gesundheitskompetenz assoziiert, während die Skala zur Versorgungsqualität Zusammenhänge mit diesen beiden Prädiktoren zeigte (p=0,011; p=0.012).

Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen Zusammenhänge zwischen positiven Einstellungen zu Notaufnahmen, sozialstrukturellen Merkmalen sowie Aspekten der Gesundheitskompetenz und geben Aufschluss über die Verbreitung zum Teil fälschlicher Annahmen. Die Erkenntnisse sind relevant für Informations- und Aufklärungskampagnen zur (angemessenen) Inanspruchnahme von Notaufnahmen.

Thema: Versorgungsforschung



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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