Aktuelle Ernährungsmedizin 2024; 49(03): E20-E21
DOI: 10.1055/s-0044-1785771
Abstracts

Umgang mit Katheter-assoziierten Blutstrominfektionen bei Patient:innen mit parenteraler Ernährung bei chronischem Darmversagen in Deutschland (CathLock Studie)

Authors

  • E. Blüthner

    1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Deutschland
  • L. Horn

    1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Deutschland
  • T. Vasilakis

    1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Deutschland
  • F. Tacke

    1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie CCM/CVK, Berlin, Deutschland
 

Hintergrund: Patient:innen mit Darmversagen sind häufig auf eine lebenslange parenterale Therapie angewiesen. Diese kann jedoch mit lebensbedrohlichen Komplikationen verbunden sein. Die Katheter-assoziierte Blutstrominfektion (CRBSI) stellt eine der häufigsten Komplikationen dar und ist mit erheblicher Mortalität und Kosten verbunden. Jede CRBSI kann durch den Verlust der Vene als Zugangsweg zum Scheitern der parenteralen Therapie und damit notwendiger Dünndarm- oder Multiviszeraltransplantation führen. Zur Sicherung der Gefäßzugänge wird daher in Abhängigkeit vom Erreger ein konservativer Therapieversuch vor Entfernung des Katheters in nationalen und internationalen Leitlinien empfohlen. Daten zu Katheterkomplikationen oder Umsetzung der Empfehlungen aus Deutschland liegen bisher nicht vor.

Methodik: Insgesamt wurden 82 Patient:innen mit Darmversagen und parenteraler Therapie aus der Kurzdarmsprechstunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin in die retrospektive Analyse von 1995 bis 2023 eingeschlossen. Es wurde die Häufigkeit von CRBSI seit Beginn der parenteralen Therapie erhoben. Zusätzlich erfolgte eine detaillierte Erhebung von Einflussfaktoren für einen Beobachtungszeitraum, definiert durch den Beginn der parenteralen Therapie oder Einsatz einer Locklösung bis zum Auftreten einer CRBSI. Es erfolgte die uni- und multivariate Analyse von Risikofaktoren für eine CRBSI mittels Log-Rank Test und Cox-Regression für den Beobachtungszeitraum.

Ergebnisse: Die Patient:innen waren durchschnittlich 61 Jahre alt und erhielten 1224 Tage parenterale Therapie. Die CRBSI Rate betrug im Median 0,97 pro 1.000 Kathetertage. Eine CRBSI führte in 97,5% (39/40) zu einem stationären Aufenthalt. Überwiegend (55%) handelte es sich um eine Infektion mit Koagulase-negative Staphylokokken (18/33) und gramnegativen Stäbchen 18% (6/33). In 10% (4/40) erfolgte eine antibiotische Sanierung und in 90% (36/40) primär ein Katheterwechsel. Univariat und multivariat protektive Faktoren für eine CRBSI waren getunnelte Katheter (HR=0,380) und die Verwendung einer taurolidinhaltigen Locklösung (HR=0,464).

Schlussfolgerung: Die CRBSI Rate bei Patient:innen mit Darmversagen und parenteraler Therapie in Deutschland ist mit internationalen Daten vergleichbar. Trotz hoher Rate an risikoarm zu sanierenden Erregern erfolgte entgegen der Leitlinienempfehlung ein Katheterwechsel. Langfristig kann durch dieses Vorgehen der Verlust von lebensnotwendigen Gefäßzugängen drohen.



Publication History

Article published online:
22 May 2024

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