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DOI: 10.1055/s-0045-1801978
Selten, aber tödlich: Herausforderungen im kommunikativen Umgang mit Bornavirus (BoDV-1)-Infektionen
Seit vielen Jahrzehnten ist das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, umgangssprachlich auch als „Bornavirus“ bezeichnet) in Teilen Deutschlands, Österreichs, Liechtensteins und der Schweiz als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Tieren bekannt. Erst seit 2018 weiß man jedoch, dass das Virus auch auf den Menschen übertragbar ist und somit zoonotisches Potenzial besitzt. Beim Menschen verursacht BoDV-1 eine schwere, nicht-eitrige und in der Regel letal verlaufende Enzephalitis. Bekannter Reservoirwirt für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese kann das Virus u.a. über Speichel, Urin und Kot ausscheiden, ohne selbst Krankheitssymptome zu entwickeln. Insbesondere Pferde, Schafe und Neuweltkameliden (Alpakas, Lamas), aber auch eine Reihe anderer Säugetiere inklusive des Menschen sind für Infektionen mit BoDV-1 empfänglich. Diese agieren als Fehl- oder Sackgassenwirte, scheiden somit das Virus nach aktuellem Kenntnisstand nicht aus und stellen unter normalen Umständen (Ausnahme z.B. bei Organspende, Obduktion) keine Infektionsgefahr dar. Die natürlichen Übertragungswege von der Feldspitzmaus auf den Menschen sind jedoch bislang nicht geklärt.
Humane BoDV-1-Infektionen sind sehr selten. Bisher wurden etwas mehr als 50 Fälle (bis zu 6 Fälle pro Jahr) in Deutschland bekannt, die überwiegende Mehrheit (~90%) davon stammte aus ländlichen Regionen in Bayern. Obschon selten, führt das Auftreten von humanen Fällen häufig zu einer massiven Berichterstattung in den Medien und damit einhergehend zu großer Verunsicherung in der Bevölkerung. Lokale Gesundheitsbehörden und zuweilen auch Veterinärbehörden werden in der Folge durch eine Flut von Bürger- und Presse- und sonstigen Anfragen vor beträchtliche kommunikative Herausforderungen gestellt.
Im Rahmen des Workshops werden die Teilnehmenden in zwei aufeinander aufbauenden Input-Vorträgen in das Thema BoDV-1-Infektionen und die zugehörige One Health-Forschung eingeführt. Weiterhin werden die Teilnehmenden über jahrzehntelang zirkulierende Fehlinformationen in Bezug auf BoDV-1 aufgeklärt und ihnen werden aktuelle, qualitätsgesicherte Informationsquellen und Kommunikationshilfen zum Thema BoDV-1 an die Hand geben. In mehreren offenen Diskussionsrunden sollen ferner auch Bedarfe an den kommunalen Behörden erfragt und ggf. die Erfahrungen betroffener Landkreise mit BoDV-1 geteilt werden.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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