Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S156
DOI: 10.1055/s-0045-1802219
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

Die Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes bei der Verstetigung von »LIEBESLEBEN – Das Mitmach-Projekt« – Ein Projekt zur Förderung sexueller Gesundheit im Setting Schule

Authors

  • S Richter

    1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
  • S Halbach

    1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
  • D Meyer

    1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
  • S Vogt

    1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
 

Hintergrund: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind weltweit und in Deutschland eine zentrale Herausforderung für die Prävention. Obwohl viele Menschen HIV kennen, fehlt insbesondere jungen Menschen das Wissen über andere STI. Auch fällt das Sprechen über Sexualität oft nicht leicht. Eine ganzheitliche sexuelle Gesundheit, welche Maßnahmen umfasst, die das physische, emotionale, mentale und soziale Wohlbefinden in Bezug auf Sexualität fördern, stellt dabei die Basis erfolgreicher HIV- und STI-Prävention dar. Diese Themen sind auch Bestandteil des schulischen Bildungsauftrags. Dessen Komplexität stellt Schulen unter anderem aufgrund der Vielfältigkeit und fehlender Expertise vor Herausforderungen.

Hier setzt »LIEBESLEBEN – Das Mitmach-Projekt« (LLMP) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Verband der Privaten Krankenversicherungen e.V. (PKV) mit einem ganzheitlichen und interaktiven Ansatz an. Es zielt darauf ab, die schulischen Strukturen zur Förderung der sexuellen Gesundheit von Jugendlichen zu stärken und die Vernetzung zwischen Schulen und Fachkräften aus schulexternen Beratungsstellen, wie aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), zu fördern.

Umsetzung: LLMP bietet einen interaktiven Parcours zu den Themen HIV, STI, Safer Sex, Körper und Gefühle, Sexualität und Medien sowie Vielfalt und Respekt. Der Parcours richtet sich direkt an Schulen. Zusätzlich erhalten sie den LLMP-Materialkoffer, um die behandelten Themen auch nach dem Einsatz des Parcours eigenständig weiterzuführen. Lehrkräfte und lokale externe Fachkräfte werden von der BZgA in der Anwendung der Methoden geschult, um das Projekt nachhaltig in den Schulalltag zu integrieren.

Von entscheidender Bedeutung für die langfristige Etablierung und Reichweitensteigerung von LLMP ist der Prozess der sogenannten Länderverstetigung, bei dem die BZgA eng mit den Gesundheits- und Bildungsministerien der Bundesländer zusammenarbeitet. Ziel ist es, LLMP in die landesspezifischen Strukturen zu integrieren und dort langfristig zu verankern. Dazu werden lokale Fachkräfte durch die BZgA zu LLMP-Trainer*innen ausgebildet, die wiederum Lehr- und Fachkräfte fortbilden, um die Themen des Projekts mit Hilfe des LLMP-Materialkoffers eigenständig in den Schulen zu behandeln. Die LLMP-Trainer*innen fungieren somit als Multiplikator*innen, begleiten präventive Maßnahmen und tragen zur Vernetzung von Schulen und Beratungsstellen bei.

Diskussion: Der praxisorientierte Ansatz von »LIEBESLEBEN – Das Mitmach-Projekt« und die Bereitstellung von Materialien fördern die nachhaltige Anwendung der Methoden und die Umsetzung des schulischen Bildungsauftrags. Die ersten Erfahrungen aus Bundesländern wie Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und dem Saarland zeigen, dass das Projekt flexibel an lokale Bedürfnisse angepasst werden und der ÖGD eine zentrale Rolle als Multiplikator einnehmen kann und betonen die Bedeutung interministerieller Zusammenarbeit. Herausforderungen bestehen jedoch aufgrund der differenzierten und sehr unterschiedlich ausgeprägten föderalen Strukturen und politischen Rahmenbedingungen, die eine landesweite Umsetzung erschweren können. Zudem ist die Stärkung einer ganzheitlichen, intersektionalen Ausrichtung der Präventionsarbeit erforderlich, sowohl inner- als auch außerschulisch. Trotz dieser Hürden zeigt das Projekt großes Potenzial, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und externen Fachkräften und zwischen Ministerien zu fördern und so das Thema sexuelle Gesundheit im Bildungssystem zu stärken. Der ÖGD profitiert ebenfalls von dieser Entwicklung, da seine Aufgaben und Rolle in der Förderung sexueller Gesundheit gestärkt werden. Die Verstetigung von LLMP wird bis 2025 evaluiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. März 2025

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