Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S163-S164
DOI: 10.1055/s-0045-1802235
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
03.04.2025
Postersitzung Infektionsschutz
13:30 – 15:00

Wenn „Einmal alles, bitte“ doch geht – Allgemeinmedizin, STI und Hepatitis B

Authors

  • J Paul

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
  • C Schulte

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
  • A J Gläser-Zorn

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
  • K Baumhauer

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
  • H Stelberg

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
  • M Denfeld

    1   Abteilung Gesundheitshilfen, Gesundheitsamt der Stadt Köln, Köln
 

Hintergrund: Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Weltweit haben nach Angaben der WHO etwa 2 Milliarden Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht oder durchlaufen aktuell eine Infektion; ca. 3% der Weltbevölkerung (ca. 240 Millionen) sind chronisch mit HBV infiziert.1 Ein großer Teil der Menschen, die die medizinische Sprechstunde im Fachdienst STI und sexuelle Gesundheit im Gesundheitsamt Köln aufsucht, kommt aus Herkunftsländern mit hoher Hepatitis B-Prävalenz. Unter dem Aspekt der Ressourcen-Schonung ist es eine große Herausforderung, eine angemessene Diagnostik mit medizinisch und ethisch vertretbaren Konsequenzen durchzuführen. Ist eine Hepatitis-B-Therapie indiziert, stellt die oft fehlende Krankenversicherung eine große Hürde dar. Bzgl. der Therapie einer Hepatitis B ist zudem aufgrund des Risikos eines Flair-Ups insbesondere auch die Kontinuität der einmal begonnenen Therapie von großer Relevanz.

Die Sprechstunde für nicht-krankenversicherte Menschen im Gesundheitsamt Köln bietet neben dem gynäkologischen und urologischen Angebot seit dem 01.08.2022 auch ein allgemeinmedizinisches Angebot. Die Gründe des Aufsuchens dieser Sprechstunde sind vielfältig. Oft kann in diesem Rahmen eine Hepatitis B diagnostiziert werden. Am 01.07.2023 wurde in Köln das Projekt Anonymer Krankenschein (AKS) gestartet. Hierüber können während der Projektlaufzeit vom 01.07.2023 – 31.12.2024 nicht-krankenversicherte Menschen – die die Zugangsvoraussetzungen für den AKS erfüllen – auch einer kontinuierlichen Therapie einer Hepatitis B zugeführt werden.

Methode: Es wird ein Fall dargestellt, in dem eine Patientin die allgemeinmedizinische Sprechstunde des Fachdienstes STI und sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamtes Köln wegen unspezifischer Beschwerden aufgesucht hat und eine chronische Hepatitis B diagnostiziert werden konnte. Bei fehlender Krankenversicherung konnte die Therapie über den Anonymen Krankenschein Köln finanziert und gesichert werden.

Schlussfolgerung: Die Übergänge zwischen allgemeinmedizinischer und STI-spezifischer Sprechstunde können fließend sein. Im Sinne der Patient*innen und infektionsepidemiologisch ist eine ganzheitliche und interdisziplinäre Fallbetrachtung sinnvoll. Da Hepatitis B auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen gezählt wird, ist ein Screening in dem geschilderten Setting sinnvoll, um die jeweilige Impfindikation sowie eine mögliche Infektiosität und mögliche Therapieindikationen zu prüfen.

Bei Hepatitis B muss die kontinuierliche Therapie gewährleistet sein, um eine deutliche Verschlechterung der Leberfunktion durch das Flair-Up bei Absetzen der Therapie zu vermeiden. Auch dies ist gerade bei Personen mit nicht-belastbarem Zugang zur Regelversorgung und unter Mobilitätsaspekten (häufig wechselnder Aufenthaltsort) zu berücksichtigen.

Bei fehlender Krankenversicherung braucht es Finanzierungsmöglichkeiten, wie z.B. den Anonymen Krankenschein Köln, um die Versorgung zu sichern. Die Form der Versorgung sollte von Dauer sein und flächendeckend zur Verfügung gestellt werden.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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