Gesundheitswesen 2005; 67 - V41
DOI: 10.1055/s-2005-920535

Ein Vorschlag für ein empirisch basiertes Bewertungssystem in der gesundheitsökonomischen Evaluation

C Krauth 1, T Hansmeier 2, F Hessel 3, R Seitz 4, J Wasem 5, B Schweikert 6
  • 1Abt. Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
  • 3Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
  • 4BKK Landesverband Bayern
  • 5Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen
  • 6Institut für Gesundheitsökonomie und Management, Ludwig-Maximilians-Universität München und GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit,Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Neuherberg

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Ein zentraler Bestandteil gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien ist die Messung krankheitsbedingter Kosten. Für die Methodik der Kostenmessung wurden unterschiedlich detaillierte Leitlinien formuliert, die aber insbesondere hinsichtlich der konkreten Ressourcenbewertung unbestimmt bleiben. In dem vorliegenden Beitrag wird ein empirisch basiertes Bewertungssystem (insbesondere für den Follow-up-Zeitraum von Evaluationsstudien) vorgeschlagen, das durch einheitliche Standards die Qualität und Vergleichbarkeit von Evaluationsstudien sichern und den Erhebungsaufwand in gesundheitsökonomischen Studien mindern soll. Material und Methoden: Die Bewertung in der ambulanten Versorgung (wie Arztkontakte und Heilmittel) basiert auf den gewichteten Kontaktwerten von GKV- und PKV-Versicherten. Bei der stationären Versorgung werden (abteilungsdifferenzierte) Kosten pro Pflegetag kalkuliert. Bei den indirekten Kosten wird zwischen Humankapitalansatz und Friktionskostenansatz unterschieden. Datengrundlage sind Leistungs- und Kostendaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Privaten Krankenversicherung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Ergebnisse: Bei der ambulanten Versorgung werden Hausarztkontakte mit 15€ bewertet, Facharztkontakte liegen zwischen 14€ (Psychiater) und 80€ (Radiologen). Beispiele für die Bewertung von (häufigen) Heilmitteln sind Krankengymnastik Einzeln mit 14,6€, Krankengymnastik Gruppe mit 4,2€ oder Massagen mit 9,9€ je Behandlung. Stationäre Aufenthalte werden durchschnittlich mit 393€ pro Pflegetag bewertet. Die Kosten eines Arbeitsunfähigkeitstages betragen nach Humankapitalansatz 89€ und nach Friktionskostenansatz 71€. Schlussfolgerungen und Diskussion: Mit dem vorgeschlagenen durchschnittlichen Bewertungsgerüst werden unterschiedliche gesundheitsökonomische Studien vergleichbar. Sofern in den Projekten spezifischere Bewertungsdaten verfügbar sind, sollten sie zusätzlich kalkuliert werden, um die spezifischen Kosten exakt abzubilden.