Klin Monbl Augenheilkd 1999; 215(8): 104-113
DOI: 10.1055/s-2008-1034681
Experimentelle und theoretische Studien

© 1999 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hier irrte Hirschberg: Der richtige Winkelfaktor beträgt 12° pro mm Hornhautreflexdezentrierung - Geometrisch-optische Analyse verschiedener Methoden der Strabismometrie

Hirschberg's error: 12°/mm is the correct angular ratio for the corneal reflex decentration. Geometric-optical analysis of methods in strabismometryJean-Cyriaque Barry
  • Universitäts-Augenklinik Abt. II, Sektion für Motilitätsstörungen (Leiter: Prof. Dr. V. Herzau)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 20.2.1999

in der vorliegenden Form angenommen am 17.3.1999

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Messung des Schielwinkels mit dem Pris-menabdecktest hat eine Genauigkeit bis zu 0,5° (1 cm/m). Wie man den Schielwinkel aufgrund von Hornhautreflexen oder anhand der Limbusbewegung messen kann, wird in der Literatur widersprüchlich beschrieben. Ziel der Studie war es, die geometrisch-optischen Verhältnisse, die solchen Messungen zugrunde liegen, im Zusammenhang darzustellen und daraus die richtigen Größen für die Bestimmung der Augenstellung in Grad abzuleiten.

Material und Methoden Es wurden einfache mathematische Modelle für die Abhängigkeit der Verlagerung des Hornhautreflexes und des Limbus von der Augenstellung abgeleitet. Daraus wurden die Winkelfaktoren WF, das ist das Verhältnis aus Augenstellungsänderung in Grad pro mm Lageänderung, für ein durchschnittliches Erwachsenenauge berechnet und damit Genauigkeitsgrenzen berechnet.

Ergebnisse Es bestätigte sich das Ergebnis zahlreicher neuerer Arbeiten, dass der von Hirschberg angegebene und noch häufig zitierte Winkelfaktor für den Hornhautreflex relativ zur Pupillen- oder Limbusmitte zu klein ist. Der korrekte Winkelfaktor liegt bei t2°/mm oder 21 cm/m/mm.

Schlußfolgerungen Ohne Abdecken läßt sich die Größe einer manifesten Fehlstellung am einfachsten anhand der Positionsdifferenz der Hornhautreflexe schätzen; wegen der begrenzten Meßgenauigkeit von höchstens ±5° lassen sich damit Pseudostrabismus und Mikrostrabismus nicht sicher abgrenzen. Die Größe einer Einstellsakkade läßt sich am zuverlässigsten anhand der Limbusverlagerung mit einem Winkelfaktor von ca. 57mm oder 9 cm/m/mm schätzen

Summary

Background Fhe use of prisms and cover is the established clinical method to measure eye alignment, the accuracy of which may reach 0.5° (1 cm/m). By contrast, there are contradictory recommendations in the literature regarding the measurement with corneal reflections. The purpose of the study was to present a synopsis of the foundations on which such measurements are based, and to derive parameters for the measurement of eye alignment.

Materials and Methods Simple eye models for an adult average eye were derived. From these the dependence of the shift of the corneal reflex and of the limbus upon eye rotation was derived and expressed as rotation versus shift ratio WF, in degrees per millimeter or prism diopters per mm.

Results This study confirmed the findings of a number of studies in that the frequently quoted Hirschberg ratio of 7-87mm (13 cm/m/mm) is much too low. The correct ratio is 127mm (21 cm/m/mm).

Conclusions Without covering, a misalignment is estimated best by judging the difference between the positions of the corneal reflexes in both eyes. Due to the limited accuracy of this test of at best ± 5° (8.7 cm/m), pseudotropia may not be distinguished from microtropia. The magnitude of a refixation movement may be estimated best by looking at the limbus shift, with a ratio of about 57mm (8.7 cm/m/mm).

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