Zusammenfassung
Ziel der Studie Derzeit sind in Deutschland ca. 2 Mio. Menschen pflegebedürftig, etwa 1/3 davon lebt
in Alten- oder Pflegeheimen. Die ambulante Notfallversorgung von Heimbewohnern wird
von Hausärzten, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst und dem Rettungsdienst sichergestellt.
Bisher wurde diese Notfallversorgung nur selten aus Sicht der Pflegenden überprüft.
Daher haben wir in unserer Studie untersucht, wie die Pflegekräfte die ärztliche Versorgung
bei medizinischen Notfällen empfinden und welche Verbesserungsmöglichkeiten sie sehen.
Methodik Zur Datenerhebung wurden im Jahr 2015/16 leitfadengestützte Interviews mit insgesamt
13 Altenpflegerinnen und einem Altenpfleger im nördlichen Rheinland-Pfalz durchgeführt.
Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. Die Auswertung
erfolgte nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring mit MAXQDA® 12.
Ergebnisse Bei einer akuten Verschlechterung des Allgemeinzustandes eines Heimbewohners wird
zunächst der zuständige Hausarzt angefordert. Dabei ist es für die Pflegekräfte schwierig,
den zuständigen Hausarzt während der laufenden Sprechstunde zu erreichen. Die Qualität
der Notfallversorgung ist vor allem von der jeweiligen Praxisstruktur abhängig. Außerhalb
der Praxisöffnungszeiten übernimmt der ärztliche Bereitschaftsdienst die Notfallversorgung.
Die Dienstärzte kennen die Patienten nicht, was aus Sicht der Pflege für die Bewohner
eine Belastung ist, da sie sich immer wieder auf neue Ärzte einstellen müssen. Zum
anderen haben die Bereitschaftsärzte lange Anfahrtswege, was zu entsprechenden Verzögerungen,
auch im Notfall führt. Einige Pflegekräfte wünschten sich das „alte System“ zurück,
bei dem die heimversorgenden Hausärzte auch am Wochenende telefonisch erreichbar waren.
Insgesamt bestand der Wunsch nach einer besseren Versorgung der Heimbewohner.
Schlussfolgerung Hausärzte sind für das Pflegepersonal die wichtigsten Ansprechpartner in medizinischen
Notfällen. Jedoch sind die meisten Hausärzte nur zeitlich begrenzt erreichbar. Aus
Sicht der Pflege wäre es sinnvoll, Anreize für die Hausärzte zu schaffen, für Notfälle
auch außerhalb der Praxisöffnungszeiten zur Verfügung zu stehen.
Abstract
Aim of the study At present about 2 million people need care in Germany, about one third of them live
in old people's homes or nursing homes. Outpatient emergency care of nursing home
residents is ensured by primary care physicians, the medical emergency service and
the emergency services. Emergency care has rarely been examined from the perspective
of nurses. Therefore, in our study, we investigated how the nurses perceive medical
care in medical emergencies and what suggestions for improvements they have.
Methods In 2015/16, guided interviews with a total of 13 females and one male elderly care
nurses in northern Rhineland-Palatinate were conducted. The interviews were digitally
recorded and literally transcribed. Evaluation was performed using the qualitative
content analysis Mayring with MAXQDA® 12.
Results In the case of an acute deterioration in the general condition of a resident, the
family doctor in charge was first called in. It was difficult for the nursing staff
to contact the physician in charge during consultation hours. The quality of the emergency
care was dependent on the respective practice structure. Outside the opening hours
of the surgery, the emergency medical service took over care of the patients. These
doctors did not know the patients, which, from the point of view of the nursing care,
was a burden for the residents since they had to face new doctors. Emergency physicians
have long access routes, which led to delays, even in emergencies. Some nurses wanted
the “old system” back, where the home care physicians were also available over the
weekend by telephone. Overall, the request was a better care of residents.
Conclusion GPs are the main contact persons for medical emergencies for the nursing staff. However,
most physicians are only available during office hours. From the point of view of
care, it would make sense to create incentives for the general practitioners to be
available for emergencies even outside their consulting hours.
Schlüsselwörter
Altenpflege - Altenheime - Hausbesuche - ambulante Notfallversorgung - ärztlicher
Bereitschaftsdienst - Notarzt
Key words
care of the elderly - nursing homes - home visits - outpatient emergency care - emergency
medical services - emergency physician