Gesundheitswesen 2018; 80(12): 1107-1120
DOI: 10.1055/a-0781-2253
CME-Fortbildung
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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – IQWiG

The Institute for Quality and Efficiency in Health Care – IQWiG
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Publication Date:
17 December 2018 (online)

Jörg Lauterberg, Andrea Kamphuis

Seit 2004 gibt es in Deutschland mit dem IQWiG eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung, die evidenzbasierte Informationen zum Nutzen und Schaden medizinischer Untersuchungs- und Behandlungsverfahren erarbeitet und bereitstellt. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen das Institut und seine Arbeitsweise detailliert vor.

Lernziele

Kenntnisse über

  • die rechtliche und strukturelle Verankerung des IQWiG

  • die Aufgaben des Instituts und seine grundlegenden Arbeitsweisen

  • Produkte und Ergebnisse des IQWiG

  • den Beitrag des Instituts zur Arzneimittelbewertung im Rahmen des AMNOG-Verfahrens

  • Angebote und Methoden des Instituts im Bereich der Gesundheitsinformation

  • die Erstellung von Leitliniensynopsen für die Entwicklung und Aktualisierung der gesetzlichen Disease-Management-Programme

  • Besonderheiten der Nutzenbewertung von nicht medikamentösen Verfahren

  • den ThemenCheck Medizin mit Bürgerbeteiligung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen wurde 2004 infolge des GKV-Modernisierungsgesetzes gegründet. Das wissenschaftliche Institut ist der Zweckbetrieb einer eigens hierzu von den Trägern des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gegründeten privatrechtlichen Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Träger des G-BA sind

  • die Kassenärztliche Bundesvereinigung,

  • die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung,

  • die Deutsche Krankenhausgesellschaft und

  • der GKV-Spitzenverband.

Die Kernaufgabe des IQWiG [1] liegt in der Bewertung des Nutzens und Schadens medizinischer Verfahren, kurz Nutzenbewertung. Bewertet werden nicht nur Arzneimittel, Operations- und andere nicht medikamentöse Behandlungsmethoden inklusive der Zahnmedizin, sondern auch apparativ oder labortechnisch gestützte Diagnostik, Telemedizinanwendungen, Psychotherapien sowie Screening- und Präventionsmaßnahmen. [Abb. 1] zeigt die Organisation der gemeinnützigen Stiftung und ihre Gremien.

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Abb. 1 Organisation der Stiftung und ihre Gremien.

Mit der Institutsgründung war das gesundheitspolitische Ziel verbunden, analog zu anderen modernen Gesundheitssystemen auch in Deutschland eine professionelle, fachlich unabhängige Einrichtung zu haben, die zum einen die Selbstverwaltung bei wichtigen Entscheidungen und Regelungen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung unterstützt und zum anderen Bürgerinnen und Bürgern systematisch recherchierte und evidenzbasierte Informationen zur Verfügung stellt. Laut Gesetzesbegründung [2] sollen die vom IQWiG erarbeiteten Erkenntnisse gewährleisten, „dass diagnostische und therapeutische Maßnahmen dem besten verfügbaren wissenschaftlichen Stand entsprechen und auch weiterhin finanzierbar bleiben“. Hierdurch soll „die Teilhabe der Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung an dem Fortschritt der Medizin“ gewährleistet bleiben. Von wegweisender Bedeutung für die Gestaltung des Gesundheitswesens war, dass der Gesetzgeber damals normativ explizit festgelegt hat, dass für Nutzenbewertungen die internationalen Standards der evidenzbasierten Medizin zur Anwendung kommen.

Merke

Die Kernaufgabe des IQWiG liegt in der unabhängigen Bewertung von Nutzen und Schaden medizinischer Verfahren mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin.

 
  • Literatur

  • 1 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Webauftritt. Im Internet http://www.iqwig.de Stand: 04.01.2018
  • 2 Deutscher Bundestag. Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKVModernisierungsgesetz – GMG) Drucksache 15/1525. Im Internet http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/15/015/1501525.pdf Stand: 08.06.2018
  • 3 EUnetHTA. Methods for health economic evaluations: a guideline based on current practices in Europe. (05.2015). Im Internet: http://www.eunethta.eu/sites/default/files/sites/5026.fedimbo.belgium.be/files/Methods %20for %20 health %20economic %20evaluations %20A %20guideline %20 based %20on %20current %20practices %20in %20Europe_Guideline_Final %20May %202015.pdf Stand: 02.02.2018
  • 4 Higgins JPT, Green S., (Hrsg.). Cochrane handbook for systematic reviews of interventions: version 5.1.0. (03.2011). Im Internet:.http://handbook-5-1.cochrane.org/ Stand: 02.02.2018
  • 5 Lange S, Sauerland S, Lauterberg J. et al. The range and scientific value of randomized trials. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 635-640
  • 6 Windeler J, Lauterberg J, Wieseler B. et al. Patientenregister für die Nutzenbewertung: Kein Ersatz für randomisierte Studien. Dtsch Arztebl 2016; 114: A783-A786
  • 7 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Allgemeine Methoden: Version 5.0. Köln: IQWiG; 2017. Im Internet: https://www.iqwig.de/de/methoden/methodenpapier.3020.html
  • 8 EUnetHTA. Webauftritt. Im Internet: http://eunethta.eu Stand: 04.01.2018
  • 9 Bundessozialgericht. BSG: Urteil vom 1. 3. 2011; B 1 KR 10/10 R (lexetius.com/2011,1629). Im Internet: http://lexetius.com/2011,1629 Stand: 04.01.2018
  • 10 Greiner W, Witte J.AMNOG-Report 2018 - Nutzenbewertung von Arzneimitteln. Im Internet: https://www.dak.de/dak/download/amnog-report-2018-1985462.pdf Stand: 07.06.2018
  • 11 Gemeinsamer Bundesausschuss. Anlagen zum 5. Kapitel der Verfahrensordnung; Formulare und Vorgaben zum Download; Anlage II: Format und Gliederung des Dossiers, einzureichende Unterlagen, Vorgaben für technische Standards. Im Internet: https://www.g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/arzneimittel/nutzenbewertung35a/anlagen#abschnitt-3 Stand: 04.01.2018
  • 12 Köhler M, Haag S, Biester K. et al. Information on new drugs at market entry: retrospective analysis of health technology assessment reports versus regulatory reports, journal publications, and registry reports. BMJ 2015; 350: h796
  • 13 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Anhang A: Rationale der Methodik zur Feststellung des Ausmaßes des Zusatznutzens. In: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, (Hrsg). Allgemeine Methoden: Version 5.0. Köln: IQWiG; 2017:203-214. Im Internet:.https://www.iqwig.de/de/methoden/methodenpapier.3020.html
  • 14 Koch K, Waltering A. IQWiG-Gesundheitsinformation: Pragmatischer Weg zum Themenkatalog. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: A489-A493
  • 15 Cochrane Collaboration. Cochrane Database of Systematic Reviews. Im Internet: http://www.cochranelibrary.com/cochrane-database-of-systematic-reviews/index.html Stand: 02.02.2018
  • 16 Oxman AD, Guyatt GH. Validation of an index of the quality of review articles. J Clin Epidemiol 1991; 44: 1271-1278
  • 17 Siering U, Rüther A. Erfahrungen mit Leitliniensynopsen am Beispiel der Synopsen für Disease-Management-Programme (DMP). Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes 2014; 108: 560-568
  • 18 AGREE Next Steps Consortium. Agree II Instrument. (12.2017). Im Internet: https://www.agreetrust.org/wp-content/uploads/2017/12/AGREE-II-Users-Manual-and-23-item-Instrument-2009-Update-2017.pdf Stand: 02.02.2018
  • 19 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Leitliniensynopse für das DMP Koronare Herzkrankheit: Abschlussbericht; Auftrag V16-03. (29.01.2018). Im Internet: https://www.iqwig.de/download/V16-03_Leitliniensynopse-fuer-das-DMP-Koronare-Herzkrankheit_Abschlussbe….pdf Stand: 25.04.2018
  • 20 Gemeinsamer Bundesausschuss. Erprobungs-Richtlinie: Transkorneale Elektrostimulation bei Retinopathia Pigmentosa Im Internet https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/3017/ Stand: 07.06.2018