Schlüsselwörter
Uveitis - Kinderophthalmologie - Therapie
Abkürzungen
ANA:
antinukleäre Antikörper
ANCA:
antineutrophile zytoplasmatische Antikörper
b-DMARD:
Biological DMARD (z. B. Adalimumab, Rituximab, Interferon)
CAPS:
Cryoporin-assoziierte periodische Syndrome
c-DMARD:
Conventional DMARD (z. B. MTX, Azathioprin, Mycophenolat)
CMÖ:
zystoides Makulaödem
CMV:
Zytomegalievirus
DMARD:
Disease modifying anti-rheumatic Drug
HSV:
Herpes simplex
MTX:
Methotrexat
OCT:
optische Kohärenztomografie
RF:
Rheumafaktor
s. c.:
subkutan
SUN:
Standardization of Uveitis Nomenclature
TINU:
tubuläre interstitielle Nephritis mit Uveitis
VZV:
Varizella zoster
Einleitung
Die Uveitis im Kindesalter ist mit einer geschätzten Prävalenz von 3/100 000 seltener
als im Erwachsenenalter [1]. Zwar sind die Uveitiden im Kindesalter häufig symptomlos, können aber trotzdem
zu erheblichen Sehbehinderungen und chronischen Schädigungen führen. Daher sind das
frühzeitige Erkennen der Erkrankung und die Therapie entscheidend für die langfristige
Visusprognose.
Uveitiden im Kindesalter und bei Jugendlichen können mit rheumatologischen oder selten
neurologischen Erkrankungen assoziiert sein. Bei der differenzialdiagnostischen Abklärung
müssen auch infektiöse Genesen, im Kindesalter selten auch Tumoren („Maskerade-Syndrom“)
berücksichtigt werden. Wie bei Erwachsenen werden auch bei Kindern die Uveitiden nach
den SUN-Kriterien (Standardization of Uveitis Nomenclature) eingeteilt [2]. Für die Einteilung nach der anatomischen Lokalisation werden nur die direkten Entzündungszeichen
wie Zellen und Tyndall-Phänomen in der Vorderkammer und im Glaskörper sowie retinale
oder vaskulitische Infiltrate berücksichtigt. Komplikationen von Entzündungsreaktionen,
wie z. B. Synechierungen, Medientrübungen oder Makulaödeme, stellen zwar oft besondere
therapeutische Herausforderungen dar, finden aber bei der Einteilung der Uveitiden
nach der Lokalisation keine Berücksichtigung. Die richtige Lokalisation des
Entzündungsschwerpunktes ist aber für das weitere diagnostische Vorgehen und die
Therapie von entscheidender Bedeutung.
Seit 2011 gibt es zur Diagnostik und antientzündlichen Therapie der Uveitis bei juveniler
idiopathischer Arthritis eine S2k-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlich-medizinischen
Fachgesellschaften (AWMF), die unter der Federführung von Arnd Heiligenhaus, Münster,
erstellt und 2018 aktualisiert wurde [3], [4].
In dem hier vorliegenden Artikel sollen die kindlichen Uveitiden nach der anatomischen
Lokalisation des Entzündungsschwerpunktes eingeteilt werden. Die Angaben zur prozentualen
Verteilung schwanken stark. Die Häufigkeit für die anteriore Uveitis wird mit 39 – 78%,
für die intermediäre mit bis zu 33%, die posteriore mit 4 – 59% und für die Panuveitis
mit 1 – 31% angegeben [5].
Anteriore Uveitis
Die bedeutendste Assoziation einer Grunderkrankung mit einer anterioren Uveitis ist
die mit juveniler idiopathischer Arthritis, klassifiziert nach der International League
of Associations for Rheumatology, mit den Subtypen RF-negative Polyarthritis, RF-positive
Polyarthritis (RF: Rheumafaktor), systemische Polyarthritis, Oligoarthritis, Psoriasisarthritis
und der Enthesitis-assoziierten Arthritis [6]. Weitere wichtige rheumatologische Assoziationen sind die juvenile ankylosierende
Arthritis und reaktive Arthritis. Diese Zuordnung zur juvenilen idiopathischen Arthritis
(JIA) und anderen rheumatischen Erkrankungen ist systematisch in [Tab. 1] zusammengefasst.
Tab. 1 Uveitislokalisation und häufige Grunderkrankungen bzw. Assoziationen.
|
Lokalisation
|
Assoziation/Grunderkrankung
|
|
Uveitis anterior
|
-
juvenile idiopathische Arthritis mit den Subtypen:
-
RF-negative Polyarthritis
-
RF-positive Polyarthritis (sehr selten)
-
systemische Polyarthritis
-
Oligoarthritis
-
Psoriasisarthritis
-
Enthesitis-assoziierte Arthritis
-
juvenile ankylosierende Arthritis
-
reaktive Arthritis
-
Lyme-Arthritis
-
chronisch entzündliche Darmerkrankung
-
Cryoporin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) mit den Subtypen
-
Neonatal Onset multiinflammatory Disease (CINCA/NOMID)
-
Muckle-Wells Syndrome (MWS)
-
Familial cold autoinflammatory Syndrome (FCAS)
-
tubuläre interstitielle Nephritis mit Uveitis (TINU)
-
Infektionen: Herpes simplex (HSV), Varizella zoster (VZV), Zytomegalievirus (CMV),
Toxoplasmose
|
|
Uveitis intermedia
|
|
|
Uveitis posterior und Panuveitis
|
-
Sarkoidose/Blau-Syndrom
-
Morbus Behçet
-
systemische Vaskulitiden, Kollagenosen (z. B. Kawasaki-Syndrom)
-
Lyme-Arthritis
-
Infektionen: Herpes simplex (HSV), Varizella zoster (VZV), Zytomegalievirus (CMV),
Toxoplasmose
|
Asymptomatische und symptomatische anteriore Uveitis
Viele der Uveitiden, die mit Systemerkrankungen assoziiert ist, verlaufen chronisch
und asymptomatisch, das bedeutet, dass die Uveitis keine oder nur geringe Schmerzen
verursacht und die Augen meist nicht einmal gerötet sind. Dies ist ein besonders häufiges
Problem bei Oligoarthritis und RF-negativer Polyarthritis ([Tab. 2]). Die RF-positive Polyarthritis sowie die systemische Arthritis (Morbus Still) sind
hingegen sehr selten oder gar nicht mit Uveitis assoziiert. Würde bei einem Kind mit
Morbus Still eine Uveitis gesehen, müsste sogar die Diagnose des Morbus Still in Zweifel
gezogen werden.
Tab. 2 Asymptomatische und potenziell symptomatische anteriore Uveitiden.
|
Charakteristikum
|
Grunderkrankung
|
Bemerkung
|
|
meist asymptomatisch
|
-
RF-negative Polyarthritis
-
RF-positive Polyarthritis
-
systemische Polyarthritis
-
Oligoarthritis
-
Psoriasisarthritis
|
-
häufig ANA-positiv
-
meist nicht granulomatös
|
|
Sarkoidose/Blau-Syndrom
|
granulomatös
|
|
TINU
|
unterschiedliche Entzündungstypen
|
|
Toxoplasmose
|
anteriore Beteiligung bei fokaler chorioretinitischer Nekrose, meist granulomatös
|
|
potenziell symptomatisch
|
|
meist nicht granulomatös
|
-
Psoriasisarthritis (im Schulalter)
-
Enthesitis-assoziierte Arthritis
-
juvenile ankylosierende Arthritis
-
reaktive Arthritis
|
Assoziationen mit HLA-B27, meist nicht granulomatös
|
|
Morbus Behçet
|
Assoziation mit HLA-B51, nicht granulomatös
|
|
systemische Vaskulitiden
|
ANCA, ANA
|
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CAPS
|
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|
infektiöse anteriore Uveitis bei HSV, VZV, CMV
|
meist granulomatös
|
Subjektiv bemerkbare Symptome treten häufiger bei den Erkrankungen auf, die mit HLA-B27
assoziiert sind; das sind v. a. Enthesitis-assoziierte Arthritis, juvenile ankylosierende
Spondylitis, reaktive Arthritis und chronisch entzündliche Darmerkrankung. Auch bei
systemischen Vaskulitiden, Morbus Behçet, Lyme-Arthritis, Cryoporin-assoziierten periodischen
Syndromen und dem TINU-Syndrom sowie bei Infektionen können symptomatische Uveitiden
auftreten ([Tab. 2]).
Entzündungstyp: granulomatös oder nicht granulomatös
Ähnlich wie beim Erwachsenen muss zwischen granulomatösem und nicht granulomatösem
Entzündungstyp unterschieden werden ([Tab. 2]). Granulome in Form von speckigen Endothelbeschlägen, Koeppe- und Busacca-Knötchen
finden sich häufig bei Sarkoidose-assoziierter Uveitis und Blau-Syndrom, aber auch
bei den chronisch persistierenden intraokularen Infektionen mit den Viren der Herpesfamilie
(HSV, VZV, CMV, EBV) und Toxoplasma gondii. Im Gegensatz dazu sind die Uveitiden,
die mit HLA-B27 oder HLA-B51 (Morbus Behçet) assoziiert sind, typischerweise nicht
granulomatös. Hierbei dominieren Fibrin und einzelne, meist kleine Zellen in der Vorderkammer
und auf dem Hornhautendothel. Die ANA-assoziierten Uveitiden sind meist nicht granulomatös,
es werden aber auch granulomatöse Entzündungsverläufe beobachtet.
Screeninguntersuchungen bei Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis
Wegen des Fehlens von subjektiven Symptomen ist es wichtig, Kinder mit einer JIA und
dem dadurch bedingten erhöhten Risiko für eine Uveitis regelmäßig zu kontrollieren.
Dabei hängt die Wahrscheinlichkeit, eine Uveitis zu entwickeln und das Risiko eines
schweren Verlaufs vom Subtyp der JIA, dem ANA-Status, dem Erkrankungsalter und der
Dauer der Erkrankung ab. All diese Faktoren haben zu sehr differenzierten Empfehlungen
geführt, die in [Tab. 3] zusammengefasst sind [3]. Sie ermöglichen es, eine Uveitis sicher frühzeitig entdecken zu können, ohne die
Kinder durch die Untersuchungen unnötig belasten zu müssen. Nach einer gründlichen
Erstuntersuchung mit Funduskopie und Refraktion in Zykloplegie ist bei den Verlaufskontrollen
entsprechend der Tabelle zur Entdeckung einer Uveitis nur die Untersuchung an der
Spaltlampe erforderlich. Wird eine Uveitis neu diagnostiziert, muss der Augenhintergrund
gründlich untersucht, mit
besonderem Augenmerk auf die Komplikationen Papillitis und zystoides Makulaödem.
Hierbei ist die OCT ausgesprochen hilfreich [7].
Tab. 3 Uveitis-Screening an der Spaltlampe bei juveniler idiopathischer Arthritis, solange
noch keine Uveitis aufgetreten ist.
|
JIA-Subgruppe
|
ANA
|
Erkrankungsalter (Jahre)
|
Erkrankungsdauer (Jahre)
|
empfohlene Frequenz von Spaltlampenuntersuchungen (Monate) bei Kindern ohne bereits
diagnostizierte Uveitis
|
|
n. r. = nicht relevant; # aus klinischer Erfahrung (nicht durch klinische Studien belegt) sind bei erhöhter
systemischer Entzündungsaktivität 6-wöchentliche Intervalle im 1. Jahr vorteilhaft
|
|
|
+
|
≤ 6
|
≤ 4
|
3#
|
|
+
|
≤ 6
|
> 4
|
6
|
|
+
|
≤ 6
|
≥ 7
|
12
|
|
+
|
> 6
|
≤ 2
|
6
|
|
+
|
> 6
|
> 2
|
12
|
|
–
|
≤ 6
|
≤ 4
|
6
|
|
–
|
≤ 6
|
> 4
|
12
|
|
–
|
> 6
|
n. r.
|
12
|
|
Enthesitis-assoziierte Arthritis
|
n. r.
|
n. r.
|
n. r.
|
12
|
|
RF-positive Polyarthritis, systemische Arthritis
|
n. r.
|
n. r.
|
n. r.
|
12
|
|
Patienten mit bereits diagnostizierter Uveitis
|
n. r.
|
n. r.
|
n. r.
|
entsprechend dem individuellen Uveitisverlauf
|
Intermediäre Uveitis
Die intermediäre Uveitis mit dem Entzündungsschwerpunkt im Glaskörper und der peripheren
Netzhaut vor dem Äquator zeigt sich meist als eigenständige Pars planitis und deutlich
seltener im Rahmen einer Sarkoidose (inkl. Blau-Syndrom) oder einer juvenilen Multiplen
Sklerose [8]. Auch wenn die beiden genannten Grunderkrankungen gemeinsam bei weniger als 10%
der juvenilen intermediären Uveitiden auftreten, sollten entsprechende pädiatrische/neurologische
Untersuchungen durchgeführt werden. Im Gegensatz dazu ist eine rheumatologische Abklärung
wegen des Fehlens einer entsprechenden Assoziation zur JIA nicht sinnvoll. Die häufigsten
Komplikationen in jeweils 25 – 35% der Augen sind CMÖ, Katarakt, epiretinale Membranen
und hintere Synechien. Bandförmige Keratopathie und Glaukom, die bei der anterioren
Uveitis häufig auftreten, sind bei der intermediären deutlich seltener. Die Therapie
der intermediären Uveitis sollte erst bei einer Visusminderung
einsetzen, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Amblyopie assoziiert
ist, und auf jeden Fall beim Auftreten von Komplikationen, die strukturelle Schädigungen
hinterlassen können wie CMÖ, Katarakt, Glaukom oder Bandkeratopathie.
Posteriore Uveitis und Panuveitis
Posteriore Uveitis und Panuveitis
Posteriore oder Panuveitis sind deutlich seltener als anteriore Uveitiden. Assoziationen
finden sich mit rheumatologischen Grunderkrankungen wie Morbus Behçet und systemischen
Vaskulitiden oder kindlicher Sarkoidose einschl. des autosomal-dominant vererbbaren
Blau-Syndroms, während vielfach eine Grunderkrankung nicht identifiziert werden kann
[9].
5 – 25% der Behçet-Erkrankungen treten bei Kindern bis 16 Jahren auf, die v. a. einen
mediterranen Ursprung haben [10]. Das klinische Bild umfasst die klassischen Befunde der Erkrankung des Erwachsenen
mit Hypopyon-Iritis, Vitritis, teils okklusiver retinaler Vaskulitis, fokaler Retinitis,
Papillitis und CMÖ. Vor allem Adalimumab wird in der Therapie dieser Kinder eingesetzt,
aber auch Interferone werden verwendet [11], [12].
Die kindliche Sarkoidose ist selten und kann alle Augenabschnitte betreffen. Sie tritt
meist beidseitig auf und muss nicht in allen Fällen als granulomatöser Entzündungstyp
imponieren [13]. Therapeutisch stehen systemische Steroide bei 64% der Kinder im Vordergrund, steroidsparende
Medikamente (MTX, Ciclosporin, TNF-Blocker und Mycophenolate) werden bei 42% eingesetzt
[8].
Die Toxoplasmose-Chorioretinitis gilt ebenfalls als eine seltene Uveitisursache [14]. Allerdings muss von einer relativ hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da sie
asymptomatisch ist, solange sie auf das hintere Augensegment begrenzt bleibt und es
im Gegensatz zur Rheuma-assoziierten Uveitis keine allgemeinen Erkrankungszeichen
gibt, die ein Screening begründen könnten. Die Therapie erfolgt bei der aktiven Entzündung
mit Bedrohung der Strukturen des hinteren Augenpols ähnlich wie beim Erwachsenen mit
einer Antibiose (bevorzugt Trimethoprim/Sulfamethoxazol oder Clindamycin), kombiniert
mit Steroiden zur Hemmung der begleitenden entzündlichen Komplikationen. Wenn von
früheren Schüben bereits Atrophien in der Makula oder makulanah bestehen, sollte eine
antibiotische Prophylaxe mit deutlich niedriger dosiertem Trimethoprim/Sulfamethoxazol
oder Clindamycin durchgeführt werden.
Maskerade-Syndrome
Maligne Erkrankungen im Kindesalter sind selten. Hinter dem Bild einer Uveitis können
sich aber verschiedene Tumoren verbergen. Als primärer intraokularer Tumor tritt im
Kindesalter lediglich das Retinoblastom auf, mit sehr seltenen Erstdiagnosen bis in
die 2. Lebensdekade. Wird es erst im Rahmen der intraokularen Metastasierung in die
Vorderkammer diagnostiziert, kann es mit einer granulomatösen Iritis verwechselt werden.
Metastasierungen in das Auge treten im Kindesalter bei Leukämien selten auf. Hier
kommt es zu Blutungen, retinalen Infiltraten oder auch choroidaler Beteiligung (Leopardenflecken)
[15].
Therapie der Uveitis im Kindesalter
Therapie der Uveitis im Kindesalter
Therapie der JIA-assoziierten anterioren Uveitis (gemäß der AWMF-Leitlinie 045/012)
Die Therapie der anterioren Uveitis beginnt immer mit hochdosierten topischen Steroiden
(1 – ½-stündlich), die je nach Entzündungsaktivität auf 1 – 2 × tägl. reduziert werden
müssen ([Abb. 1]) [3].
Abb. 1 Schritt I der antientzündlichen Therapie bei juveniler idiopathischer Arthritis gemäß
der AWMF-Leitlinie 045 – 012. Die Uveitis bei JIA ist eine anteriore Uveitis. Daher
ist der 1. Schritt eine topische Therapie. Sie beginnt initial mit den hochwirksamen
Steroiden Prednisolon oder Dexamethason und sollte in den ersten 1 – 3 Tagen halbstündlich
bis stündlich gegeben werden. Die Tropfen können im Verlauf, je nach Schweregrad der
Uveitis, langsam reduziert und bei Entzündungsfreiheit abgesetzt werden. Augensalben
verschlechtern den Visus und dürfen bei Kindern wegen der Amblyopiegefahr nur sehr
zurückhaltend (z. B. nur nachts) eingesetzt werden. Bestehen bereits bei Diagnosestellung
prognostisch ungünstige Faktoren für eine chronische Visusminderung, sind schon initial
systemische Kortikosteroide indiziert (s. [Abb. 2]).(Quelle: Heiligenhaus A, Minden K, Tappeiner C et al. Leitlinie 045-012, S2k, Diagnostik
und antientzündliche Therapie der Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis.
2018. Im Internet (Stand: 06.09.2020): https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/045-012.html [rerif])
Um das Risiko für eine bandförmige Keratopathie zu reduzieren, sollten phosphatfreie
Augentropfen verwendet werden. In Deutschland (Stand: August 2020) sind alle Prednisolontropfen
phosphatfrei, den Wirkstoff Dexamethason gibt es nur als Dexapos COMOD in einer phosphatfreien
Formulierung.
Besonders bei schwerwiegenden Komplikationen wie Hypotonie, hohem Tyndall, massivem
Vorderkammerreizzustand, dichten Glaskörpertrübungen oder CMÖ können auch orale Steroide
mit initial 1 – 1,5 mg pro kg Körpergewicht zusätzlich indiziert sein ([Abb. 2]). Gelingt es nicht, innerhalb von 3 Monaten die Tropfenzahl auf 1 – 2× tägl. zu
reduzieren und die oralen Steroide abzusetzen, steigt das Risiko für medikamenteninduzierte
Nebenwirkungen einschl. der Wachstumshemmung, und es muss eine systemische DMARD-Therapie
(disease-modifying antirheumatic drug) begonnen werden. Es werden c-DMARD (conventional)
und b-DMARD (biological) unterschieden.
Abb. 2 Schritt II der antientzündlichen Therapie bei juveniler idiopathischer Arthritis.
Dieser Schritt beschreibt den Einstieg in die systemische Therapie. Es gibt grundsätzlich
2 Szenarien hierfür: 1.) Es ist mit Schritt I (s. [Abb. 1]) nicht gelungen, innerhalb von 12 Wochen die topische Steroiddosis auf 2 Tropfen
tägl. oder weniger zu reduzieren oder es ist bei der Reduktion ein Rezidiv oder eine
neue Komplikation (meist neue hintere Synechien) aufgetreten. Bei diesem Szenario
ist der Beginn mit dem DMARD Methotrexat (MTX) indiziert, das ggf. von topischen Steroiden
in geringer Dosierung (tägl. 2 Tropfen oder weniger) begleitet wird. 2.) Es bestehen
bereits bei Diagnosestellung ungünstige Faktoren für die Visusentwicklung wie Hypotonie,
schwerer Vorderkammerreizzustand (mit sehr vielen Zellen, hohem Tyndall), dichten
Glaskörpertrübungen oder einem (zystoiden) Makulaödem. Dann sind neben der Therapie
mit kortisonhaltigen
Tropfen systemische Steroide in hoher oraler Dosierung (bis zu 2 mg Prednisolon
tägl.) und unter ungünstigen Umständen auch als intravenöse Pulstherapie erforderlich.
Wegen der ungünstigen Visusprognose in einem solchen Szenario muss zur Steroideinsparung
frühzeitig auch mit einem DMARD (MTX) begonnen werden.(Quelle: Heiligenhaus A, Minden
K, Tappeiner C et al. Leitlinie 045-012, S2k, Diagnostik und antientzündliche Therapie
der Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis. 2018. Im Internet (Stand: 06.09.2020):
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/045-012.html [rerif])
Das DMARD der ersten Wahl ist weiterhin Methotrexat (MTX), ein c-DMARD. Erst in zweiter
Linie werden Adalimumab (TNF-Blocker) und andere Biologika (b-DMARD) verwendet. Einzelheiten
der Therapieschritte sind in den [Abb. 1], [2], [3] dargestellt, die der Leitlinie 045/012 der AWMF entnommen sind [3]. Nur in seltenen Fällen müssen als 4. Therapieschritt andere Biologika im Off-Label-Bereich
eingesetzt werden. Auf eine ausführliche Darstellung wird in diesem Artikel verzichtet,
weitere Einzelheiten dazu finden sich in der genannten Leitlinie 045/012.
Abb. 3 Schritt III der antientzündlichen Therapie bei juveniler idiopathischer Arthritis.
Schritt III zeichnet den Weg in die Therapie mit Biologika auf und folgt in aller
Regel erst nach den vorangegangenen Schritten. Die Biologika der Wahl sind TNF-α-Blocker
mit dem für die kindliche Arthritis und Uveitis zugelassenen Wirkstoff Adalimumab,
u. U. können auch andere TNF-α-Blocker verwendet werden, die nicht für die JIA oder
die kindliche Uveitis zugelassen sind, die aber in der aktualisierten AWMF-Leitlinie
045 – 012 als Therapieoption aufgelistet sind.(Quelle: Heiligenhaus A, Minden K, Tappeiner
C et al. Leitlinie 045-012, S2k, Diagnostik und antientzündliche Therapie der Uveitis
bei juveniler idiopathischer Arthritis. 2018. Im Internet (Stand: 06.09.2020): https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/045-012.html [rerif])
Vor Beginn einer DMARD-Therapie ist eine Untersuchung beim Kinderrheumatologen oder
erfahrenen Kinderarzt erforderlich, die Therapierisiken und -nebenwirkungen reduzieren
soll. Wegen der erhöhten Infektanfälligkeit bei einer immunsuppressiven DMARD-Therapie
ist es wünschenswert, alle nach der Empfehlung der ständigen Impfkommission (StIKo)
erforderlichen Impfungen möglichst vor Therapiebeginn abzuschließen. Oft gelingt das
aber gerade bei den schweren Verläufen einer Uveitis nicht, da wegen der Bedrohung
für das Sehvermögen die Karenzzeit für eine Immunsuppression nach Impfung gar nicht
eingehalten werden kann. Grundsätzlich gilt, dass Lebendimpfungen unter Immunsuppression
kontraindiziert sind, während Impfungen mit Totimpfstoffen sicher durchgeführt werden
können, ein Impfschutz unter immunsuppressiver Therapie aber manchmal nicht ausreichend
aufgebaut werden kann. Hier müssen in jedem Einzelfall in Zusammenarbeit mit Eltern,
dem Kinderarzt oder Kinderrheumatologen die
Risiken abgewogen werden.
Methotrexat wird einmal wöchentlich gegeben. Die Dosierung beträgt üblicherweise 10 – 15 mg/m2 Körperoberfläche. Methotrexat kann oral oder subkutan verabreicht werden, häufig
ist die Verträglichkeit bei der s. c. Gabe besser. Da die Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt
nicht immer zuverlässig und vollständig ist, ist auch unter diesem Aspekt die s. c.
Gabe zu bevorzugen. Zur Überwachung der Therapie ist eine enge Kooperation mit dem
Pädiater bzw. dem Kinderrheumatologen essenziell. Die wichtigsten Nebenwirkungen betreffen
das Blutbild und die Leberwerte, die nach Therapiebeginn alle 1 – 2 Wochen und im
weiteren Verlauf 1- bis 3-monatlich kontrolliert werden müssen. Darüber hinaus muss
die erhöhte Infektanfälligkeit berücksichtigt werden. Während der MTX-Gabe und 3 Monate
darüber hinaus sollte Folsäure (5 mg wöchentlich) substituiert werden.
Adalimumab ist als monoklonaler Antikörper ein Biologikum, das gegen das stark entzündungsfördernde
Zytokin TNF-α (Tumornekrosefaktor-α) gerichtet ist und es neutralisiert. Dadurch wird
die Entzündung stark gehemmt. Die Wirkung bei der JIA-assoziierten Uveitis zeigte
überragenden Erfolg in einem Investigator-initiated Trial (IIT) [16]. In dieser Studie wurde Adalimumab in Kombination mit MTX gegeben, und so sollte
es auch primär eingesetzt werden. Die Kombinationstherapie ist sinnvoll, da sie zu
einer Wirkungsverstärkung führt und das MTX die Entwicklung von Antikörpern gegen
das Biologikum hemmt. Bei Unverträglichkeit von MTX können auch andere cDMARDs wie
z. B. Azathioprin verwendet werden. Reduziert sich die therapeutische Wirkung von
Adalimumab, kann das an solchen Anti-Drug Antibodies (ADA) liegen, die ggf. im Blut
laborchemisch nachgewiesen werden können. Bei positivem Nachweis muss die Therapie
umgestellt werden. Da MTX oft aber nicht
vertragen wird, kann Adalimumab auch als Monotherapie gegeben werden. Adalimumab
ist eine On-Label-Therapie bei der kindlichen Uveitis anterior. Die Dosierung beträgt
bei Kindern mit weniger als 30 kg Körpergewicht 20 mg alle 14 Tage, bei Kindern über
30 kg alle 14 Tage 40 mg (Erwachsenendosis).
Als weiteres Biologikum hat sich die Blockade des Interleukin-6-Rezeptors durch den
Antikörper Tocilizumab bei der kindlichen Uveitis als wirksam erwiesen [17], [18], [19], [20]. Darüber hinaus ist es auch beim therapierefraktären zystoiden Makulaödem hilfreich
[21]. Es kann sowohl intravenös als auch subkutan verabreicht werden, ist aber für beide
Indikationen nicht zugelassen.
Rituximab ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper, der aber gegen das Zelloberflächenmolekül
CD 20 auf B-Zellen gerichtet ist. Obwohl B-Zellen nicht direkt in der Entzündung involviert
sind, scheinen sie bei der Antigenpräsentation und Regulation wichtig zu sein. In
einer Kohorte von 10 Uveitiskindern haben sich unter Rituximab 7 deutlich verbessert,
trotzdem hat Rituximab seither keinen größeren Stellenwert in der Therapie erlangen
können [4], [22].
Mit einer effektiven und frühzeitig einsetzenden Therapie kann die Uveitisaktivität
deutlich reduziert werden und gleichzeitig die Häufigkeit von okulären Komplikationen
und Operationen gesenkt werden [23].
Therapie der nicht infektiösen intermediären und posterioren Uveitis
Bei intermediärer oder posteriorer Uveitis sind Augentropfen kaum wirksam, da sie
nicht ausreichend tief in das Auge diffundieren. Stattdessen können Steroide parabulbär
oder intravitreal als langwirkendes Dexamethason-Implantat gegeben werden, das in
Deutschland für die Anwendung bei Erwachsenen mit nicht infektiöser Uveitis des posterioren
Augensegments zugelassen ist [24]. Die Therapie erfolgt systemisch mit Steroiden oder DMARDs wie MTX (s. oben), Ciclosporin,
Azathioprin oder Mycophenolaten [25]. Ob TNF-α-Blocker bei Kindern mit einer Uveitis des hinteren Augensegments ähnlich
gut wirken wie bei Erwachsenen oder ob sie bei intermediärer Uveitis Symptome einer
Multiplen Sklerose auslösen können, ist nicht gut untersucht [26], [27]. Generell können aber die Grundsätze der Erwachsenentherapie unter Berücksichtigung
des Körpergewichts auf Kinder übertragen
werden [26], [28].
Intraokulare und parabulbäre Steroide
Die intraokulare oder parabulbäre Gabe von Steroiden ist ausgesprochen wirksam zur
Therapie von Entzündung und zystoidem Makulaödem. Steroide wie parabulbäres Triamcinolon
oder das langwirkende intravitreale Dexamethason-Implantat sind hochwirksam bei Entzündung
und Makulaödem [29], [30], [31]. Die Belastungen mit Narkosen und typischen Nebenwirkungen wie Katarakt und Glaukom
limitieren diese Therapieoptionen. Eine einmalige Gabe, z. B. im Rahmen einer intraokularen
Operation bei Katarakt oder Glaukom, ist dagegen ausgesprochen hilfreich [32]. Seit Kurzem ist auch ein geringer, aber dafür erheblich länger wirksames Fluocinolonacetat-Implantat
für die Uveitis beim erwachsenen Patienten zugelassen, nicht aber für die Uveitis
im Kindesalter. Zum Remissionserhalt kann es im Einzelfall als Off-Label-Medikation
in Erwägung gezogen werden.
Komplikationen bei Uveitis
Komplikationen bei Uveitis
Die tatsächlichen akuten und chronischen Visusprobleme der Uveitiden im Kindesalter
ergeben sich i. d. R. nicht direkt aus der Entzündung, sondern aus deren Komplikationen
([Tab. 4]) [13], [33].
Tab. 4 Komplikationen von Uveitis.
|
Komplikation
|
Hauptursachen
|
Bemerkung
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|
bandförmige Keratopathie
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Uveitis anterior
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Verschlechterung durch phosphathaltige Augentropfen
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Trübungen des Hornhautstromas
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begleitende Keratitis v. a. bei viraler Iritis
|
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Endothelbeschläge
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granulomatöse Iritis
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hintere Synechien
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Uveitis anterior, aktive Entzündung
|
frühzeitige medikamentöse Lösung anstreben, Mydriatika
|
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Katarakt
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Entzündung, v. a. anteriore Uveitis, lokale Steroidtherapie
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steroidhaltige AT nach 4 – 6 Wochen auf niedrigpotente Steroide und maximale Dosierung
von 2 × tägl. reduzieren
|
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Glaukom
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Entzündung, v. a. anteriore Uveitis, lokale Steroidtherapie
|
Vorsicht bei Verwendung von Alpha-2-Agonisten und Prostaglandinderivaten
|
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okuläre Hypotonie
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hohe Entzündungsaktivität in der Vorderkammer, andere Uveitis-assoziierte okuläre
Komplikationen, vorangegangene okuläre Operationen
|
ist mit schlechter Visusprognose assoziiert, Therapie ist sehr aufwendig, oft frustran;
entscheidend ist Prävention durch eine gute Entzündungskontrolle
|
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zystoides Makulaödem
|
intraokulare Entzündungsaktivität (IL-6, VEGF, Prostaglandine), Pseudophakie, intermediäre
oder posteriore Uveitis
|
zystoides Makulaödem auch bei anteriorer Uveitis muss wie eine posteriore Uveitis
behandelt werden
|
Bandförmige Keratopathie
Die bandförmige Keratopathie im Bereich der Lidspalte ist typischerweise Folge der
chronischen Entzündung und der damit verbundenen pH-Veränderungen im Tränenfilm bei
10 – 40% der juvenilen Uveitiden [13], [34] und scheint bei Kindern bis zu einem Alter von 8 Jahren noch häufiger zu sein [35]. Darüber hinaus werden sie aber auch durch phosphathaltige Augentropfen verstärkt,
die deshalb unbedingt vermieden werden müssen. Die Standardtherapie ist die Abtragung
mit Chelatbildnern (z. B. EDTA) bzw. die phototherapeutische Keratektomie [34], [36].
Hintere Synechien
Hintere Synechien treten in bis zu 50% der Augen auf, wobei sie bei Kindern mit einem
späten Uveitisbeginn seltener sind [35]. Hintere Synechien tragen zur Kataraktentwicklung bei [37], daher sollte immer eine medikamentöse Lösung der Verklebungen angestrebt werden.
Das gelingt besonders gut, solange die Verklebungen noch frisch sind und durch Fibrin
aufrechterhalten werden. Ist eine narbige Organisation eingetreten und das Fibrin
durch ein fibroblastenhaltiges Narbengewebe ersetzt, gelingt eine medikamentöse Synechiolyse
i. d. R. nicht mehr. Hintere Synechien sind prognostisch ungünstig bei chronischer
Entzündung und okulärer Hypotonie [34], [38].
Sekundärkatarakt
Die Sekundärkatarakt stellt eine der großen Herausforderungen dar, da sie Folge der
Entzündung, hinterer Synechien oder einer Steroidtherapie ist [39]. Daher ist eine frühzeitige Umstellung auf eine Therapie mit systemischen Immunsuppressiva
erforderlich, wenn eine Chronifizierung der Uveitis (> 3 Monate) absehbar ist. Das
Ziel muss die leitliniengerechte Reduktion lokaler Steroide auf maximal 2 Tropfen
tägl. sein [4]. Die Katarakt-OP ohne Implantation einer Intraokularlinse hat im Hinblick auf die
Visusentwicklung klar Vorteile gegenüber einer primären Linsenimplantation [40] und sollte auch nur in Erwägung gezogen werden, wenn eine gute Kontrolle der Entzündungsaktivität
erreicht werden konnte [41]. Eine Verbesserung der Visusprognose kann erreicht werden, wenn der primären Linsenimplantation
die Eingabe eines Dexamethason-Implantats vorausgeht [42]. Zu diesem Verfahren fehlen derzeit aber noch Langzeiterfahrungen, v. a. ist nicht
klar, wie häufig Dexamethason-Implantate reinjiziert werden müssen und welche Auswirkungen
das auf ein mögliches Glaukom hat.
Glaukom
Das Glaukom ist, ähnlich wie die Katarakt, Folge von Entzündung und Steroidtherapie
in ca. ¼ der Patienten [43], [44]. Neben der symptomatischen Drucksenkung mit Antiglaukomatosa ist daher auch für
das Glaukom eine steroidfreie Therapie anzustreben. Alpha-2-Agonisten sowie Prostaglandinderivate
können die Entzündung fördern und darüber hinaus können Letztere auch zystoide Makulaödeme
verursachen [45], [46], [47]. Daher sollten diese Substanzklassen bei der medikamentösen Glaukomtherapie nur
als Reservemedikamente eingesetzt und beim Auftreten der entsprechenden Nebenwirkungen
wieder abgesetzt werden. Als operative Maßnahmen zur Verbesserung des Kammerwasserabflusses,
wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht, sind Trabekulektomie und die
Implantation eines Ahmed-Valves sinnvoll. Beide sind ähnlich wirksam im Hinblick auf
die Drucksenkung, aber der intraokulare Reizzustand ist postoperativ nach der
Trabekulektomie deutlich geringer [48]. Eingriffe mit dem Ziel der Destruktion des Ziliarkörpers zur Reduktion der Kammerwasserproduktion
können im weiteren Verlauf gehäuft zu eine Phthisisentwicklung führen.
Okuläre Hypotonie
Die okuläre Hypotonie ist mit 3 – 9% bei Kindern mit JIA-assoziierter Uveitis keine
sehr häufige Komplikation, kann aber eine starke Bedrohung für den Visus darstellen
[49]. Die wichtigsten Risikofaktoren sind andere Uveitis-assoziierte Komplikationen und
vorangegangenen okuläre Operationen. Als Ursachen werden Traktionen am Ziliarkörper,
Atrophien des Ziliarkörpers und seines Epithels und ein prostaglandinabhängiger vermehrter
uveoskleraler Abfluss diskutiert [50], [51], [52]. Die visuslimitierenden Konsequenzen der Hypotonie sind Ödeme der Papille, Aderhaut,
Netzhaut und bes. der Makula. Darüber hinaus ist die Leckage von Protein aus retinalen
und uvealen Gefäßen (Tyndall in der Vorderkammer) erhöht. Eine chronische okuläre
Hypotonie erhöht das Risiko für eine Phthisisentwicklung und eine schwere Sehbehinderung/Erblindung
[38].
Eine systemische Therapie mit DMARDs reduziert das Risiko einer Hypotonieentwicklung
[38]. Besteht bereits eine Hypotonie, haben die Gabe von topischen und systemischen Steroiden
und die Einstellung auf konventionelle bzw. biologische DMARDs und ggf. die Intensivierung
einer systemischen DMARD nur eine begrenzte Wirkung.
Zystoides Makulaödem
Eine der Hauptursachen der Visusverschlechterung bei kindlicher Uveitis ist ein zystoides
Makulaödem (CMÖ) [21], [33], [53]. Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine hohe intraokulare Entzündungsaktivität
mit erhöhtem IL-6, VEGF und Prostaglandinen und eine Pseudophakie [40]. Im Hinblick auf die anatomische Lokalisation sind intermediäre oder posteriore
Uveitis häufiger mit einem CMÖ assoziiert als die anterioren Formen. Ein CMÖ sollte
rasch und intensiv mit Steroiden (topisch, parabulbär, systemisch) behandelt werden,
wobei hier häufig die Nebenwirkungen die Therapiedauer und -intensität begrenzen.
Daher sind auch ein frühzeitiger Beginn bzw. eine frühzeitige Intensivierung einer
immunsuppressiven Therapie mit konventionellen DMARDs und ggf. Biologika sinnvoll.
Aus der Gruppe der TNF-Blocker hat Infliximab eine relativ gute Wirkung, es wurde
aber auch der
Interleukin-6-Rezeptor-Antagonist Tocilizumab erfolgreich eingesetzt [21], [54].