Liebe Leserinnen und Leser,

das letzte Heft des Jahres liegt Ihnen vor mit vielen spannenden Beitragen aus unterschiedlichen Bereichen der Ernährungsmedizin. Zwei Beiträge möchte ich hervorheben. Zum einen die „Kommentierte Wissenschaft“, eine Rubrik, in der wir eine relevante Arbeit aus einem internationalen Journal auswählen, die von einem Experten aus dem deutschsprachigen Raum kommentiert wird. Diesmal geht es um 2 Arbeiten zur Mangelernährung bei Krebspatienten und deren Bewertung anhand der GLIM-Diagnosekriterien von Prof. Matthias Pirlich aus Berlin. Die GLIM-Kriterien sind ein weltweiter Konsens zur Definition und Diagnosestellung von Mangelernährung, der 2018 publiziert und seither in zahlreichen Studien für verschiedene Zielpopulationen, hier für Krebspatienten mit Malnutrition, validiert wird. Unsere europäische Dachgesellschaft ESPEN arbeitet aktuell daran, dass die GLIM-Diagnosekriterien in den neuen ICD-11 aufgenommen werden und damit endlich die veralteten Diagnosekriterien der WHO aus den 1950er-Jahren ablöst, die aus den Kriterien (i) BMI < 18,5 kg/m², (ii) Kwashiorkor und (iii) Marasmus bestand. Diese Kriterien sind längst nicht mehr zeitgemäß, zumal in Deutschland. GLIM kennt 3 klinische Kriterien: BMI < 20 kg/m² (bei über 70-Jährigen: BMI < 22 kg/m², bei Kindern: < 10. Perzentile), ungewollter Gewichtsverlust 5–10 % in 6 Monaten und reduzierte Muskelmasse; sowie 2 ursächliche Kriterien: Nahrungsaufnahme < 50 % des Solls für mehr als 1 Woche oder < 75 % und akuter Schub oder Zustand nach Operation in den letzten 4 Wochen. Wenn mind. 1 klinisches Kriterium und 1 ursächliches Kriterium vorliegen, liegt die Diagnose Mangelernährung vor. Dieser neue Ansatz wird der krankheitsassoziierten Mangelernährung, wie sie in Deutschland und Europa oft vorkommt, gerecht und dies wird auch im Kommentar von Prof. Pirlich deutlich.

Fortbildung erster Klasse ist auch der CME-Beitrag „Enterale und parenterale Ernährung“ von Prof. Mathias Plauth und Melanie Viertel, einem Kernthema der Klinischen Ernährungsmedizin.

Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen des Heftes verbunden mit einer besinnlichen Weihnachtszeit.

Mit kollegialen Grüßen,

Ihr
Stephan C. Bischoff
Editor

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Article published online:
10 December 2021