Gesundheitswesen 2024; 86(03): 177-181
DOI: 10.1055/a-2233-1782
Originalarbeit

Manfred Pflanz (1923–1980) – zentraler Akteur bei der Institutionalisierung von Sozialmedizin und Medizinsoziologie

Manfred Pflanz (1923–1980) – A key Protagonist for the Institutionalization of Social Medicine and Medical Sociology in Germany
Christina Delventhal
1   Klinik für Psychosomatische Medizin, DIAKOVERE Henriettenstift, Hannover, Germany
,
Volker Roelcke
2   Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Justus Liebig Universität Giessen Fachbereich Medizin, Giessen, Germany
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Der Internist, Sozialmediziner, Medizinsoziologe und Epidemiologe Manfred Pflanz (1923–1980) war ein zentraler Akteur in der institutionellen Formierungsphase von Sozialmedizin und Medizinsoziologie in Westdeutschland in den 1960er und 70er Jahren. Der Beitrag beschreibt seine Biografie und Arbeitsschwerpunkte, seine programmatischen Vorstellungen zu Sozialmedizin und Medizinsoziologie sowie seine Aktivitäten im Kontext von Politikberatung im Bereich des Gesundheitswesens. Er liefert damit auch einen Einblick in die Entstehungsbedingungen, die zeitgenössischen Arbeitsprogramme und die internationale Einbettung dieser sich teilweise überschneidenden Arbeitsfelder.


Abstract

Manfred Pflanz, an internist with his focus on social medicine, medical sociology and epidemiology, (1923–1980) played a key role in the institutional integration of social science expertise into medicine in the Federal Republic of Germany during the 1960s and 70 s. The present study, a biographic sketch of Pflanz, describes his work, his programmatic ideas on social medicine and medical sociology, and his activities as an expert consultant in public health for various political entities. This should enable getting an insight into the origins and ramifications, as well as the contemporary programs and international embeddedness of the overlapping fields of social medicine and medical sociology in Germany.


Einleitung

Im Jahr 1970 trat in der Bundesrepublik eine neue Approbationsordnung in Kraft, in der ein Pflichtunterricht und obligatorische Prüfungen in den Fächern Sozialmedizin, Medizinsoziologie, Arbeitsmedizin, Umwelthygiene, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizinische Psychologie sowie Geschichte der Medizin gesetzlich verankert wurden [1] [2] [3] (zur Situation in der DDR, vgl. [4]). Die Einführung dieses neuen Fächerspektrums war eine Reaktion auf vorausgehende Debatten über die Defizite einer Medizin, die in Forschung, Krankenversorgung und Ausbildung durch eine zu starke Fokussierung auf Laborwissenschaften und Statistik den kranken Menschen mit seiner Biografie und seinen sozialen Lebensbezügen sowie die Kontext-Abhängigkeit von medizinischem Wissen und Versorgungsstrukturen tendenziell aus dem Blick verloren hatte. Diese Diskussionen hatten ihre Wurzeln in den 1920er Jahren, erlebten aber in der Nachkriegszeit eine neue Konjunktur [z. B. [5] [6]; vgl. [7] [8]]. Forderungen nach einer Korrektur wurden vehement aus der Studentenbewegung formuliert, ebenso durch eine Reihe von Hochschullehrern, sie führten schließlich in den 1960er und 70er Jahren zur institutionellen Formierung und universitären Etablierung der Fächer Sozialmedizin und Medizinische Soziologie in der Bundesrepublik – teilweise in Wiederbelebung älterer Traditionen der Sozialhygiene [2] [7] [9] [10] (zur Situation in der DDR, vgl. [11]).

Die Geschichte der institutionellen Etablierung von Sozialmedizin und Medizinsoziologie, und damit auch die Entstehungsbedingungen, die konkreten Arbeitsprogramme, die internationale Einbettung sowie die theoretischen und methodischen Repertoires dieser sich teilweise überschneidenden Arbeitsfelder sind bisher nur in ersten Ansätzen thematisiert worden [3] [7]. Der Internist, Sozialmediziner, Medizinsoziologe und Epidemiologe Manfred Pflanz (1923–1980), dessen 100. Geburtstag im vergangenen Jahr gefeiert wird, war ein zentraler Akteur in der institutionellen Formierungsphase von Sozialmedizin und Medizinsoziologie. Er war nicht nur einer der ersten Professoren für Sozialmedizin in der Bundesrepublik, er war auch Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin, Vorstandsmitglied internationaler medizinsoziologischer Gremien, Mitglied in Beratungsgremien der Bundesärztekammer, der Bundesregierung, des Europarats und der Weltgesundheitsorganisation/WHO [12] [13]. Im Folgenden sollen seine Biografie und seine Arbeitsschwerpunkte, seine programmatischen Vorstellungen zu Sozialmedizin und Medizinsoziologie sowie seine Aktivitäten im Kontext von Politikberatung im Bereich des Gesundheitswesens zusammengefasst dargestellt werden.


Biografie

Manfred Pflanz wurde am 23. September 1923 in Berlin geboren. Er studierte von 1941 bis 1948 mit Unterbrechungen durch Fronteinsätze Medizin in Berlin, Freiburg, an der „Reichsuniversität“ Straßburg und in München, wo er 1948 promoviert wurde. Zudem absolvierte er ein Psychologiestudium [13]. Pflanz trat seine erste Assistenzarztstelle 1949 bei dem Internisten Gustav von Bergmann in München an, sein verantwortlicher Oberarzt war Thure von Uexküll, der später als ein Protagonist der Psychosomatik bekannt wurde [14]. Nach Uexkülls Berufung auf eine Professur an der Universität Gießen folgte Pflanz ihm 1955 als internistischer Facharzt und leitender Oberarzt. 1961 wurde Pflanz für Innere und Psychosomatische Medizin habilitiert. 1963 wurde er Leiter der neu eingerichteten Abteilung für Medizinische Statistik, Dokumentation und Epidemiologie an der Gießener Medizinischen Poliklinik unter dem Direktorat von Uexküll, 1966 schließlich außerordentlicher Professor für Sozialmedizin und Direktor des neu geschaffenen Instituts für Sozialmedizin an der Universität Gießen. Im Jahr 1967 folgte er einem Ruf an die neu gegründete Medizinische Hochschule Hannover und wurde dort Professor für Epidemiologie und Sozialmedizin sowie geschäftsführender Direktor des Departments für Öffentliche Gesundheitspflege. Von 1970 bis 1978 war er Mitglied im Lenkungsgremium für Medizinische Soziologie der International Sociological Association, von 1974 bis 1975 Gastprofessor an der University of Connecticut, USA. Einen 1975 erfolgten Ruf an das neu einzurichtende Institut für Soziale Medizin an der Freien Universität Berlin lehnte Pflanz ab, ebenso das im gleichen Jahr an ihn ergangene Angebot einer Professur für Epidemiology and Community Medicine an der University of Connecticut. Im Alter von nur 56 Jahren starb er am 27. Juli 1980 in Hannover [13].


Arbeitsschwerpunkte

Die ersten Untersuchungen und Veröffentlichungen von Pflanz waren geprägt von seiner klinischen Arbeit unter Thure von Uexküll und seinem Studium der Psychologie. Er erforschte psychosomatische Phänomene, dokumentiert etwa in einer Publikation zu sozialpsychologischen Aspekten des peptischen Ulkus [15] oder in einem Aufsatz zu Belastung und Entlastung als pathogenetischen Faktoren (wohl die erste Thematisierung des Stress-Konzepts im deutschen Kontext) [16]. In Übersichtsarbeiten beschrieb und analysierte er die Situation der Psychosomatik in Deutschland auch für ein internationales Publikum [17] [18] [19]. Dass Pflanz mit der nationalen und internationalen Literatur auf seinem klinischen und sozialwissenschaftlichen Arbeitsgebiet umfassend vertraut war, zeigt sich auch in seinem aus der Habilitationsschrift hervorgegangenen bekanntesten Werk „Sozialer Wandel und Krankheit – Ergebnisse und Probleme der medizinischen Soziologie“ [20]. Darin stellte Pflanz seine eigenen Untersuchungen zu den sozialen Bedingungen exemplarischer Krankheiten (z. B. „vegetative Störungen“, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Herz-Kreislauferkrankungen mit einem besonderen Augenmerk auf der arteriellen Hypertonie) in den Kontext nationaler und internationaler Ergebnisse. Weiter diskutierte er zentrale Hypothesen der Medizinsoziologie, wie die Bedeutung von sozialen Strukturen oder Migration für Gesundheit und Krankheit oder die Rollenbilder von Arzt und Patient, jeweils vor dem Hintergrund der zeitgenössischen soziologischen Theoriebildung. Der renommierte Kölner Soziologe Réne König betonte in einem Vorwort den grundlegenden Charakter dieser Studie. Hans Schaefer, der Gründungspräsident der Gesellschaft für Sozialmedizin, verfasste ein Vorwort für die unveränderte Neuausgabe 1986.

Diese Arbeit von Pflanz legte den Grundstein für sein weiteres wissenschaftliches Wirken. Vertiefend betrachtete er in den kommenden Jahren die Epidemiologie des Bluthochdrucks und der Herz-Kreislauferkrankungen und damit assoziierte Hypothesen über soziale Bedingungen bei Entstehung und Verlauf der Erkrankung. Erste Untersuchungen dazu entstanden im Rahmen eines Gießener Forschungsprojektes zur Hypertonie unter der Federführung von Thure von Uexküll [21]. In Weiterführung dieser Forschungen untersuchte er das Problemfeld der Früherkennung und der Vorsorgeuntersuchungen und sich daraus ergebende präventive Maßnahmen. Eine große mediale Aufmerksamkeit erfuhren seine Untersuchungen zur Appendizitis bzw. Appendektomie, was angesichts der Brisanz der Kernaussage, dass die Mortalität der Appendizitis in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich drei- bis vierfach erhöht sei, nicht überrascht [22]; (zu den Reaktionen, vgl. [13]). Die Untersuchung kann, so Robra, als Beispiel der Versorgungsforschung und medizinischen Qualitätssicherung in Deutschland angesehen werden [23].

Pflanz war einer der Initiatoren und frühen Protagonisten für die Diskussion um Qualitätsmaßstäbe und Qualitätskontrolle in der Medizin Ende der 1960er Jahre, Themenfelder, die später mit den Debatten zur Evidenz-basierten Medizin konvergierten. Dabei legte er einen Schwerpunkt auf die Effizienz und Effektivität der ärztlichen Tätigkeit und forderte die Entwicklung von wissenschaftlichen Methoden zur Erfassung der Qualität ärztlicher Verrichtungen in Praxis, Lehre und Forschung, die über globale Endresultatanalysen hinausgehen, sowie die Untersuchung der ökonomischen Effizienz von Einrichtungen des Gesundheitssystems. Pflanz nahm unter anderem Bezug auf öffentlich geäußerte Zweifel, dass die Standesorganisationen ihrem Kontrollauftrag nachkommen würden, als er die Hoffnung äußerte, „daß Ärzte und Standesorganisationen einsehen, wie viel besser sie in der Öffentlichkeit dastehen, wenn sie die Qualität ihrer Tätigkeit darlegen, als wenn sie mit der bisherigen Verschleierungstaktik weiterfahren“ [24]. Dabei betonte er die wichtige Rolle der Standesorganisationen für die Qualitätssicherung durch die Festlegung und Kontrolle der Facharztweiterbildung, die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen und berufsgerichtliche Verfahren [24].

Insgesamt zeigt sich bei Pflanz eine Entwicklung der Arbeitsschwerpunkte und Interessengebiete, die mit konkreten Krankheiten (wie Hypertonie, Herzkreislauferkrankungen und Appendizitis) begann, sich dann Fragen der Früherkennung, Vorsorge und Prävention zuwandte und schließlich den Schritt zu einer Gesundheitssystemforschung vollzog. Sozialmedizin, Medizinsoziologie und Epidemiologie waren für ihn in diesem Problemkontext die grundlegenden Wissenschaften. Prävention, veränderte Lebensgewohnheiten und die Reduktion von Risikofaktoren waren für Pflanz Wege zu einer Verbesserung der Lebensqualität des Einzelnen und ganzer Bevölkerungen.


Programmatische Vorstellungen zu Sozialmedizin und Medizinsoziologie

Bereits 1956 veröffentlichte Pflanz einen programmatischen Aufsatz mit dem Titel „Aufgaben und Ziele sozialwissenschaftlicher Forschung in der Medizin“ [25] in der vorliegenden Zeitschrift, die damals noch den Titel Das öffentliche Gesundheitswesen trug [26]. Pflanz zeigte sich darin überzeugt, dass „die Durchdringung der Medizin mit den Ergebnissen und Denkweisen der sozialen Wissenschaften […] nicht nur auf die ‚soziale Medizin‘ im traditionellen Sinne beschränkt bleiben“ werde [25]. Er plädierte schon in diesen Jahren für die systematische Anwendung epidemiologisch-statistischer Methoden in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Soziologen. Für Pflanz bildeten dabei medizinische und soziologische Fragestellungen in gleichem Maße den Ausgangspunkt der Forschung. Er gliederte die Aufgabenbereiche der medizinischen Soziologie, angelehnt an den US-amerikanischen Medizinsoziologen Robert Straus, in die Bereiche „sociology of medicine“, also die Untersuchung der Rollenbilder, Wertesysteme und Organisationsstrukturen des medizinischen Systems von außen durch Soziologen, und „sociology in medicine“, verstanden als empirische Forschung über die Beziehung von Gesundheit und Krankheit mit der sozialen Umwelt [20] [27] [28]. Entscheidend für die Unterscheidung von Sozialmedizin und Medizinsoziologie sei die Definition des Begriffes „sozial“. Das Verständnis der Sozialmedizin sei begrenzt auf fürsorgerische, arbeitsmedizinische, rechtliche und gesundheitspolitische Belange, ausgehend von medizinisch definierten Krankheitsbegriffen. Die Definition der medizinischen Soziologie gehe aber darüber hinaus und umfasse „die gesamten zwischenmenschlichen Beziehungen und Strukturformen in wissenschaftlicher Betrachtung“ [20]. Die Sozialmedizin gebe „dem Arzt oder der Gesundheitsverwaltung Instrumente in die Hand, die diese zur Erreichung ihrer eigenen Ziele“ verwendeten. Dagegen sei die Medizinsoziologie ein „Instrument zur Selbstreflexion des Arztes“. Ihr zentrales Anliegen sei es, die Medizin in ihrer Gesamtheit als eine der großen Institutionen der Gesellschaft zu sehen und als solche zu durchleuchten“ [29].

Insgesamt hielt sich Pflanz mit klaren Definitionen der Sozialmedizin und der Medizinsoziologie zurück und beschränkte sich darauf aufzuzeigen, was die sozialwissenschaftlichen Disziplinen für die Medizin leisten können. Statt über Definitionen zu streiten, gelte es, wissenschaftliche und ärztliche Kompetenzen zu fördern und weiterzuentwickeln. Kurz vor seinem Tod resümierte er: „Hätten wir seit Jahrzehnten dieselbe Zeit und Energie in praktische und wissenschaftliche Arbeit wie in Streit um Definitionen und Abgrenzungen investiert, wir wären in diesem Gebiet absolut führend. Aber leider leisten wir uns immer wieder unfruchtbare Kämpfe zwischen verschiedenen Gruppen und Richtungen, als ob nicht genügend für Praxis und Wissenschaft zu tun sei“ [30].

Ein wichtiger Schritt bei der institutionellen Formierung der Sozialmedizin war die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin im Jahr 1963. Erster Präsident wurde Hans Schaefer, der bereits 1960 das erste (west-) deutsche Institut für Sozialmedizin an der Universität Heidelberg gegründet hatte [31]. Bei der Gründungsversammlung der Gesellschaft war auch Pflanz anwesend [32]. In der frühen Geschichte der Fachgesellschaft war er neben Schaefer einziger Professor und Direktor eines universitären Instituts für Sozialmedizin bzw. Öffentliche Gesundheitspflege (zunächst in Gießen, dann ab 1967 an der neu gegründeten Medizinischen Hochschule Hannover) und damit ein wichtiger Akteur. Die Rolle von Pflanz für und in der Gesellschaft erscheint ambivalent: So kritisierte er 1973 die Machtansprüche der Fachgesellschaft, die einen formellen Zusammenschluss mit den Medizinsoziologen verhindert hätten [33]. Er sah die aus seiner Sicht konservative Haltung der Gesellschaft kritisch, die es vermeide, unbequeme und politisch unpopuläre Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zu veröffentlichen. Die soziotechnokratische Einstellung des Vorstandes der Fachgesellschaft gaukele eine politische Abstinenz vor, die in Wahrheit nicht existiere [30].

Pflanz wusste, dass institutionelle Bedingungen für die Etablierung von Sozialmedizin und Medizinsoziologie wichtig sind, entscheidender war für ihn aber die methodische und personelle Entwicklung des Faches.


Politikberatung

Pflanz‘ Forschungen zu Gesundheitssystemen (ein von ihm selbst gebrauchter Begriff) hatten eine politische Dimension, da sie relevant waren für die Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse etwa bei der Planung von Versorgungsstrukturen, Krankenhäusern oder Forschungsinstituten. Pflanz brachte seine Expertise auf vielfältige Weise ein und war als Berater unterschiedlicher Institutionen und Gremien aktiv. So wurde er in den Bundesgesundheitsrat und den Beirat des Institutes für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes berufen, ebenso als Mitglied in die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der Gesetzlichen Krankenversicherung des Bundesarbeitsministeriums. In den Jahren 1977 und 1978 war Pflanz Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer [13]. Aufsehen erregte sein Rücktritt aus diesem Gremium: Anlass war seine Kritik an der Arbeitsweise des Wissenschaftlichen Beirats und insbesondere an dessen Stellungnahme „Risikofaktoren, Nahrungsfette und degenerative Herz- und Gefäßerkrankungen“, aus der nach Pflanz kontroverse Passagen aus der zugrundeliegenden Vorlage der Kommission der Europäischen Gemeinschaften gestrichen worden waren und die sich auf kaum vergleichbare Zahlen berufe [34]; dazu auch [13].

Auf internationaler Ebene war Pflanz als Berater der Weltgesundheitsorganisation/WHO tätig und nahm in dieser Funktion an zahlreichen Treffen und Kongressen der WHO teil. Zudem war er Mitglied der Arbeitsgruppe Preventive Medicine des Europarates [13].


Schluss

Insgesamt zeigt die Biografie von Pflanz in exemplarischer Weise, wie längerfristige Diskussionen über eine einseitig Körper- und Laborwissenschafts-orientierte Medizin, spezifische sozialpolitische Kontexte sowie individuelle Interessen und Initiativen in Aktivitäten zur Integration von sozialwissenschaftlicher Expertise in die Medizin konvergierten. Deutlich wird auch, wie bereits in der Formierungsphase von Sozialmedizin und Medizinsoziologie neben Fragen der Epidemiologie und Soziogenese spezifischer Erkrankungen umfassendere Überlegungen und Programmatiken zur Analyse von Gesundheitssystemen sowie Fragen von Qualitätssicherung und Effektivität in der Medizin thematisiert wurden – Fragen, die später unter anderem im Kontext der Evidenz-basierten Medizin weiterverfolgt wurden.



Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Korrespondenzadresse

Prof. Volker Roelcke
Justus Liebig Universität Giessen Fachbereich Medizin, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin
Leihgesterner Weg 52
35392 Gießen
Germany   

Publication History

Article published online:
05 February 2024

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