Zusammenfassung
Hintergrund
Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurden bereits 2019 die sogenannten
Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) als Ergänzung der bisherigen
Angebote der Regelversorgung eingeführt. Diese Anwendungen bieten ergänzend
zur Regelversorgung ein potenziell skalierbares Versorgungsangebot im
Bereich der psychischen Gesundheit, das insbesondere in Krisenzeiten von
großer Bedeutung sein könnte. Es besteht daher ein erheblicher
Forschungsbedarf, um zu untersuchen, wie bekannt DiGA sind, wie häufig sie
genutzt werden und wie offen Personen gegenüber einer möglichen Nutzung als
Ergänzung der traditionellen Versorgungsangebote eingestellt sind. Ziel der
vorliegenden Studie war es, die Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz von DiGA
in der in Deutschland lebenden erwachsenen Allgemeinbevölkerung zu
untersuchen
Methoden
Die Daten wurden im Rahmen der COVID-19 Snapshot Monitoring-Studie im Juni
2021 erhoben. Die repräsentative Stichprobe umfasste N=1008 Teilnehmende
(n=505 Frauen (50.1%), n=503 Männer (49.9%), Durchschnittsalter=44,9 Jahre,
Standardabweichung=15,7). Mittels logistischer und multipler
Regressionsmodelle wurden Zusammenhänge zwischen soziodemographischen
Variablen und Bekanntheit und Nutzung von DiGA sowie die Bereitschaft einer
Nutzung von DiGA analysiert. Weiterhin wurden Gründe für Nicht-Nutzung und
Informationsquellen zu DiGA ausgewertet.
Ergebnisse
Die Mehrheit der Teilnehmenden kannte DiGA nicht, und nur wenige hatten
bereits eine DiGA genutzt. Grundsätzlich zeigten sich viele Befragte jedoch
offen für die Nutzung von DiGA. Alter war der einzige signifikante Prädiktor
für Bekanntheit und Nutzung: Ältere Personen kannten und nutzten DiGA
häufiger. Die Nutzungsbereitschaft und Präferenz gegenüber
face-to-face-Psychotherapie wurden von Bildung, Gesundheitsbewusstsein und
selbsteingeschätzter psychischer Gesundheit beeinflusst. Höhere Bildung und
bessere psychische Gesundheit reduzierten die Nutzungsbereitschaft, während
höheres Gesundheitsbewusstsein diese stärkte.
Schlussfolgerung
Insgesamt zeichnet die vorliegende Studie ein komplexes Bild von Potenzial
und Herausforderungen bei der Etablierung von DiGA im bestehenden
Versorgungsangebot. Ziel sollte sein, über geeignete alters- bzw.
zielgruppenspezifische Formate zur Information und Aufklärung über DiGA
nachzudenken, diese zu entwickeln und einen Beitrag zur Stärkung der
Gesundheitskompetenz bei der Suche nach geeigneten Versorgungsangeboten zu
leisten.
Abstract
Background
The Digital Healthcare Act introduced digital health applications (DiGA) as a
supplement to standard care in Germany in 2019. These applications offer
potentially scalable treatment options in the field of mental health, which
could be particularly important in times of crisis. There is therefore a
considerable need for research to investigate how well DiGAs are known, how
frequently they are used and how open people are to their potential use as
an addition to traditional care. The aim of the present study was to
investigate the awareness, use and acceptance of DiGAs in the general adult
population living in Germany
Methods
Data collected were part of the COVID-19 Snapshot Monitoring Study in Germany
in June 2021. The representative sample comprised n=1011 participants (n=506
women (50%), n=505 men (50%), mean age: 44.8 years, standard
deviation:15.7). Using logistic and multiple regression models, associations
between sociodemographic variables and awareness and use of DiGA as well as
willingness to use DiGA were analyzed. Furthermore, reasons for non-use and
sources of information about DiGA were analyzed.
Results
The majority of participants were not familiar with DiGA, and only a few had
already used a DiGA. In principle, however, many participants were open to
using DiGA. Age was the only significant predictor of awareness and use:
older people were more likely to know and use DiGA. The willingness to use
and preference of DiGA in comparison to face-to-face psychotherapy was
influenced by education, health awareness and self-rated mental health.
Higher education and better mental health reduced the willingness to use
DiGA, while higher health awareness increased it.
Conclusion
Overall, this study paints a complex picture of the potential and challenges
of establishing DiGA in existing care provision. The goal should be to
consider, develop, and implement appropriate age- and target group-specific
formats for informing and educating people about DiGA, contributing to the
enhancement of health literacy in the search for suitable healthcare
services.
Schlüsselwörter Digitale Gesundheitsanwendungen - psychische Gesundheit - Akzeptanz - Nutzung - Bekanntheit
Keywords digital health applications - mental health - acceptance - use - awareness