Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(7): 557-558
DOI: 10.1055/s-0029-1245191
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Laudatio auf Holger Busse; Augenarzt, Liedermacher und Mensch

Laudatio for Holger Busse; Ophthalmologist, Songwriter and IndividualP. Kroll1
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Publication Date:
19 July 2010 (online)

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Eine Laudatio auf Holger Busse zu halten, fällt mir nicht schwer, denn ein so vielseitig begabter, differenzierter und erfolgreicher Mensch bietet genug Stoff, um Seiten zu füllen. Dies würde allerdings den Rahmen dieser Würdigung sprengen, sodass ich mich auf das Wesentliche seines beruflichen Werdegangs beschränken werde.

Wer Holger Busse mit seinem offenen und ansteckenden Lachen kennenlernt, wenn er auf der Gitarre oder zum Klavier seine eigenen komponierten Lieder über das Studentenleben, Münster, Habilitation, Ruf auf Ordinariat oder über andere wesentliche Dinge des Lebens vor jedwedem Publikum vorträgt, vermutet in ihm eher einen Liedermacher oder gar einen Bohème, nicht aber den Augenarzt Professor Busse. Und doch ist er in erster Linie Augenarzt und Leiter der Universitätsaugenklinik Münster.

Geboren wurde er am 1.4.1945 in Jena, der Vater war Professor für Chirurgie an der Universitätsklinik in Jena und später nach der Flucht in den Westen Chefarzt in Nordhorn, wo Holger Busse seine Jugend und Schulzeit bis zum Abitur verbrachte. Trotz musischer und sportlicher Begabungen war bei diesen familiären Voraussetzungen ein Medizinstudium unumgänglich, ebenso wie für seine ältere Schwester, die ebenfalls Augenärztin wurde. Bis zum Physikum studierte er zunächst in Mainz, ehe er das Studium erfolgreich im Sommer 1970 in Münster abschloss. Bereits während seiner Münsteraner Studienzeit war ihm auf dem Weg zu den klinischen Instituten klar geworden, dass er gerne an einem dieser Institute Chef werden würde. Zielstrebig verfolgte er im Weiteren diesen Gedanken.

Seine Karriere begann in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik unter Professor Mündnich, wo er sich die topografischen und anatomischen Kenntnisse für die von ihm später durchgeführte Tränenwegs- und plastische Chirurgie erwarb, ehe er von Professor Hollwich für die Augenheilkunde im Oktober 1971 abgeworben wurde. 1972 Promotion, 1975 Facharzt, 1977 Habilitation, 1980 Ernennung zum außerplanmäßigem Professor (mit 35 Jahren!) folgten sehr rasch aufeinander.

Mit der Übernahme des Lehrstuhls für Augenheilkunde in Münster durch Professor H. J. Küchle im Jahre 1977 konnte Holger Busse als leitender Oberarzt all seine bis dahin erworbenen Kenntnisse einsetzen und vertiefen und damit innovativ die Klinik mitgestalten. Um seinen Traum, nach der Emeritierung von Professor Küchle möglicherweise sein Nachfolger an der Universitätsaugenklinik Münster zu werden, realisieren zu können, nahm er im Jahr 1983 die ihm angebotene Chefarztstelle an der Augenklinik der Städtischen Klinik in Ludwigshafen an.

1986 kehrte er als Direktor der Universitätsaugenklinik Münster an sein ersehntes Ziel zurück und war 24 Jahre lang Leiter dieser Klinik.

Diese 24 Jahre waren geprägt von einem erfüllten klinischen Alltag, von der Wissenschaft und Lehre und der Ausbildung von Mitarbeitern zu Fachärzten, von denen einige leitende Positionen u. a. in Marburg, Greifswald, Witten-Herdecke, Darmstadt und Olten in der Schweiz einnehmen konnten. Besonders hervorzuheben ist die von Professor Busse eingerichtete Abteilung für experimentelle Ophthalmologie unter der Leitung von Professor Thanos, die in Kürze in ein eigenständiges Institut überführt werden wird.

Unmittelbar nach Beginn seiner Tätigkeit als Lehrstuhlinhaber in Münster übernahm Holger Busse in seiner Funktion als Hochschulprofessor Verbandsarbeit beim Berufsverband der Augenärzte e. V. (BVA) als wissenschaftliches Vorstandsmitglied von 1987 – 2007. In dieser Zeit gelang es ihm, zusammen mit der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) die ursprüngliche Fortbildungsveranstaltung des BVA in Wiesbaden mit der langjährigen Essener Fortbildungsveranstaltung für Augenärzte (EfA) als Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) in Düsseldorf zusammenzulegen, die sich inzwischen allergrößter Beliebtheit erfreut.

Ab 1996 fungierte er als Delegierter des BVA im DOG-Vorstand und wurde in dieser Funktion 1998/1999 für das Amt des Präsidenten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft gewählt. 2007 verließ er den Vorstand der DOG. Als krönenden Abschluss für seine Verbandsarbeit wurde er 2008 mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des BVA honoriert.

Als renommierter Tränenwegs- und plastischer Chirurg gründete er zusammen mit führenden Kollegen auf diesem Gebiet die European Society of Ophthalmic, Plastic and Reconstructive Surgery (E. S. O. P. R.S.) und wurde 2001 / 2002 als deren Präsident gewählt. Die Präsidentschaft endete mit einem hervorragend besuchten Kongress in Münster mit Teilnehmern aus der ganzen Welt.

Als weitere Ehrungen sind zu nennen die Verleihung der Médaille d’or Paul Chibret anlässlich der 99. Tagung der DOG in Berlin 2001, sowie die Ehrenmitgliedschaft der Ungarischen Ophthalmologischen Gesellschaft im Jahre 1996. Als besondere Ehre empfand er die Verleihung des Independent Order I. Class aus den Händen König Hussein von Jordanien in Amman 1991 für seine Verdienste um die Hornhauttransplantation. Er leistete in Jordanien, ein Land, in dem man der Organentnahme aus religiösen Gründen ablehnend gegenübersteht, Überzeugungsarbeit auf diesem Gebiet und wurde im jordanischen Fernsehen gebührend gewürdigt.

Zusätzlich zu seiner augenärztlichen Tätigkeit an der Universitätsaugenklinik Münster veröffentlichte Holger Busse zahlreiche Bücher, wie z. B. „Erkrankungen der ableitenden Tränenwege und ihre Behandlung”, welches bisher in insgesamt fünf Auflagen erschien, das „Taschenbuch der Augenheilkunde”, welches ins Spanische und Englische übersetzt wurde und bisher in fünfter Auflage erschienen ist, „Augenheilkunde im Kindesalter”, der „Atlas der Augenkrankheiten” und schließlich zusammen mit der Fotografin der Augenklinik Münster, Marlies Wagener, das aufwendig recherchierte und dem künstlerischen Blick des Verfassers zu verdankende Werk „Bärentatzen”.

Zu alledem hielt Holger Busse zahlreiche nationale und internationale Vorträge auf der ganzen Welt und publizierte in nationalen und internationalen Zeitschriften Beiträge über Themen die gesamte Augenheilkunde betreffend.

So wie Holger Busse, der Liedermacher, es versteht, auf sensible Weise sein Publikum zu begeistern, so versteht es Holger Busse, der Augenarzt, auf seine Patienten als hervorragender Arzt und besonders auch als Mensch einfühlsam einzugehen. Als herausragender Diagnostiker und Operateur und mit der Erfahrung von Jahrzehnten kann er sicher entscheiden, welche Eingriffe und Behandlungsformen er den Patienten angedeihen bzw. zumuten kann, um deren Lebensqualität zu steigern und zu deren Zufriedenheit beizutragen; das heißt, im Vordergrund jeglicher Behandlung steht bei ihm der Mensch, dessen Erkrankung es zu heilen bzw. zu verbessern gilt. Er hat es geschafft, in den 39 Jahren seiner Tätigkeit an der Universitätsaugenklinik Münster (mit zweieinhalbjähriger Unterbrechung als Chefarzt in Ludwigshafen), anfangs als Assistent, danach als Oberarzt und später als Leiter, die Klinik durch die ihm schon von zu Hause mitgegebenen ethisch-moralischen Werte zu prägen; Werte, die sich heute oft der Ökonomie, der Rationalisierung und der Standardisierung unterordnen müssen.

Es ist Holger Busse zu wünschen, nach dieser langen, erfolgreichen Zeit mit Freude loslassen zu können, in Zufriedenheit zurückblicken zu können und die gewonnene Freiheit zu nutzen, um seinen künstlerischen Neigungen verstärkt nachzugehen. Möge er noch viele neue Lieder schreiben und uns noch oft mit seiner Musik erfreuen!

Mit diesem Widmungsheft wollen sich viele seiner Schüler, Kollegen, Wegbegleiter und Freunde bei Holger Busse bedanken und ihm auf diesem Wege für die Zukunft im Kreise seiner Familie viel Freude, Elan, Frohsinn und nicht zuletzt Gesundheit wünschen.

Bei dem Herausgeber der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde möchte ich mich für die mir gegebene Möglichkeit bedanken, diese Laudatio auf meinen Freund Holger Busse verfassen zu dürfen.

Peter Kroll, Münster

Dr. Holger Busse

Prof. Dr. Peter Kroll

Mecklenbecker Str. 80

48151 Münster

Email: phkkroll@yahoo.de