Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36(1): 38-43
DOI: 10.1055/s-0030-1265989
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungsinterventionen in der Therapie und Prävention von Adipositas bei Kindern: Was ist erfolgreich?

Nutrition Interventions in Therapy and Prevention of Obesity in Children: What is Successful?S.  Dämon1 , 2 , M.  Schätzer1 , F.  Hoppichler1 , E.  Ardelt-Gattinger2 , 3 , J.  Hattinger2 , 4 , S.  Ring-Dimitriou2 , 5 , D.  Weghuber2 , 4
  • 1SIPCAN – Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition, Salzburg
  • 2Obesity Academy Austria
  • 3Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg
  • 4Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
  • 5Interfakultärer Fachbereich für Sport- und Bewegungswissenschaften, Universität Salzburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Februar 2011 (online)

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Zusammenfassung

Die Ernährung im Kindesalter soll nicht nur eine bedarfsgerechte Versorgung mit Energie und essenziellen Nährstoffen für Wachstum und körperliche sowie geistige Gesundheit ermöglichen, sondern auch späteren ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Aufgrund des zunehmenden Übergewichts bereits bei Kindern und Jugendlichen sowie einem verbesserungsbedürftigen Ess- und Trinkverhalten in einer adipogenen Umwelt sind wirksame Konzepte und Programme für die Therapie und Prävention gefragt. Therapeutisch haben sich bestimmte Ernährungsrichtlinien bzw. -modelle bewährt. Für möglichst langfristige Erfolge sind jedoch umfassende multidisziplinäre, v. a. familienbasierte Lebensstilprogramme erforderlich. Um Änderungen im Ernährungsverhalten bewirken zu können, müssen – neben kognitiven Prozessen – zahlreiche Einflussfaktoren wie frühe Prägungen, Lernvorgänge und Erziehung und insbesondere das soziale und kulturelle Umfeld berücksichtigt werden. Schulen haben sich neben Familie und Umwelt als wichtigste Lebensräume von Kindern für Projekte zur Prävention und Gesundheitsförderung bewährt. So zeigen verschiedene Interventionen zur Ernährungsbildung sowie gesünderen Gestaltung des Verpflegungsangebots (als essenzielle Voraussetzung für gesünderes Verhalten!), dass Ernährungskompetenzen und -verhalten der SchülerInnen positiv beeinflusst werden können. Die Evidenzlage zu Gewichtseffekten muss derzeit als unklar eingestuft werden. Es scheint jedoch, dass kombinierte, multimodale Ernährungs-Bewegungs-Interventionen, die nicht nur das Schulumfeld einbeziehen, sondern auch frühzeitig auf Familien abzielen, Übergewicht am ehesten langfristig verhindern können. Dabei profitieren insbesondere Kinder aus intakten Familien oder solchen mit mindestens mittlerem sozioökonomischen Status. Für eine wirksame Prävention und auch Therapie sind u. a. auch daher gesamtgemeinschaftliche Interventionen und Konzepte notwendig, die nur durch eine politische Unterstützung Umsetzung und nachhaltige Erfolge finden können.

Abstract

Nutrition in childhood should not only provide adequate energy and essential nutrients for growth and physical as well as mental health, but also prevent future nutrition related diseases such as obesity, diabetes mellitus, or cardiovascular diseases. Due to the increasing prevalence of overweight in children and adolescents and a nutritional behavior, within an obesogenic environment, in need of improvement, effective concepts and programs for therapy and prevention are in demand. Certain nutritional guidelines and models have been proven to be therapeutically beneficial. However, extensive multidisciplinary family-based lifestyle programs are required for achieving sustained effects. In order to induce changes in nutritional behavior, numerous parameters such as early programming, learned behaviors, education, and in particular the social and cultural environments need to be taken into consideration. Besides family and environment, schools are important living spaces for children and therefore resemble a valuable setting for preventive projects and health promotion. Various interventions oriented towards nutritional education as well as improving foods offered at schools (as essential precondition for a healthier behavior!) demonstrate that nutritional competences and behavior of students can be positively affected. The body of evidence in regards to effects on weight is still unclear. However, combined, multicomponent nutritional- and exercise oriented interventions, not only geared towards the school environment, but also towards families at an early stage, are more likely to have a sustained effect on preventing overweight. Children from intact families or families of intermediate and high socio-economic status benefit more. Therefore, community based interventions and concepts are necessary for an effective prevention and therapy, which can only be successfully implemented with political support.

Literatur

Mag. Sabine Dämon, MAS

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