Gesundheitswesen 2011; 73(10): 650-659
DOI: 10.1055/s-0031-1286267
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorhersage von schulischen Lernstörungen durch SOPESS

Prediction of Learning Disability at School by Means of SOPESS
M. Daseking
1   Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen
,
F. Petermann
1   Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen
,
K. Simon
2   Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein Westfalen
,
H.-C Waldmann
1   Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Oktober 2011 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie:

Lese-Rechtschreibstörung und Rechenstörung zählen zu den häufigsten Entwicklungsstörungen im Kindesalter. Die Früherkennung von Risiken für eine gesunde Entwicklung in der Schule gehört zu den Aufgaben der schulärztlichen Einschulungsuntersuchung.

Methodik:

Die längsschnittlich angelegte Studie überprüft an N=372 Kindern die prognostische Validität des Sozialpädiatrischen Entwicklungsscreenings für Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS), das bei der Einschulungsuntersuchung in NRW eingesetzt wird. Zu Beginn der 2. Klasse wurden die Schulleistungstests DERET 1–2+, DEMAT 1+ und ELFE 1–6 eingesetzt.

Ergebnisse:

Die Prävalenzangaben zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten liegen im Bereich von 1,1% für die Rechenstörung bis 3,0% für die Rechtschreibstörung. Die Korrelationen zwischen Screening (Gesamtrisikowert) und Schulleistung weisen mit Werten von r= − 0,42 (DERET 1–2+) bis r= − 0,43 (ELFE 1–6) auf einen mittleren Zusammenhang hin. Für die prognostischen Validität der Untertests des SOPESS ergeben sich sehr hohe negative prädiktive Werte (0,80–0,93).

Schlussfolgerungen:

Im SOPESS unauffällige Kinder weisen zu Beginn der 2. Klasse keine Schwierigkeiten beim Erwerb von Lesen, Schreiben und Rechnen auf. Für Kinder mit einer Risikoprognose im SOPESS zeigt sich der Einfluss von Fördermaßnahmen: nur die Hälfte der zunächst auffälligen Kinder zeigt zu Beginn der 2. Klasse Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben oder Rechnen.

Abstract

Aim of the Study:

The responsibilities of public health authorities include early detection of risks for healthy development at school. Reading /writing disorder and math disorder are among the most common developmental disorders in childhood.

Method:

The present study conveys information about the prevalence of specific developmental disorders of scholastic skills (N=372) and assesses the prognostic validity of the social-paediatric screening of developmental status for school entry (SOPESS), the relevant criteria being DERET 1–2+, DEMAT 1+, and ELFE 1–6.

Results:

The prevalence of specific developmental disorders of scholastic skills ranges from 1.1% for dyscalculia to 3.0% for dyslexia. Adequate correlations of r= − 0.42(DERET 1–2+; DEMAT 1+) and r= − 0.43 (ELFE 1–6) as well as substantial negative predictive values (0.80–0.93) suggest an acceptable screening performance.

Conclusion:

Children without clinical findings in SOPESS do not display any learning disabilities at onset of the 2nd grade while children marked at risk by SOPESS seem to benefit from concurrent intervention (e. g., language promotion programmes): such disabilities emerge in only half of these children.