Zusammenfassung
Aktuelle Studien belegen, dass Gebärden einen förderlichen Effekt auf die Sprachentwicklung
von unter 3-jährigen Kindern und von Kindern mit Trisomie 21 haben. Den möglichen
Stellenwert, den Gebärden in der sprachtherapeutischen Intervention bei Kindern mit
einer umschriebenen Sprachentwicklungsstörung (USES) darstellen könnten, wurde bislang
kaum erforscht. In der vorliegenden, explorativen Studie wurde daher überprüft, ob
Kinder mit einer USES und einer semantisch-lexikalischen Störung Gebärden in ihr sprachliches
Handeln übernehmen und ob sie diese nutzen, um sich kommunikativ mitzuteilen. Des
Weiteren wurde ein möglicher Effekt von Gebärden auf das slow mapping exploriert. Hierzu wurde ein Gruppenvergleich von jeweils 6 Kindern mit USES und
einer semantisch-lexikalischen Störung durchgeführt. Die Kinder lernten in 3 Interventionseinheiten,
entweder mit Gebärdenunterstützung (Gebärdengruppe) oder ohne Gebärdenunterstützung
(Kontrollgruppe) 9 legale Pseudowörter. Es zeigte sich, dass die Kinder der Gebärdengruppe
die ihnen angebotenen Gebärden in ihr Handlungsrepertoire übernehmen und sich durch
deren Verwendung signifikant häufiger mitteilen konnten als die Kinder der Kontrollgruppe.
Ein statistisch nachweisbarer Effekt des Gebärdeneinsatzes auf das slow mapping wurde nicht erzielt.
Abstract
Recent studies show that gestures enhance language development in children under 3
years of age and in children with trisomy 21. To date, the possible significance of
gestures in therapeutic interventions for children with specific language impairment
(SLI) has barely been studied. In this exploratory study, we tested whether children
with SLI and a semantic-lexical disorder integrate gestures in their communicative
behaviour and whether they use it to express themselves. Furthermore, we investigated
whether gestures have a positive effect on the slow mapping. 12 children (aged 3;1
to 5;9 years) with SLI and a semantic-lexical disorder participated in this study
and were divided randomly into 2 groups (gesture group and control group). The children
learned 9 novel words in 3 training sessions either with gesture support (gesture
group) or without gesture support (control group). We found that the children in the
gesture group included the gestures in their communicative behaviour. Because of the
gesture use they were able to express themselves more often than the children of the
control group. There was no effect of gesture use on slow mapping.
Schlüsselwörter
Gesten - Gebärden - umschriebene Sprachentwicklungsstörung - Intervention - Pragmatik
- slow mapping
Key words
gestures - pantomime - specific language impairment - intervention - pragmatics -
slow mapping