Gesundheitswesen 2012; 74(11): 701
DOI: 10.1055/s-0032-1327729
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommunikation mit Patienten in der ­Chirurgie. Praxisempfehlungen für Ärzte aller operativen Fächer

Contributor(s):
Höhl Ekkehard
1   Stolberg
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Publication Date:
22 November 2012 (online)

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Vor geraumer Zeit setzte die Redaktion einer medizinischen Zeitschrift einen Chefchirurgen und einen Orchesterleiter zusammen an einen Tisch, damit diese durch ein Gespräch in Erfahrung bringen sollten, ob sie voneinander lernen können. Sie können!

Fächerübergreifendes Denken kann zu erstaunlichen Erkenntnissen führen.

Ebenfalls fächerübergreifend ist der Ansatz dieses Herausgeberbandes: Ein Chirurg mit jahrzehntelanger Erfahrung, einem damit endlosen Operationskatalog und einer imponierenden ärztlichen Grundhaltung und ein in der Psychiatrie tätiger Pädagoge mit spürbarer Sympathie für die Chirurgie, publizistisch sehr aktiv und Lehrer für Kommunikation, bündelten ihre Talente, um ein Grundlagenwerk zur Kommunikation in der Chirurgie vorzulegen. Die beiden sind Brüder, und wahrscheinlich war es auch die für solch ehrgeizige Vorhaben erforderliche geschwisterliche Verbundenheit, die sie nicht auf halber Strecke aufgeben ließ, denn ehrgeizig war und ist das Projekt allemal.

Von fundierten Beiträgen zum theoretischen Rahmen bis hin zu Beiträgen zu den einzelnen Disziplinen bietet der Band alles, was das Kommunikationsherz begehrt.

Wer eine frisch gefangene Scholle flink entgrätet, wer ein Meister des Filetierens ist, der mag im Anschluss daran ein guter Koch sein – ein guter Chirurg ist er dann noch längst nicht. Deutschlands Friseure sind in aller Regel brillante Redner und geübte, geduldige und verständnisvolle Zuhörer – diese Eigenschaften qualifizieren sie jedoch nicht zur Ausübung des ­Berufes eines Psychotherapeuten. „Schuster, bleib bei Deinem ­Leisten!“

Anders verhält es sich – leider oft – bei Chirurgen. Sie, so ist immer wieder zu hören, halten wenig vom Reden, da das Notwendige getan werden muss und die Zeit ohnehin knapp ist. Falsch! Gute, erlernte Kommunikation mit Patienten führt nicht selten sogar zu schnelleren Heilungsprozessen und würde die Flut von Behandlungsfehlervorwürfen sicherlich deutlich senken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten praktizierende Chirurgen, in der Ausbildung befindliche Ärzte und Lehrende lediglich die Tatsache akzeptieren, dass Kommunizieren eine Kunst und keine von Gott (dem ‚Halbgott in Weiß‘) geschenkte Gabe ist. Ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger, faktenreich, praxisnah und in vielfacher Hinsicht erhellend bietet das Buch allen neugierig gewordenen Vertretern der schneidenden Disziplinen die Chance eines (Neu-) Anfangs. Sie sollte genutzt werden!