Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2014; 19(2): 70-78
DOI: 10.1055/s-0033-1335448
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnose und Behandlung von sekundären Armlymphödemen nach Mammakarzinombehandlung – eine gesundheitsökonomische Evaluation aus der Perspektive der Privaten Krankenversicherung

Diagnosis and Treatment of Post-Breast Cancer Lymphedema – a Health Economic Evaluation from the German Private Health Insurance Perspective
A. Lange
,
A. Prenzler
,
J.-M. von der Schulenburg
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Publication Date:
16 May 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Sekundäre Armlymphödeme nach Mammakarzinom-OP treten bei ca. 10 – 20 % aller Patientinnen auf. Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr einer Chronofizierung. Als problematisch stellt sich heraus, dass sekundäre Armlymphödeme häufig übersehen, falsch oder zu spät diagnostiziert werden und damit eine optimal Therapie nicht mehr möglich ist. Neue Diagnoseinstrumente wie L-Dex 400, welche die sog. Bioimpedanzspektroskopie nutzen, ermöglichen gegenüber dem Standardverfahren eine deutlich frühere Diagnose einhergehend mit einer höheren Sensitivität und Spezifität. Mit der Behandlung von chronischen Lymphödemen sind dabei umfangreiche Kosten verbunden, die durch eine frühe Diagnostik gesenkt werden könnten. Die Kosten der neuen BIS-Diagnoseverfahren liegen hingegen deutlich über den Ausgaben für bisherige Diagnoseverfahren. Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es daher, den Budget-Impact durch die Nutzung von L-Dex 400 gegenüber der Standarddiagnostik zu analysieren.

Methoden: Die Kosten für L-Dex 400 wurden im Rahmen eines Budget-Impact-Modells über den Zeitraum von vier Jahren mit dem Standardverfahren verglichen. Hierfür wurden sowohl die Kosten der Diagnose, die Kosten der Lymphödembehandlung sowie Kosten für mögliche Folgeerkrankungen berücksichtigt. Die Bewertung der Kosten findet dabei aus der Perspektive der Privaten Krankenversicherung statt. Um Unsicherheiten innerhalb des Modells abzubilden, wurde zudem eine univariate Sensitivitätsanalyse durchgeführt.

Ergebnisse: Die Kosteneinsparungen aus Sicht der PKV belaufen sich insgesamt auf 57,2 Mio. € über den Zeitraum von vier Jahren bei der Nutzung von L-Dex 400. Die Einsparungen werden dabei durch deutlich geringere Behandlungskosten aufgrund einer frühzeitigen Diagnose getrieben. Das Ergebnis ist dabei besonders sensitiv für die Spezifität der beiden Verfahren, die Anzahl der inzidenten Brustkrebspatientinnen, Anzahl der Arztbesuche sowie die Kosten einer komplexen Entstauungstherapie.

Schlussfolgerung: Die Analyse zeigt, dass durch die Nutzung von L-Dex 400 zur Diagnose von sekundären Armlymphödemen die Kosten aus der Perspektive der Privaten Krankenversicherung im Vergleich zur aktuellen Standardmethode erheblich gesenkt werden können. Obwohl die Nutzung von L-Dex zunächst höhere Kosten bei der Diagnose verursacht, werden diese kompensiert durch Einsparungen bei der Behandlung des Lymphödems und möglichen Folgeerkrankungen durch eine frühzeitige Diagnose in einem reversiblen Stadium.

Abstract

Objectives: Secondary arm lymphedema after breast cancer (BC) treatment occurs in approximately 10 – 20 % of all patients. Arm lymphedema are still diagnosed at a late stage, often when symptoms begin to appear and too late for treatment to be effective. New diagnostic tools such as L-Dex 400, which use the bioimpedance spectroscopy (BIS) allow an early diagnosis along with a higher sensitivity and specificity. The objective of this study is therefore to estimate the economic outcomes associated with routine use of L-Dex 400 to aid in the assessment of lymphedema following breast cancer (BC) treatment.

Methods: A payer-perspective decision model was built to calculate the 4-year budget impact of using either current standard methods or BIS-aided assessments for lymphedema in post-BC patients among a hypothetical payer population. For this purpose, the costs of diagnosis, the costs of lymphedema treatment, and the cost of possible complications were considered. The assessment was made from the German private health insurance perspective. In addition, a univariate sensitivity analysis was performed.

Results: With L-Dex 400 the cost savings from the perspective of the private health insurance totals € 57.2 million over the four-year period. The savings are thereby driven by significantly lower treatment costs due to early diagnosis. Results of the sensitivity analysis suggest that the level of specificity of the treatment options, the number of incident patients and the number of medical consultations are the most influential input parameters

Conclusions: Over 4 year, BIS-aided assessment of lymphedema for patients following treatment for BC results in cost savings for the private health insurance. Initially higher diagnostic costs are offset by savings in the treatment of lymphedema and possible complications through early diagnosis in a reversible stage.